Gewichtsabnahme

Jojo-Effekt: Wie Michael Ruppert 25 Kilo ab- und wieder zunahm

Michael Ruppert hat vor zwölf Jahren mit RTL und einer Ernährungsberaterin 25 Kilogramm abgenommen. Inzwischen hat er sein Ausgangsgewicht wieder erreicht. Er führt das auf Stress und mangelnde Disziplin zurück.

Von 
Martin Bernhard
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„Abnehmen ist zu 80 bis 90 Prozent Kopfsache“: Michael Ruppert hatte dank einer Ernährungsumstellung 25 Kilo abgenommen, allerdings innerhalb von drei bis vier Jahren auch wieder zugenommen. © Martin Bernhard

Buchen. Eigentlich hatte alles sehr gut angefangen: Michael Ruppert, 52-jähriger Geschäftsmann aus Buchen, beteiligte sich vor zwölf Jahren an einer Aktion des Fernsehsenders RTL. Vor den Augen von rund 1,6 Millionen Zuschauern wollte er 25 Kilogramm abnehmen und anschließend, gekleidet in seinen Hochzeitsanzug, mit seiner Frau essen gehen.

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149 Kilogramm wog er damals. Wie er erzählte, trank er vor der Ernährungsumstellung 18 Tassen Kaffee am Tag und stopfte Schokoriegel in sich hinein. Dass er damals als Handballtrainer vergleichsweise viel Sport trieb, glich die falsche Ernährungsweise kaum aus.

Auf seiner Reise zu weniger Gewicht begleitete ihn Ernährungsberaterin Dr. Christina Steinbach aus Buchen. Gemeinsam stellten sie einen Plan auf, der vorsah, dass er nur dreimal am Tag essen sollte. „Ich habe öfter und mehr gegessen als vorher“, erinnert er sich. Obst, Gemüse Quark und Getreide standen auf seinem Ernährungsplan.

Er nahm sehr viel eiweißhaltige Lebensmittel wie Fisch, Fleisch und Hülsenfrüchte zu sich und kaum Kohlenhydrate. Der Plan sei auf Lebensmittel abgestimmt gewesen, die er gern ist. Außerdem trainierte Ruppert im Fitnessstudio nach einem Konzept, bei dem elektromagnetische Wellen und Lymphdrainage eingesetzt wurden. Zudem fuhr er Mountainbike.

Elf Kilogramm in fünf Wochen

Nach fünf Wochen hatte der damals 40-Jährige elf Kilogramm abgenommen, nach vier Monaten 13 Kilogramm sowie sechs Zentimeter an Bauchumfang verloren. Nachdem acht bis neun Monaten vergangen waren, wog er 25 Kilogramm weniger. Der Hochzeitsanzug zwickte zwar noch etwas. Aber der Geschäftsmann konnte darin seine Frau zum Essen ausführen und hatte damit sein Ziel erreicht. Etwa ein Jahr lang hielt der Geschäftsmann sein Gewicht. Dann zog der ehemalige Handballtrainer sich beim Sport eine Knieverletzung zu. „Dann war die Disziplin nicht mehr da“, stellt er im Rückblick fest. Und auch Frust und Stress im Beruf nahmen zu. „Wenn man Stress hat, isst man anders“, sagt er.

Wie man sich dauerhaft motiviert

Dr. Peter Scharf, ärztlicher Psychotherapeut für Erwachsene, Kinder und Jugendliche über Verhaltungsänderungen.

Herr Dr. Scharf, warum hat Michael Ruppert sein reduziertes Gewicht nicht gehalten?

Dr. Peter Scharf: Er weiß garantiert nicht, ob sich das für ihn auszahlt. Denn wir Menschen verfügen im Gehirn über ein Belohnungssystem. Es muss sich für einen lohnen, sich anzustrengen. Damals, als Michael Ruppert abnahm, hat er davon gezehrt, dass er in der Öffentlichkeit stand. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Es fehlt ihm an Eigenmotivation.

Wie kann man sich dauerhaft motivieren?

Scharf: Wir brauchen eine klare Zielvorstellung. Die Sache mit dem Hochzeitsanzug war ein gutes Ziel, denn das war konkret, bildhaft und mit Emotionen verbunden. Ein Wunsch allein reicht nicht aus, um die nötige Disziplin für eine dauerhafte Verhaltensänderung zu entwickeln. Denn ein Wunsch ist unspezifisch. Das ist eine Nebelpackung. Man wird Ausflüchte finden, etwas nicht zu tun, sobald es schwierig wird.

Funktioniert denn Abnehmen in der Gruppe?

Scharf: Das kann funktionieren, solange man Teil der Gruppe ist, zum Beispiel , wenn man in ein Motivationsloch fällt. Das ist meist nach zehn bis 15 Wiederholungen einer neuen Gewohnheit der Fall. Wenn man 40 bis 50 Wiederholungen geschafft hat, wird diese meist zum Selbstläufer. Von Dauer wird eine Verhaltensänderung aber nur, wenn wir uns aus uns selbst heraus motivieren. Wir müssen es für uns tun und sollten nicht auf die Anerkennung von außen angewiesen sein. Beim Abnehmen kommt erschwerend hinzu, dass Essen selbst einen Belohnungseffekt auslösen kann. Um so wichtiger ist die Selbstmotivation mit konkreten Zielen. mb

Langsam aber sicher nahm er an Gewicht zu. Innerhalb von drei bis vier Jahren hatte er sein Ausgangsgewicht von rund 150 Kilogramm wieder erreicht. Dieses bleibt bis zum heutigen Tag konstant. Obwohl Michael Ruppert sein reduziertes Gewicht nicht auf Dauer halten konnte, würde er jederzeit wieder an solch einer Aktion teilnehmen. „Ich kann jedem empfehlen, mit einer Ernährungsberatung abzunehmen“, sagt er. Jetzt will der Unternehmer wieder Gewicht verlieren, allerdings ohne Ernährungsberaterin. „Dafür habe ich keine Zeit und keine Nerven“, erklärt er. Nach seiner Erfahrung findet Abnehmen zu 85 bis 90 Prozent im Kopf statt. „Man muss seine Komfortzone verlassen“, erläutert er. Vielleicht bräuchte er eher eine Psychotherapie als eine Ernährungsberatung, gibt er zu Bedenken. Aber dazu sei er nicht bereit.

Nach Ostern will der Geschäftsmann mit dem Abnehmen beginnen und auf seine Ernährungspläne von vor zwölf Jahren zurückgreifen. „Ich will beweglicher werden und insgesamt bewusster leben“, sagt er. Über ein konkretes Gewichtsziel verfügt der 52-Jährige nicht. Er will einfach besser aussehen, wenn voraussichtlich im Juni der Neubau seines Unternehmens eingeweiht wird.

Redaktion

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