Zahlreiche Bürger sowie Gäste aus nah und fern gratulierten am Samstag dem SV „Germania“ Adelsheim zum 100-jährigen Bestehen.
Adelsheim. In der voll besetzten Eckenberghalle feierte der SV „Germania“ Adelsheim mit seinen Abteilungen Fußball, Tischtennis, Leichtathletik, Volleyball und Turnen am Samstagabend sein 100-jähriges Bestehen. Das Motto: „SV Germania Adelsheim – 100 Jahre jung“.
Die Freude in den Gesichtern des Vorstands war unverkennbar, denn: Im vergangenen Jahr ist mit der Inthronisierung von fünf Vorsitzenden – Daniel Hofmann (Sport), Ralf Remmler (Vorstandsvorsitzender/Finanzen/Verwaltung), Marco Rieß (Technik), Julian Dolk (Jugendsportleiter) und Bernd Bopp (Wirtschaftsbetrieb) – eine Neustrukturierung, gelungen. So wurde die Last auf mehrere Schultern verteilt.
Last auf mehrere Schultern verteilt
29 ehrenamtliche Helfer verstärken das Team, welches den SV nun mit vereinten Kräften in die Zukunft führen wird. Der SV hat sich unvergessliche Verdienste bei der über 40 Jahre währenden Kooperation mit der JVA und bei der Integration von Spätaussiedlern Anfang der neunziger Jahre erworben. Das Aushängeschild ist nach wie vor die Tischtennisabteilung, deren 1. Mannschaft in der höchsten Spielklasse in Baden (Verbandsliga) am Spielbetrieb teilnimmt.
Das „Highlight“ des Festaktes, der von der Projektband des Eckenberg- Gymnasiums unter der Leitung von Marius Zetzmann musikalisch umrahmt wurde, dürfte die Talkrunde mit den „Zeitzeugen“ (ehemalige Vorsitzende, Funktionäre und Spieler) gewesen sein.
Julian Dolk hieß zunächst die „Zwerge-Turnerinnen“ (Kinder bis zum dritten Lebensjahr) mit ihren Eltern auf die Bühne willkommen. Diese zeigten einen Mitmachtanz.
Im Anschluss begrüßte Vorstandsvorsitzender Ralf Remmler die Besucher. Dann führte die zweite Kinderturngruppe, „Sport, Spiel Spaß“ (Drei- bis Neunjährige), einen Tanz auf.
Mit einem Schülerwettbewerb sei in den achten und neunten Klassen der Martin-von-Adelsheim-Schule das Vereinswappen überarbeitet worden. Remmler dankte dafür den Kunstlehrerinnen Häußler und Volk, sowie Rico Würz, der die Vorlage für das Jubiläumslogo geliefert habe.
In einem Video-Film von Mathias Schmitt wurde die Geschichte des SV präsentiert (wir berichteten).
In seiner Festrede befasste sich Remmler mit dem Thema „jung“. „Ein Verein wie der SV Adelsheim wird sich immer in einer Entwicklung befinden, sprich, er wird ewig jung bleiben. Hierzu benötigen wir keine Pillen und keine Cremes, nein wir benötigen nur unsere Mitglieder.“ Man müsse die Entwicklung und die Organisation des Vereins stetig den äußeren Bedingungen anpassen. Damit könne sichergestellt werden, dass der Verein auch in der Zukunft jung bleibe. Unter „Entwicklungen“ verstehe man die Anpassung der Vereinsstruktur, mit der man es geschafft habe, den Verein in das Jubiläumsjahr zu führen. Aber auch die sportliche Entwicklung und die Anpassung an die demographische Entwicklung sei eine Aufgabe, der man sich ständig stellen müsse.
Soziale Verantwortung
Remmler verlas einen Auszug aus der Rede des verstorbenen Ehrenvorsitzenden Ernst Bühl, die dieser bei der Gründungsveranstaltung der Kooperation mit der JVA hielt: „Wer einen Sportverein lediglich an seinen spektakulären Höhepunkten misst, der geht an der Arbeit und der Aufgabe des Vereins vorbei. Die Erfolge sind danach zu bemessen, inwieweit es gelungen ist oder gelingt, eine breite Bevölkerungsschicht zur aktiven Betätigung auf dem grünen Rasen oder in der Sporthalle zu bringen“. Dies habe sich bis zum heutigen Tag nicht verändert, stellte Remmler fest. Sportliche Erfolge seien vergänglich. Die soziale Verantwortung, die vor 100 Jahren ebenso gegeben war wie heute, nicht. Das Umfeld, in dem sich der SV befinde, ändere sich. „Wenn wir als Verein nicht jung sind und uns entsprechend entwickeln, können wir unserer sozialen Verantwortung nicht gerecht werden“, bilanzierte der Vorstandsvorsitzende. Aus diesem Grund sei der wichtigste Baustein die Jugendarbeit.
Im Anschluss stellte Daniel Hofmann die Tischtennisabteilung vor und bezeichnete diese als Aushängeschild des Vereins. Jugendleiter Heinz Kniesner, der diese Abteilung über 20 Jahren leitete, dürfe als „Vater des Erfolges“ bezeichnet werden. Er stellte das Tischtennisspielen vor, bei dem es auf Kondition, Konzentration, erforderliches Ballgefühl und Tempowechsel ankomme.
„Talkrunde“
Zu der folgenden „Talkrunde“ begrüßte Remmler Matthias Hoensch, Gründungsmitglied der Tischtennisabteilung im Jahr 1954, Peter Frank, Trainer der Leichtathletikabteilung, Karlheinz Ebel, jüngster Spieler der Mannschaft im Jahr 1949 in der 1. Amateurliga, sowie den ehemaligen Vorsitzenden Friedhelm Hirschmann (1967 bis 1981) und Ralf Remmler (1981 bis 2002).
Karlheinz Ebel erklärte, dass man 1950 mit der Fußballmannschaft zu den Auswärtsspielen in den Bereich Karlsruhe und Pforzheim mit drei beziehungsweise vier Pkw fuhr. Er berichtete über die Einkehr nach den Spielen in einer Gaststätte und bezeichnete diese als „3. Halbzeit“. Die Schienbeinschoner seien das wichtigste gewesen.
Matthias Hoensch informierte über die Fahrten mit der Tischtennismannschaft, die aus sechs Spielern bestand. Man habe lediglich zwei Motorräder zur Verfügung gehabt. In den Wintermonaten sei das Jugendheim (heutiges Schützenhaus) mit alten Stühlen beheizt worden, da kein Brennmaterial zur Verfügung stand. Nach jedem Heimspiel fand in einer Adelsheimer Gaststätte das „Nachspiel“ statt. Anfang der 90er Jahre seien viele Spätaussiedler zur Tischtennisabteilung gestoßen, die bei der Integration unterstützt wurden. Heute leitet ein ehemaliger Aussiedler, Alexander Eckstein, die Abteilung Tischtennis.
Richard Remmler erzählte, dass er 1958 nach Adelsheim gekommen sei. Niemand wollte damals die Fußballabteilung übernehmen, da habe er sich zur Verfügung gestellt. In seinen 21 Jahren als Vorsitzender sei vieles in Eigenleistung erbracht worden. Das Sportheim sei undicht gewesen, weshalb ein Kniestock daraufgesetzt und ein neues Dach errichtet wurde. Ein Hartplatz wurde neu erbaut und eine Beregnungsanlage installiert.
Peter Frank gab einen Einblick in die Leichtathletikabteilung. Es sei keine Hochsprungmatte vorhanden gewesen, weshalb diese mit genähten Säcken errichtet wurde. In der neueren Zeit sei die Rundbahn um den Sportplatz verschwunden und man musste in den Wald ausweichen. Die Athleten hätten an Badischen und Deutschen Meisterschaften teilgenommen und auch einige Badische Meistertitel errungen. Die erfolgreichsten Sportler seien unter anderem Fabian Berger, Julia Fuchs, Jerome Indenbirken und Marcel Freyer gewesen. Er habe mit seinem Kollegen Günther Banschbach das Training geleitet. Es sei von Vorteil gewesen, dass sie beide an der Grund- und Hauptschule Adelsheim als Lehrer tätig waren und die Schüler kannten, so Frank.
Friedhelm Hirschmann: „Als ich Vorstand wurde, war die Kasse so leer, dass der Sand für die Weitsprungspringgrube nicht bezahlt werden konnte.“ Der Boden vom Jugendheim wurde erneuert und das Sportheim gebaut. Für diesen Bau fing er an, Gelder zu sammeln. Die Stadt Adelsheim gab einen Zuschuss in Höhe von 60 000 Mark, und der Badische Sportbund und die JVA unterstützten ebenfalls finanziell den Bau. Durch die Mithilfe vieler Freiwilliger sei es möglich gewesen, das Sportheim (Baukosten: 200 000 Mark) schuldenfrei zu bauen, so Hirschmann abschließend.
Marco Rieß dankte – nach den Ehrungen und den Grußworten (siehe weitere Berichte auf dieser Seite) – allen, die zum Gelingen des Festaktes beigetragen haben.
SV „Germania“ ehrte Mitglieder
Beim Festakt „100 Jahre SV Adelsheim“ ehrte Bernd Bopp langjährige und verdiente Mitglieder.
50 Jahre: Martin Geresch, Bernd Hofmann, Johann Prokosch, Albert Rückert, Ernst Schneider, Walter Windschüttl, Walter Fischer. 51 Jahre: Ralf Ebel. 52: Peter Sitte. 53: Tilde Bühler, Theresia Biber. 54: Rosemarie Danz. 55: Bernhard Barta, Emil Kniesner und Heinz Kniesner, August Speckhardt, Peter Stohl. 56: Helmut Bertsch, Rainer Bühler, Volker Fuchs, Horst Geier. 57: Franz Barta, Helmuth Roth, Friedhelm Hirschmann. 59: Theodor Kern und Richard Remmler.
60 Jahre: Doris Windschüttl, Joachim Müller. 61: Mathias Baumgartner, Günter Wörner. 62: Gerold Bartl-Zuba. 63: Gretel Mangold. 64: Peter Frank, Gerhard Helget, Karlheinz Kniehl. 68: Matthias Hoensch und Kuno Reinhardt.
70 Jahre: Karlheinz Ebel, Reinhold Haag, Kurt Jaschek, Egon Keller, Friedrich Schmutz, Albert Spöhrer. 73: Hermann Friedlein. jüh
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/buchen_artikel,-buchen-jugendarbeit-wichtigster-baustein-des-erfolgs-_arid,1432188.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/adelsheim.html