Bundesverdienstkreuz für das Ehepaar Jäger - Große Lebensleistung der beiden Buchener Hautärzte umfassend gewürdigt

Höchste Ehren für höchst Bescheidene

Von 
Christian Hagenbuch
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Höchste Ehren für höchst Bescheidene: Die Hautärzte Dr. Elisabeth Jäger und Ehemann Prof. Dr. Gerold Jäger wurden von Landrat Dr. Achim Brötel mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.

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Buchen. "Selbstloser Einsatz unter schwierigsten Bedingungen, doch mit unmittelbarer Wirkung". "Herausragendes Engagement im Zeichen weltumspannender Nächstenliebe". Diese Beschreibungen begleiteten Prof. Dr. Gerold Jäger und Dr. Elisabeth Jäger bei der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Für ihr jahrelanges medizinisches Wirken in Uganda und Tansania erhielt das Ehepaar im Saal des Alten Rathauses in Buchen am vergangenen Freitagabend die höchste Auszeichnung des Staates aus den Händen von Landrat Dr. Achim Brötel. Zum Auftakt der festlichen Feierstunde, musikalisch begleitet vom Salonorchester Buchen unter Mitwirkung von Prof. Jäger, hieß Bürgermeister Roland Burger "in der guten Stube Buchens" neben den beiden Hauptpersonen auch zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens sowie langjährige Freunde und Weggefährten des Paares willkommen.

Burger: "Heute ist ein schöner Anlass für eine Familienzusammenführung". Das Wirken der beiden Hautärzte sei durch viele, positiv besetzte Attribute gekennzeichnet: Engagiert, selbstlos, vorbildlich, uneigennützig, passioniert und bescheiden. Die dadurch entstandene Verbundenheit mit der Ärzteschaft in Afrika wurde durch die Anwesenheit der Dres. Leo Odongo und Stephen Mirembe dokumentiert.

In der anschließenden Laudatio ließ Landrat Dr. Brötel die wesentlichen Lebens- und Berufsstationen Revue passieren. Prof. Dr. Gerold Jäger, am 27. November 1937 in Herrlich/Schlesien geboren, und Dr. Elisabeth Jäger, geboren am 21. Oktober 1944 in Landstuhl, hätten sich in Würzburg kennengelernt. Bereits 1967 sei Gerold Jäger im Rahmen eines Studienaufenthalts als ausgebildeter Lepraarzt nach Äthiopien gekommen. Der erste gemeinsame Auslandseinsatz führte beide von 1970 bis 1972 nach Uganda in ein Hospital in Jinja, unterstützt vom damaligen Deutschen Aussätzigen-Hilfswerk, der heutigen Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe.

Die Situation dort unter der Herrschaft Idi Amins sei in jeder Hinsicht nur als katastrophal zu bezeichnen gewesen. Auf die Vertreibung 1972 folgten Rückkehr und Praxiseröffnung als Hautärzte in Bad Brückenau, dann 1979 der Umzug nach Buchen.

Ab 1997 wurde Prof. Dr. Jäger Leiter der Abteilung Dermatologie an der staatlichen Universität Mbarara/Uganda, wo das Ehepaar eine Hautklinik aufbaute. Im Zentrum stand die Bekämpfung von Lepra, Tuberkolose und Aids, auch außerhalb der Klinik, in entlegenen Gebieten und Gefängnissen.

HIV-Abteilung aufgebaut

2004 wechselten die Eheleute Jäger an eine Klinik in Ikonda/Tansania. Sie bauten eine HIV-Abteilung auf und betreuten diese bis 2007. Die praktizierte Kombinationstherapie wurde gefördert vom Global Fund, der 2002 nach dem G 8-Gipfel in Genua gegründet wurde.

Nach der Buchenrückkehr 2007 folgte ab 2009 ein weiterer Aufenthalt in Mbarara, diese Verbindung setzt sich bis heute fort. Neben der akuten medizinischen Versorgung setzten die Geehrten weitere Schwerpunkte ihrer Tätigkeit: dermatologische Früherkennung von HIV-Infektionen, Aufklärung der lokalen Bevölkerung, Schaffung funktionsfähiger Strukturen vor Ort und Ausbildung einheimischer Mediziner als Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu kam die Sicherstellung der Wasserversorgung für die Hautklinik. Während der Aufenthalte in Deutschland betrieben die beiden mit Vorträgen, Erlebnisberichten und Seminaren die fortwährende Sensibilisierung der Bevölkerung für die Notwendigkeit humanitärer Hilfe. Durch das unablässige Sammeln von Spenden konnten etwa die benötigten Medikamente gekauft werden.

Einher ging die Schaffenschronologie mit zahlreichen Klippen, Belastungen und Erfordernissen zur Improvisation. So konnte der drohende Abriss der Hautklinik 2010 von Prof. Jäger nur mit vollem persönlichen Einsatz verhindert werden.

Zur körperlichen kam extreme seelische Beanspruchung, etwa wenn die Mediziner Kleinkinder sterben sehen mussten. Immer waren sie selbst gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Brötel resümierte: "Daher gebührt Ihnen das Dankeschön des Staates für Ihr außergewöhnlich großes Lebenswerk im Dienste der Mitmenschlichkeit".

Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes stelle die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik dar. Dass Eheleute diese Auszeichnung gemeinsam, aber jeder für das eigene Lebenswerk erhielten, sei zudem absolut außergewöhnlich. "Es gibt nur eine Handvoll solcher Fälle pro Jahr", so der Landrat.

Nach der feierlichen Überreichung, gewürdigt vom CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Peter Hauk, als "Auszeichnung für die, die Besonderes geleistet haben", überbrachte MdB Dr. Dorothee Schlegel auch die Glückwünsche der drei weiteren regionalen Abgeordneten in Berlin.

In ihren Dankesworten berichtete Dr. Elisabeth Jäger von drei beispielhaften Episoden über Faszination und Herausforderungen bei der Arbeit auf dem fremden Kontinent. Prof. Dr. Gerold Jäger dankte allen Unterstützern, Helfern und Spendern. "Dieser Abend, diese Ehrungen kommen uns unwirklich vor. Wir sind ganz normale Leute. Ohne die Hilfe der Menschen hier, mit Herz und Verbindung nach Afrika, hätten wir nichts erreichen können."

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