Buchen. Die „Franz Fertig Sitz- und Liegemöbel KG“ hat am vergangenen Donnerstag Insolvenz angemeldet. Wie Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Steffen Rauschenbusch aus Mannheim auf FN-Anfrage erläuterte, wolle man den Geschäftsbetrieb des Buchener Traditionsunternehmens stabilisieren und fortführen. „Wegen eingesetzter Zahlungsschwierigkeiten konnten die Löhne im August nicht bezahlt werden“, sagte Rauschenbusch. Deshalb sei es der richtige Schritt der Geschäftsführung gewesen, das Insolvenzverfahren einzuleiten. So konnte der Rechtsanwalt Insolvenzausfallgeld beantragen. Damit sind die Löhne der 67 Mitarbeiter bis Ende Oktober gesichert. Außerdem biete das Insolvenzverfahren die Chance auf einen Neustart für das Unternehmen.
Nach den Worten von Rauschenbusch hat die Zahlungsunfähigkeit des Sitzmöbelherstellers hauptsächlich zwei Ursachen. So hatte ein Großkunde, die MV-Werften, Anfang des Jahres Insolvenz angemeldet. Dieses Unternehmen stellt Kreuzfahrtschiffe her. Für diese produziert das Buchener Unternehmen Polster- und Multifunktionsmöbel. Für einen Großauftrag habe Fertig Es Es hat bereits Material bestellt und mit der Produktion begonnen. Die vereinbarten Zahlungen der MV-Werften seien ausgeblieben.
„Außerdem stellen wir eine spürbare Zurückhaltung bei Endkunden im Konsumgüterbereich fest“, sagte Rauschenbusch. Diese sei auf die Verunsicherung der Verbraucher durch Ukrainekrieg und gestiegener Inflation zurückzuführen. „Es ist schwierig, am Standort Deutschland in dieser Fertigungstiefe mit Gewinn zu produzieren“, erläuterte der Insolvenzverwalter.
Derzeit verfüge die Firma Fertig über genügend Aufträge, um weiterarbeiten zu können. Allerdings müsse man bei einigen Lieferanten, bei denen Rechnungen offen sind, erreichen, dass sie Fertig weiter belieferten, sagte Rauschenbusch.
Wie es in einer Mitteilung des Unternehmens heißt, habe man mehrere aussichtsreiche Projekte im Schiffs- und Objektbereich in Arbeit, die ab 2023 ein Baustein bei der Unternehmensfortführung nach dem Insolvenzverfahren sein sollen. In 2019 und 2020 habe das Unternehmen erstmals in seiner Firmengeschichte so viele Großaufträge gewonnen beziehungsweise Vertragsabschlüsse vorbereitet, dass eine Auslastung für die kommenden Jahre gesichert gewesen wäre. Ob sich das Buchener Unternehmen aus eigener Kraft wird aus der Krise herausarbeiten können oder ob man einen Investor wird finden müssen, ist nach den Worten des Insolvenzverwalters noch offen.
Die Firma Fertig stellt Multifunktionsmöbel für den gehobenen Bedarf her. Nach eigenen Angaben machte das Unternehmen bisher rund zwei Drittel seines Umsatzes im Privatbereich, ein Drittel mit Abnehmern aus der Hotelbranche, von Pflegeeinrichtungen, Kliniken, Seniorenresidenzen und mit Reedereien, die Kreuzfahrtschiffe bauen. Die Anfänge der Sitz- und Liegemöbelfabrik Fertig reichen bis 1729 zurück. Damals machte sich Franz Anton Fertig als Sattler selbstständig. Sein Urenkel Franz Fertig gründete 1892 die Polstermöbelfabrik. Für die Korpus-Elemente und Auszugsrahmen der Sofas verwendet Fertig hauptsächlich Buchenholz aus der Region. Privatkunden erhalten die Möbel bei rund 150 meist inhabergeführten Geschäften. mb
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