Buchen. Ingolf Stromberger wird ab September neuer Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Adelsheim-Boxberg. Die Wahlsynode hat am Donnerstagabend den Pfarrer der Kirchengemeinde Großeicholzheim-Rittersbach in der Christuskirche in Buchen mit 67 Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und zwei Enthaltungen in dieses Amt gewählt. Er wird ab 1. Januar das neue Dekanat, das sich aus den Kirchenbezirken Wertheim, Mosbach und Adelsheim-Boxberg zusammensetzen wird, gemeinsam mit Wibke Klomp, Dekanin des Kirchenbezirks Wertheim, und Folkhart Kroll, Dekan des Kirchenbezirks Mosbach, leiten.
Die Veranstaltung in der evangelischen Kirche in Buchen war mehr als eine Wahl. Bezirkskantor Hyun Soo Park stimmte mit virtuosem Orgelspiel die Teilnehmer auf den Abend ein. Pfarrer Karl Kreß, Vorsitzender der Bezirkssynode, wies darauf hin, dass Buchen Sitz des neuen Kirchenbezirks werden soll, der zum 1. Januar aus den drei bisherigen Bezirken Mosbach, Wertheim und Adelsheim-Boxberg gebildet wird. Auch die künftige katholische Großgemeinde wird ihren Sitz in der Odenwaldstadt haben. „Die örtliche Basis für die ökumenische Arbeit bleibt also bestehen“, sagte Kreß.
Es folgte ein Gottesdienst, den Prälatin Heide Reinhard hielt. Sie ging in ihrer Predigt auf das Markusevangelium, 14, 3 – 9, ein. Dort wird von einer Frau erzählt, die in Bethanien Jesus mit kostbarem Nardemöl salbt. Umstehende kritisieren die Vergeudung dieses teuren Öls. „Da herrschte dicke Luft“, übersetzte die Prälatin die Situation in zeitgemäße Sprache und wies auf die Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“ hin. Auch Ehren- und Hauptamtliche in der Kirche verfügten über Schwächen. Man soll Missstimmungen mit anderen Personen, in Gruppen und Gremien ansprechen und auflösen sowie Ungeklärtes klären, forderte sie.
Landesbischöfin Professor Dr. Heike Springhart erläuterte, wie es dazu gekommen sei, dass man Ingolf Stromberger als Kandidaten für das Amt des Dekans ausgewählt hat. „Die Kirche befindet sich in stürmischer See“, stellte sie fest. „Gott schafft die Zukunft der Kirche. Wir müssen Kirche gestalten.“ Das sei unter anderem auch die Aufgabe des Dekans. So stehe die Ausgestaltung von Kirche in dem bald größeren Kirchenbezirk an. „Der Dekan muss diesen Prozess so leiten, dass alle Beteiligten gut auf dem Weg sind“, sagte die Landesbischöfin. Er müsse theologische Konzepte entwickeln, Kraft geben, andere mitnehmen und Personal gut führen. „All das traue ich dem Kandidaten zu“, sagte sie. „Ich schlage Ingolf Stromberger von ganzem Herzen als neuen Dekan vor.“
Der Kandidat stellte sich der Wahlsynode vor und sprach über seine Vorstellungen von der Arbeit als Dekan. Stromberger ist in Müllheim im Markgräflerland mit vier Geschwistern aufgewachsen. Er spielte Fußball, Fagott im Orchester und setzte sich in der Jungschar ein. Nach dem Abitur verbrachte er 15 Monate in Brasilien als Helfer in einer diakonischen Einrichtung mit suchtkranken Männern. Anschließend studierte er Theologie in Heidelberg und Tübingen.
Seit 15 Jahren lebt und wirkt er als Pfarrer in der Kirchengemeinde Großeicholzheim-Rittersbach. Seit zehn Jahren ist er Bezirksjugendpfarrer im Kirchenbezirk Mosbach. Vor fünf Jahren wurde er in die Landessynode gewählt. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes und zweier Töchter.
Seine Hauptaufgabe als Dekan bestehe zunächst darin, die drei Kirchenbezirke zu vereinigen. Man müsse Strukturen verschlanken, um Kosten zu senken. „Als Kirche müssen wir in Bewegung bleiben mit einer Bewegung, die von Innen kommt“, sagte er.
Stromberger wird zunächst den Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg leiten, ab Januar dann den großen Bezirk mit zwei weiteren Dekanen. Nach der Pensionierung von Dekan Folkhard Krall wird er mit Wibke Klomp gemeinsam den neuen Kirchenbezirk leiten. „Ich finde diese Konstellation reizvoll“, sagte er. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“
Er wolle für Haupt- und Ehrenamtliche gleichermaßen ansprechbar sein. „Wir brauchen ein hohes Maß an Fehlerfreundlichkeit“, forderte er. „Und wir benötigen eine Einsicht in die eigene Unvollkommenheit und Verletzlichkeit.“ Dazu bedürfte es Kritikfähigkeit und Barmherzigkeit. „Wir müssen Veränderungsprozesse mit einer geistlichen Grundhaltung gestalten“, stellte er fest.
In der anschließenden Fragerunde meldete sich niemand. Das lag im Wesentlichen daran, dass Stromberger sich in kirchlichen Gremien bereits vorgestellt hatte. Anschließend wurde er in geheimer Wahl mit 67 Stimmen bei zwei Enthaltungen und einer Ablehnung zum neuen Dekan gewählt. Das entspricht einer Zustimmung von rund 96 Prozent.
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