75. Jahrestag der Pogromnacht - Professor Eveline Goodman-Thau aus Jerusalem geehrt / Vortrag zum Thema "Recht und Gerechtigkeit"

"Friedenstaube" für besonderes Wirken

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Bürgermeister Roland Burger überreichte Professor Eveline Goodman-Thau mit der "Friedenstaube" eine ganz besondere Auszeichnung.

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Buchen. Der 75. Jahrestag der Pogromnacht war Anlass für eine Gedenkstunde mit Professor Dr. Eveline Goodman-Thau aus Jerusalem in der Gedenkstätte, der ehemaligen Synagoge in Buchen (die FN berichteten).

Bereits am frühen Nachmittag bestand für rund 80 Schüler aus drei Schulklassen der Oberstufe des Burghardt-Gymnasiums Buchen Gelegenheit, mit der Professorin für jüdische Religions- und Geistesgeschichte ins Gespräch zu kommen. Bei diesen Gesprächen und intensiven Diskussionen mit den Schülern stand das Thema "Recht und Gerechtigkeit" im Mittelpunkt, aber auch die Frage nach der Beziehung zwischen Geschichte und der eigenen Biografie. Das Gemälde "Die weiße Kreuzigung" von Marc Chagall war Ausgangspunkt einer eingehenden Interpretation.

"Recht und Gerechtigkeit" war auch das zentrale Thema des Vortrags von Professor Dr. Goodman-Thau am Abend im Klösterle. Doch zuvor erhielt die Direktorin der Hermann-Cohen-Akademie aus den Händen von Bürgermeister Roland Burger eine ganz besondere Auszeichnung: Eine "Friedenstaube" des Künstlers Richard Hillinger, die Teil des Projekts "Illustration der 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" ist und zum 60. Jahrestag ihrer Erklärung durch die UN entstand.

Diese Friedenstaube, die es in 30 Exemplaren gibt, reist um die ganze Welt und wird jeweils an Persönlichkeiten verliehen, die sich in besonderem Maße für die Menschenrechte eingesetzt haben.

Professor Goodman-Thau hat, so heißt es in der ihr verliehenen Urkunde der Stadt Buchen, "vor 15 Jahren die Hermann-Cohen-Akademie initiiert und maßgebliche Beiträge zur Erinnerung an die aus der Stadt Buchen vertriebenen jüdischen Mitbürger geleistet." In Dankbarkeit für ihr Wirken wurde ihr nun die Friedenstaube überreicht, die sie nach Jerusalem mitnehmen und dem dortigen Bürgermeister überreichen möchte, ehe sie im Frühjahr 2014 wieder nach Buchen zurückkehrt.

In ihrem anschließenden Vortrag griff sie dann auch das Symbol der Taube auf, die ihren Ursprung in der biblischen Geschichte von der Arche Noah hat, erinnerte an das höchste Ideal der Menschheit, den Frieden. "Recht und Gerechtigkeit müssen dazu beitragen, den Frieden in der Welt zu bewahren", so Goodman-Thau.

Dies begründete sie aus der Bibel, insbesondere aus der Genesis-Erzählung von der Erschaffung der Welt, der Schaffung des Adam als Ebenbild Gottes.

In den gleichen Kontext stellte sie mit Noah und Abraham weitere Personen der Bibel und verdeutlichte deren eigene Verantwortlichkeit in Bezug auf Recht und Gerechtigkeit.

Wie bereits bei der Gedenkfeier in der Synagoge machte sie deutlich, dass jeder Mensch die Freiheit und die Verpflichtung habe, vom Staat gesetztes Recht und Verordnungen kritisch zu hinterfragen, sich zu wehren, wenn hier Unrecht geschehe. Nur so könne jeder Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen.

Dem Vortrag schloss sich ein beeindruckender musikalischer Teil an. Dr. Thomas O. H. Kaiser (Gitarre), Gloria Kaiser (Violine) und Balthasar Kaiser (Cajon) spielten hebräische und jiddische Lieder. Der Konzertchor "Cantamus" unter der Leitung von Michael Wüst trug Lieder in hebräischer Sprache, eine Vertonung von Dietrich Bonhoeffers "Von guten Mächten wunderbar geborgen" sowie Gospels vor. GT

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