Buchen. Für die beim Schützenmarkt Aktiven ist die traditionelle Festbierprobe so etwas wie der lockere Aufgalopp zu intensiven und anstrengenden neun Tagen. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung bei dieser Veranstaltung am Donnerstagabend, die erstmals im Gasthaus „Löwen“ stattfand. Doch ganz ohne Gegenleistung durften die Gäste nicht den Gerstensaft verköstigen und das leckere Essen zu sich nehmen. Geduld war gefragt. Denn es galt, mehrere Ansprachen hinter sich zu bringen.
Trotz guter Laune wurde den Gästen spätestens dann der Ernst der Lage klar, als Oberschützenmeister Achim Schubert zur „Pressekonferenz mit Festbiervorstellung“ willkommen hieß. Ganz so formell wurde es dann aber nicht. Schubert begrüßte die Ehrengäste, bedankte sich bei den „Löwen“-Wirten und wies darauf hin, dass im Rahmen des Schützenmarkts auch eine Kunstausstellung in der Stadthalle gezeigt werde und die Kleintierzüchter an beiden Wochenenden mit ihrem Zelt am Martinshäusle vertreten seien (wir berichteten).
Dann rief er zum Bieranstich Bürgermeister Roland Burger nach vorn, der mit Rat oder Tat von Selina Behringer und Steffen Kreutzer sowie Beigeordnetem Benjamin Laber, Marktmeister und amtierender Schützenkönig Frank Helm, den Festwirten Alfred und Christian Groll sowie Vertretern aus dem Vorstand der Schützengesellschaft bei seinem Werk unterstützt wurde. Nach wenigen Schlägen floss der Gerstensaft und füllte Biergläser und Masskrüge.
Während die Ehrengäste miteinander anstoßen und große Schlücke des Biers genießen durften, musste der Großteil der Teilnehmer bei weiteren Ansprachen ausharren. So erfuhren sie von Steffen Kreutzer, Verkaufsleiter der Distelhäuser Brauerei, dass das Bier über eine goldgelbe Farbe, 11,6 Prozent Stammwürze und einen Alkoholgehalt von 4,9 Prozent verfüge. Das Bier verfüge über einen malzig-süßlichen Duft und einen milden, malzigen Körper. „Freuen Sie sich auf einen milden, süffigen Biergenuss“, sagte er.
Bürgermeister Roland Burger ging auf das Sicherheitskonzept für den Schützenmarkt (wir berichteten) ein. Man orientiere sich an einem Modell aus Rheinland-Pfalz, da für das Land Baden-Württemberg keine klaren Vorgaben existierten. So habe man die Zugangsstraßen mit Betonblöcken abgesperrt. An der Umsetzung des Konzepts seien AWN, Bau-Henn, Schützengesellschaft, Feuerwehr und Polizei beteiligt. „Wir können keine absolute Sicherheit garantieren“, sagte Burger. „Aber wir reduzieren die Gefahren stark.“
Festbier oder kein Festbier?
Ist das Schützenmarkt-Festbier ein Festbier oder nicht? Recherchiert man im Internet nach dem Begriff, erfährt man, dass ein so bezeichneter Gerstensaft über eine Stammwürze von mindestens 13 Prozent und einen Alkoholgehalt von fünf bis sechs Prozent verfügen müsse. Beide Kriterien erfüllt das Schützenmarkt-Festbier nicht. „In Bayern gilt eine Festbier-Verordnung, nach der ein Festbier eine höhere Stammwürze und einen höheren Alkoholgehalt aufweisen muss“, erläuterte Steffen Kreutzer von der Distelhäuser Brauerei. „In Baden-Württemberg gibt es diese Regelung nicht.“ Hierzulande dürfe man jedes Bier als „Festbier“ bezeichnen. Der Gerstensaft, der im Festzelt ausgeschenkt wird, sei geschmacklich mit einem hellen Bier vergleichbar. Er sei mit weniger Bitterhopfen als ein Pils gebraut worden. Deswegen schmecke das Bier süffig. „Weil es weniger Alkohol enthält als ein typisches Festbier, kann man getrost eine Mass mehr trinken“, merkte Kreutzer augenzwinkernd an.
Marktmeister Frank Helm informierte darüber, dass rund 60 Schausteller den Schützenmarkt mit ihren Fahrgeschäften und Verkaufsständen bereicherten. Besonders freute er sich darüber, dass erstmals André Massel mit dem Fahrgeschäft „Beach-Polyp“ in Buchen vertreten ist. Helm ist stolz darauf, dass langjährige Teilnehmer wie Ariana Haas und Thorsten Goldbach dem Schützenmarkt weiterhin die Treue hielten. „Es wird in Zukunft schwieriger sein, Markthändler zu finden“, sagte Helm. Denn die Anzahl der Händler habe abgenommen und werde sich auch weiter reduzieren.
Nach einem dreifachen „Gut Schuss“ endete der befürchtete Reden-Marathon, der sich zur Freude der Gäste als lockerer Sprint herausgestellt hatte. Die Besucher widmeten sich dem eigentlichen Sinn des Treffens: dem Bier, dem leckeren Essen und den Gesprächen mit den anderen Gästen.
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