Neckar-Odenwald-Kreis. Im Rahmen des Pressegesprächs des Unternehmerkreises Buchen im Hotel Prinz Carl informierten auch Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar und des Unternehmensverbunds Südwest (USW) über die Lage ihrer Mitgliedsunternehmen in der Region. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Nitschke stellt die Ergebnisse einer Konjunkturumfrage bei rund 500 Firmen in der Metropolregion vor.
Die Auswertung der wirtschaftlichen Gesamtlage im Jahr 2025 zeigt tendenziell eine sich leicht nach unten neigende Seitwärtsbewegung. Beeinflusst wird dies durch internationale Risiken wie die Zollpolitik der USA, die Unsicherheiten durch den chinesischen Markt und die kriegsbedingten Risiken in der Ukraine und dem Gaza-Streifen. Aber auch die Inlandsnachfrage lasse zu wünschen übrig, hinzu kommen die steigenden Arbeitskosten, der Fachkräftemangel und die hohen Energiepreise, die keine Erholung der Konjunktur erwarten lassen. Bei einem Branchenvergleich zeige sich, dass sich die Industriebranche leicht verbessert hat, der Konjunkturklimaindex beim Handel hingegen stark sinkt. Als Hauptrisiken werden die schwache Inlandsnachfrage, die hohen Arbeitskosten, der Fachkräftemangel, die Energiepreise und geopolitische Spannungen gesehen.
Niedrige Arbeitslosenquote im Neckar-Odenwald-Kreis
IHK-Geschäftsführer Dr. Andreas Hildenbrand ergänzte, dass sich bei einem Blick auf den Arbeitsmarkt der Neckar-Odenwald-Kreis mit der geringsten Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent zum 31. August 2025 (Vorjahr 4,0 Prozent) gegenüber den Regionen Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis gut darstellt. Insgesamt sind im Landkreis 3.460 Arbeitssuchende gemeldet (Vorjahr 3.310). Die Zahl der Ausbildungsplätze ist aufgrund von Nachholeffekten im Landkreis summiert um 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, wobei hier der kaufmännische Bereich ein dickes Plus von 23,1 Prozent ausweist, bei den gewerblich-technischen Stellen im Gegensatz zum Stichtag ein Minus von 8,6 Prozent bestand. Im IHK-Bezirk wurde ein Gesamtminus von 1,8 Prozent ermittelt. Dr. Hildenbrand wies besonders darauf hin, dass es immer noch freie Ausbildungsplätze gibt und appellierte an die Jugendlichen, sich zu bewerben. Der IHK-Fachkräftemonitor zeigt, dass aufgrund der demografischen Entwicklung unter Berücksichtigung des Wegfalls der Beschäftigten aus den Baby-Boomer-Jahren viele Stellen in allen Branchen heute und in den nächsten Jahren zu besetzen sind.
Arnd Suck ist Geschäftsführer der Bezirksgruppe des Unternehmerverbands Südwest. Der Interessenverband mit sozialpolitischer Ausrichtung betreut rund 240 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt etwa 55.000 Beschäftigten. Suck informiert über die Ergebnisse einer Befragung unter den Mitgliedsunternehmen, wonach diese steigende Lohn- und Lohnnebenkosten, die überbordende Bürokratie und die hohen Energiepreise als größte Probleme benennen. Die Investitionen sind bei der schwächelnden Auftragslage rückläufig, nur ein geringer Prozentsatz erwartet eine signifikante Verbesserung der Lage. Er appellierte an die Politik, hier entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit eine Erholung der Wirtschaft vorangeht. Wie im Podcast von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann findet er, dass bei passenden Voraussetzungen ein Ruck durch das Land gehen kann unter dem Motto: „Einfach mal machen!“.
Den Personalstand möglichst halten
Auch die Firmenvertreter informierten über die wirtschaftliche Lage, die bestehenden Problemfelder und die Aussichten ihrer Unternehmen beim Blick in die Zukunft. OKW-Geschäftsführer und Sprecher des Unternehmerkreises, Christoph Schneider, präsentierte zunächst die Ergebnisse einer Umfrage zur Auftrags- und Beschäftigungslage, an der sich 14 Firmen aus der Region aus acht Branchen mit zusammen rund 2.600 Beschäftigten und über 200 Auszubildenden beteiligt haben. Es zeige sich ein historisches Tief bei den Auftragseingängen, welches dazu führt, dass von keinem Unternehmen in den nächsten sechs Monaten eine Verbesserung erwartet wird. Die Umsatzwachstumserwartungen 2025 liegen bei Null. Die Kurzarbeit sei auf aktuell 14 Prozent gesunken, 25 Prozent erwarten einen Anstieg. Grundsätzliches Ziel der Firmen sei unisono, den Personalstand möglichst zu halten und durch erhöhte Bereitstellung von Ausbildungsplätzen dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Im Blick auf die Zukunft erwartet rund ein Viertel der mittelständischen Betriebe eine weitere Verschlechterung der konjunkturellen Lage. Anschließend informierten die Vertreter einzelner Unternehmer über die Situation ihrer Firmen:
Sparkasse Neckartal-Odenwald, Vorstand Martin Graser: Das Kreditinstitut verzeichnete 2024 eine gute Entwicklung und auch im laufenden Jahr werden positive Geschäftszahlen geschrieben. Speziell im originären Kreditgeschäft zeigt sich ein Anstieg der Ausleihungen, wobei der Privatbereich für Wohnbau und Sanierung deutlich dominiert und bei der Industrie nur ein leichtes Wachstum besteht. Steigend sei auch der Kreditbedarf der Kommunen. Bei einer Beschäftigungszahl von 390 Personen werden derzeit 41 Mitarbeitende ausgebildet. Trotz weiterhin schwieriger Rahmenbedingungen blickt die Bank zuversichtlich auf das wirtschaftliche Umfeld in ihrem Geschäftsgebiet.
Volksbank Franken, Vorstand Holger Dörr: Bemängelt werden vor allem die vielen Regulierungsvorgaben, auch im Bankbereich. Das Ergebnis der Genossenschaftsbank wird voraussichtlich nach 2024 auch in diesem Geschäftsjahr wachsen, wobei auch hier im Ausleihgeschäft der Privatbereich überwiegt und beim Gewerbe eine gewisse Zurückhaltung zu erkennen ist. Im Anlagebereich geht der Trend tendenziell zu Wertpapieren. Bis 2030 werden demografisch bedingt rund 30 Prozent der aktuell 222 Mitarbeiter der Bank wegfallen. Daher sei es weiterhin das Ziel, die Ausbildungsquote (derzeit 21 Auszubildende) konstant zu erhöhen. Die Digitalisierung sieht Dörr als Herausforderung und Chance für die Zukunft.
AZO Osterburken, Geschäftsführer Hartmut Eckert: Nach strategischer Weichenstellung im Vorjahr, in dem das schwächste Ergebnis seit Jahren zu Buche stand, zeigen sich im laufenden Jahr erste leicht positive Signale, die berechtigte Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung in der Branche machen. Der aktuelle Auftragseingang bei AZO liegt deutlich über den Vorjahreszahlen. Für den Standort Osterburken wurde mit einer Investition von 9 Millionen Euro für eine neue Logistikhalle ein Zeichen gesetzt. AZO beschäftigt 780 Mitarbeiter weltweit. Eckert appelliert an die Politik, endlich Reformen anzustoßen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland im globalen Wettbewerb zu stärken,
Dossmann Rippberg, Vertriebsleiter Dirk Herkert: Kurzarbeit ist seit einem Jahr kein Thema mehr bei der Eisengießerei im Walldürner Stadtteil. Durch den breitgefächerten Kundenstamm konnten Auftragsrückgänge, insbesondere im Maschinenbau, ausgeglichen werden. Die wirtschaftliche Gesamtsituation spürt das Unternehmen weiterhin. Kunden verlangen kurze Lieferzeiten, weil sie selbst Lagerkapazitäten reduzieren. Dies verlangt eine immer höher werdende Flexibilität der Mitarbeiter. Der wachsende bürokratische Aufwand bindet zunehmend Ressourcen bei aktuell 150 Mitarbeitern, darunter 13 Auszubildende. Aufgrund vieler neuer Projekte ist Herkert überzeugt, dass der Betrieb aus der derzeit angespannten Phase gestärkt hervorgehen wird.
Egenberger IT Solutions Buchen, Geschäftsführer Volker Egenberger: Das Unternehmen verzeichnet einen Umsatzrückgang im Jahr 2024 gegenüber 2023 um 1,2 Millionen Euro, ist aber weiterhin in der Gewinnzone und sieht seine Stärken vor allem durch die breit gefächerte Aufstellung im IT-Bereich. Der Schwerpunkt liegt in der Betreuung der IT-Infrastruktur bei Kunden ohne eigene Fachkräfte im IT-Bereich oder der Unterstützung bei personellen Engpässen weltweit. Prozesse müssen immer mehr automatisiert werden, da die personellen Ressourcen abnehmen. Die Ausbildung ist ein wichtiges Thema im IT-Systemhaus, wenngleich immer wieder Fachkräfte von anderen Dienstleistern, speziell auch aus dem öffentlichen Dienst, abgeworben werden.
Maschinenfabrik Eirich, Hardheim: In einem uns vorliegenden schriftlichen Statement informiert der geschäftsführende Gesellschafter Ralf Rohmann, dass ab dem zweiten Quartal 2024 nach zuvor guten Ergebnissen ein Umsatzrückgang zu Kurzarbeit führte und erst Ende des Jahres 2025 eine leichte Verbesserung der Lage erwartet wird. Extreme Preissteigerungen, Lieferengpässe und ein steigender Wettbewerbsdruck durch asiatische Technologieanbieter mit einer aggressiven Marktpolitik fördern die deutschlandweite negative Entwicklung im Maschinen- und Anlagenbau. Eirich wird seine weltweiten Produktionsstandorte kostenoptimiert umbauen und hat bereits Prozesse zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit angestoßen.
Hoffmann + Krippner Buchen, CEO Frank Wahlandt: Von einem noch zufriedenstellenden Ergebnis 2025 ist nach der mit einem sehr hohen bürokratischen Aufwand einhergehenden Umstrukturierung der Firma mit rund 240 Beschäftigten im Jahr 2024 auszugehen, da noch Auftragsbestände aus dem gut verlaufenen Vorjahr vorhanden waren. Für 2026 werden negative Auswirkungen durch die schwächelnde Automobilbranche erwartet. Die Stärke des innovativen Unternehmens, dessen Spezialgebiet die individuelle Herstellung von einzigartigen, sicheren und smarten Eingabesystemen ist, sieht Wahlandt in der Flexibilität für den Kundenstamm in einem breit gefächerten Branchenmix. „Made in Germany“ ist ein Qualitätsstandart bei den High Tech Produkten, mit dem man auch heute noch punkten kann.
Kuhn Technische Anlagen Höpfingen, Geschäftsführer Jürgen Kuhn: 195 Mitarbeitende sind derzeit im Familienunternehmen tätig, das maschinen- und elektrotechnische Anlagen für Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung fertigt. Der Geschäftsverlauf 2025 ist mit einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr zufriedenstellend, wobei die Umsatzrendite durch deutlich höhere Personalkosten, unsäglichem Bürokratiewahn und immer schwerer werdenden Rahmenbedingungen, wie beispielsweise das Vergaberecht bei öffentlichen Auftraggebern, nur leicht positiv ausfallen wird. Den aktuellen Auftragseingang und die Marktchancen bezeichnet Kuhn als gut, die Personalsituation hat sich verbessert, ein Erweiterungsbau der Firma ist in Planung.
Mosca Elektronik und Antriebstechnik Buchen, Geschäftsführer Roman Henn: Seit Juni 2025 ist nach einem Umsatzeinbruch von 30 Prozent im Vorjahr, einhergehend mit Kurzarbeit, wieder Vollzeitbetrieb angesagt. Im Geschäftsverlauf ist eine Stagnation festzustellen, die in der wirtschaftlichen Situation in Deutschland, der Zollpolitik und Unsicherheiten durch bürokratische Umsetzungen begründet ist. Beim hochqualifizierten Fachpersonal baut Mosca aktuell Kapazitäten im Bereich des technischen Know-how auf, die Fertigungsperformance hingegen wird tendenziell abgebaut, was der gesamtwirtschaftlichen Situation geschuldet ist. Offene Lehrstellen konnten leider nicht adäquat besetzt werden.
Odenwälder Filtersysteme Buchen, Geschäftsführer Michael Dörsam: In der Firma, die hochpräzise Filter- und Düsensysteme für die Kunststoffverarbeitung und Spritzgussbranche entwickelt, fertig und vertreibt, konnte der Umsatz in den vergangenen drei Jahren trotz zunehmend herausfordernder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen stabil gehalten werden. Die Kosten jedoch sind gleichzeitig, insbesondere im Personalsektor, gestiegen, was die Spielräume für Investitionen erheblich einschränkt. Daneben sieht Dörsam die zunehmende Bürokratie als größte Wachstumsbremse. Ein weiteres Thema ist der Fachkräftemangel, dem durch gezielte Aus- und Fortbildungsmaßnahmen begegnet wird. Trotz aller Hindernisse blicke man zuversichtlich in die Zukunft.
Odenwälder Kunststoffwerke (OKW) Gehäusesysteme Buchen, Geschäftsführer Christoph Schneider: Mit rund 9.000 Kunden weltweit liefert der Spezialist für Gehäuse und Drehknöpfe für den elektronischen Apparatebau in viele Branchen eine breite Auswahl seiner Produkte und positioniert sich seit 40 Jahren als Qualitäts- und Innovationsführer in diesem Markt. 107 Mitarbeiter, darunter acht Azubis sind beim Familienunternehmen beschäftigt. Zur Jahresmitte waren Umsatzrückgänge von sieben Prozent gegenüber dem bereits rückläufigen Vorjahr zu verkraften. Die aktuellen Umsätze und Auftragszahlen liegen auf Vorjahresniveau, zum Jahresende werden erste Signale für eine schrittweise spürbare Erholung im dynamischen, zukunftsträchtigen Markt erwartet.
Orca Gehäusetechnik Buchen, Geschäftsführer Peter Bauer: Die etablierte Industrievertretung für Kunststoff- und Metallgehäuse konzentriert sich im Vertrieb und in der Betreuung flächendeckend auf Süddeutschland und Österreich. Das Geschäftsjahr wurde im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatzrückgang von rund zehn Prozent abgeschlossen. Die Zurückhaltung bei Beschaffungen hat sich weiter verstärkt und prägt das Marktgeschehen. Orca rechnet mit einer weiteren Investitionszurückhaltung und mit einer eigenen stagnierenden Umsatzentwicklung. Aufgrund der anhaltenden Konjunkturschwäche werden erste Maßnahmen zur Anpassung der Personalstruktur zum Jahresende umgesetzt. Mit realistischem Optimismus blicke man in die Zukunft.
Schifferdecker Verwaltung Buchen, Andreas Schifferdecker: Das Unternehmen ist eine reine Vermietungsgesellschaft. Im absoluten Vordergrund bei den Vermietungen stehen aktuell die hohen Energiekosten. Diese haben bei der Bewertung von Gewerbeimmobilien maßgeblichen Einfluss darauf, wie sich diese verkaufen, vermieten und betreiben lassen. Schifferdecker sprach eigene Beobachtungen bei den Endverbrauchern an, die erkennen lassen, dass die ökonomische Lage derzeit negativ zu bewerten ist.
Schimmel Filtertechnik Adelsheim, Geschäftsführer Matthias Roos: Die Fertigung von technischen Filtern und Sieben sowie Präzisionsdrehteilen bietet dem globalen Kundenstamm maßgeschneiderte, innovative Systemlösungen aus einer Hand. 2024 konnte das beste Geschäftsergebnis seit 17 Jahren erzielt werden, aktuell ist von einer Seitwärtsbewegung auszugehen. Das 2019 durchgeführte Insolvenzverfahren führte durch restriktive Maßnahmen zu einem erfolgreichen Sanierungsprozess. Das Unternehmen sieht sich breit aufgestellt und durch eine hohe Flexibilität für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet, wenngleich sich durch die Situation bei den Automobil-Zulieferern eine schwieriger werdende Lage abzeichnet.
Schimscha Ravenstein-Erlenbach, Katrin Schimscha: Das Familienunternehmen entwickelt, konstruiert und produziert zukunftsweisende, wirtschaftliche Lösungen im Blechbereich. Trotz angespannter Wirtschaftslage verlief das Geschäftsjahr 2025 bislang erfolgreich, wobei Rückgänge im Maschinen- und Anlagenbau durch die vorhandene Branchendiversität ausgeglichen werden konnten. In die Beschaffung von zwei neuen High-Tech-Maschinen wurden im laufenden Jahr 2,5 Millionen Euro investiert. Dadurch konnte man den Automatisierungsgrad erhöhen, die Produktivität steigern und ein klares Zeichen für den Standort und die Firmenphilosophie „Made in Baden-Württemberg“ setzen.
Abschließend zog der Sprecher des Unternehmerkreises Buchen, Christoph Schneider das Fazit, dass sich bei den vorgetragenen Statements wie ein roter Faden die Problemfelder Arbeitskosten, Energiepreise, Fachkräftemangel, Bürokratie und die schwächelnde Konjunktur ziehen. Ein Dilemma seien der Fachkräftemangel, die Inflation und der Krankenstand, der die Personalkosten überproportional in die Höhe treibt in einer Phase, wo eigentlich Personal gehalten und Stellen gesichert werden wollen.
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