In der Hettinger Pfarrkirche

Großer Gnadentag der Pfarrgemeinde

Erzbischof Dr. Hermann Schäufele weihte vor 50 Jahren Diakon Gerd Knühl Weißer Vater zum Priester

Von 
KM
Lesedauer: 
Bei der Priesterweihe (von links): Provinzial der Weißen Väter in Deutschland, Pater Baumeister, Ortspfarrer Robert Wohlfarth, Erzbischof Dr. Schäufele legt dem Weihekandidat Gerd Knühl die Hände auf, während Michael Kern das Lektionar hebt – und Werner Mackert das Mikrofon für die Ortsübertragung. © Karl Mackert

Hettingen. In der über 650-jährigen Geschichte der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul Hettingen gab es viele ereignisreiche Episoden und geschichtsträchtige Tage. Solch ein Tag jährt sich am 17. Juni zum 50. Mal.

Erstmals in der Geschichte der Pfarrei fand in der Pfarrkirche eine Priesterweihe statt. Der Hettinger Landsmann Diakon Gerd Knühl empfing durch den Freiburger Erzbischof Dr. Hermann Schäufele die Priesterweihe.

Nachdem Gerd Knühl dem Orden der Weißen Väter, heute Afrika Missionare, zugehörig war, kamen vor allen als Weiheorte die Niederlassungen der Weißen Väter in Deutschland in Betracht. Aber da ging der Freiburger Erzbischof in die Offensive, setzte dem Hin und Her ein Ende und fragte beim Weihekandidat an, ob er sich es vorstellen könnte auch in seiner Heimatpfarrei geweiht zu werden.

„Ich bin jederzeit bereit, nach Hettingen zu kommen und dort die Weihe vorzunehmen“, so Erzbischof Dr. Schäufele. Diese Botschaft aus Freiburg wurde mit großem Wohlwollen von der Gemeinde aufgenommen.

Einige Zeit vor der Weihe kamen einige Weiße Väter und hielten ein Tridium und bereiteten die Gemeinde geistig auf die Priesterweihe vor. Die Kolpingsfamilie zeichnete für den Ortschmuck verantwortlich, während die Frauengemeinschaft, Girlanden-Kränze windeten, die in der Kirche im Chor und über den Kirchenportalen zur Ausschmückung angebracht wurden.

Am eigentlichen Festtag war schon in aller Herrgottsfrühe der Jahrgang 1942/43 und einige Mithelfer auf den Beinen und zauberten einen Teppich aus gefärbtem Sägemehl mit christlichen Motiven auf den Kirchenbuckel bis zum Pfarrhaus hin.

Auf Vermittlung von Ottilie Gremminger, die in Hardheim die Dorfhelferinstation hatte und besonders gute Beziehung zur Firma Gustav Eirich pflegte, gab es jede Menge in verschiedenen Farben gefärbtes Sägemehl, das dann auf die Vorlagen, die von Innenarchitekt Gerhard Merkert gezeichnet waren, zum Kunstwerk mit christlichen Symbolen wurde.

Um 9 Uhr wurden Erzbischof Dr. Hermann Schäufele und der Weihekandidat Gerd Kühl von den zahlreichen Geistlichen und der Gemeinde abgeholt und zur überfüllten Kirche geleitet, wo dann der mehrstündige Weihegottesdienst begann.

Um die ganze Gemeinde in das Weihesystem mit einzubeziehen, bediente man sich mit der noch intakten Ortsrufanlage. Elektromonteur Peter Scheuermann, der eine separate Leitung von der Kirche zum Sender im Rathaus legte, machte dies möglich. Der Ministrant Werner Mackert war verantwortlich mit dem Mikrofon, dass die Übertragung über die Ortsrufanlage im Ort alles hörbar war.

Festmahl

Im Lindensaal hielt der Neupriester mit seinen zahlreichen Verwandten und Bekannten, dem Erzbischof und der weltlichen Obrigkeit das Festmahl. Nach einer kurzen Andacht am Mittag folgte am Abend die Gemeindefeier im Lindensaal, wobei die Musikkapelle, der Kirchenchor, der Kinderchor und der Männerchor musikalisch mitwirkten.

Bürgermeister Adolf Trunk überreichte dem Neupriester einen termitensicheren Priesterkoffer, während Emil Mackert für die Vereine ein Präsent übergab und Karl Mackert für den Jahrgang ein Meßgewand schenkte.

Aufrichtige Dankesworte richtete der Neupriester Gerd Knühl an alle, die an seiner Priesterweihe und diesem Festtag zum guten Gelingen beigetragen haben. Pater Knühl, dessen Wunsch es war, alsbald als Missionar nach Malawi zu gehen, wurde durch die malawischen Behörden über ein halbes Jahr hinaus gezögert.

In einem Aussendungsgottesdienst Anfang Januar 1974 konnte Ortspfarrer Robert Wohlfarth den Missionar Gerd Knühl mit der Überreichung des Missionskreuzes nach Malawi in die Diözese Mzuzu aussenden.

Nach mehreren Jahren musste Gerd Knühl krankheitshalber in die Heimat zurück und war in verschiedenen Ordenshäuser der Weißen Väter in Deutschland im Einsatz, wovon er einige Jahre als Chefredakteur der gemeinsamen Ordenszeitschrift „Kontinente“ fungierte.

Pater Knühl ist zwei Tage nach seinem 75. Geburtstag am 13. Oktober 2017 in Trier verstorben und wurde im Hauptfriedhof im Abteil Ordensgemeinschaften beigesetzt. KM

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten