Buchen. Auf der Deponie „Sansenhecken“ erzeugt seit kurzem eine neue Anlage Strom aus Methangas. Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsministerin Nina Warken informierte sich am Freitagmittag über die Funktionsweise des innovativen Verfahrens.
Die „Abfallwirtschaftsgesellschaft Neckar-Odenwald-Kreis“ (AWN) hat rund 1,5 Millionen Euro für die neue Anlage ausgegeben und rund 880.000 Zuschuss für diese Investition erhalten. AWN-Geschäftsführer Mathias Ginter ging zunächst auf die Entstehungsgeschichte der Deponie bei Buchen ein. Diese sei 1983 auf „Sansenhecken“ in Betrieb genommen worden. Anfangs habe man dort auch Grüngut und Klärschlamm eingelagert. Seit 2005 dürfe in Deutschland kein biogenes Material mehr in Deponien eingebaut werden. Das in der Deponie vorhandene biogene Material vergärt zu Methangas. Dieses wird mit einem Gasmotor in Strom umgewandelt. Anfangs war dazu noch eine Maschine mit rund 800 Kilowatt an Leistung nötig, inzwischen genügt ein Motor mit 80 Kilowatt. Der so erzeugte Strom reicht aus, um den gesamten Deponiebetrieb einschließlich Elektromobilität autark mit Strom zu versorgen.
Doch weil die Menge an verwertbarem Methangas sinkt, musste das bisherige Verfahren geändert werden. Jetzt setzt man auf die von Joachim Lehner von der Firma Contec entwickelte „In-Situ-Stabilisierung“. Deshalb wurde die Gasfassungsinfrastruktur in den vergangenen zwei Jahren auf die inzwischen völlig veränderte Methangasentstehung im Deponiekörper angepasst. Die Absaugung und Komponenten wie Gasbrunnen sowie Leitungen wurden optimiert. Außerdem werde sogenanntes „Gutgas“ von „Schwachgas“ getrennt. Das Schwachgas wird in umweltfreundliche Wärme umgewandelt. Wie Ginter und Lehner erläuterten, vermeide man dank der neuen Anlage den Ausstoß von rund 132.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten. Die dadurch erzielten Vermeidungskosten belaufen sich für die AWN auf elf Euro pro Tonne, abzüglich der staatlichen Förderung auf sieben Euro. Müsste das Unternehmen Kohlendioxid-Zertifikate erwerben, müsste es pro Tonne 55 Euro ausgeben. Derzeit läuft die Anlage im Probebetrieb.
„Sansenhecken ist eine Innovationsschmiede“, sagte Landrat Brötel. Er wies darauf hin, dass Methan für das Klima 30mal schädlicher sei als Kohlenstoffdioxid. „Deshalb müssen wir verantwortungsbewusst mit dem Abfallprodukt Methangas umgehen“, sagte Brötel. „Mit relativ kleinem Aufwand leisten wir so einen großen Beitrag zum Klimaschutz.“
Nina Warken zeigte sich beeindruckt von der Innovationskraft auf „Sansenhecken“. Sie war vor zwei Jahren im Entsorgungszentrum, als der Förderbescheid für diese innovative Technologie übergeben wurde. „Dieses ganzheitliche Konzept ist weltweit einzigartig“, stellte sie fest. „Klimaschutz wird hier konkret.“ Dank der eingesetzten Technologie könne man etwas Schädliches abwenden und es für die Erzeugung von Energie nutzen. „Wir müssen weiterhin Innovation und Klimaschutz voranbringen“, forderte sie und lobte die Verantwortlichen für ihren Mut, neue Wege zu gehen.
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