Regionalgeschichtliche Bibliothek "Zwischen Neckar und Main": Aus der Gelehrtenbibliothek von Professor Peter Paul Albert hervorgegangen

Ein Schatz für die Erforschung der Region

Lesedauer: 

Buchen. Vor nahezu 90 Jahren hat die Stadt Buchen "eine Büchersammlung zur Geschichte Badens, insbesondere der Region zwischen Neckar und Main" käuflich erworben, die bis heute den Grundstock der regionalgeschichtlichen Bibliothek "Zwischen Neckar und Main" - kurz auch Heimatbücherei genannt - bildet. Verkäufer war Professor Dr. Peter Paul Albert.

Bibliothek von Peter Paul Albert

Der aus Steinbach bei Mudau gebürtige Freiburger Stadtarchivdirektor hat sich in seinen Dienstjahren nicht nur für die Geschichtsforschung der Breisgaumetropole und ihres Umlandes engagiert, sondern sein wissenschaftliches Werk gruppierte sich auch um seine Heimat, das badische Frankenland. Hatte er schon vor seiner Pensionierung im Jahre 1924 erste Veröffentlichungen zur Geschichte seiner Heimat verfasst, so hat er sich vor allem in den folgenden drei Jahrzehnten bis zu seinem Tod ausführlich mit der Geschichte des badischen Frankenlandes beschäftigt.

Im Laufe jahrzehntelanger Forschungsarbeit hatte er sich eine Gelehrtenbibliothek aufgebaut, die nicht nur alle wesentlichen, bis zu diesem Zeitpunkt erschienenen Monografien zur Orts- und Regionalgeschichte enthielt, sondern auch die wichtigsten landeskundlichen Zeitschriften und Periodika - eine Büchersammlung, die wirklich schon damals in der Umgebung ihresgleichen suchte.

Peter Paul Albert hatte mit seinem Verkauf eine weitsichtige Bedingung verknüpft: In einem Vertrag zwischen der Stadt Buchen und dem wenige Jahre zuvor gegründeten Verein Bezirksmuseum wurde festgelegt, dass die Stadt dem Verein die Bibliothek für seine wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung stellt und auch die erforderlichen Mittel bereit hält, um die Bibliothek in angemessener Form durch neue Publikationen zu ergänzen. Demgegenüber verpflichtet sich der Verein zur Pflege der Bibliothek und benennt aus den Reihen seiner Mitglieder einen Betreuer. Diese Regelung wurde inzwischen auf unbefristete Zeit vertraglich geregelt.

Im Sinne dieser Verträge wurde die regionalgeschichtliche Bibliothek "Zwischen Neckar und Main" seither fach- und sachkundig betreut und stetig weiter ausgebaut. Besondere Verdienste erwarben sich Karl Tschamber, der zwischen 1935 und 1958 für die Betreuung zuständig war, Pfarrer Schmitt aus Großeicholzheim, und schließlich seit 1975 Gymnasialprofessor Helmut Brosch.

Systematisch ergänzt

Insbesondere Helmut Brosch hat durch gezielte Neuerwerbungen den Bibliotheksbestand systematisch ergänzt und die bereits von Albert und Tschamber begonnene Erschließung der Bestände weiter vorangetrieben. Ergänzend zum systematischen Katalog hat er einen Verfasserkatalog angelegt, der die Buchrecherche wesentlich erleichtert. Seiner vorbildlichen Arbeit ist es zu verdanken, dass der Bibliotheksbestand um jährlich durchschnittlich 400 bis 500 Bücher, Broschüren oder Fachzeitschriften vermehrt wurde. Dank seiner hervorragenden Kenntnisse des gesamten Bestandes wurde die Bibliothek inzwischen auch nicht nur von Vereinsmitgliedern, sondern auch von zahlreichen Heimat- und Regionalhistorikern und in den letzten Jahren vermehrt von Schülern genutzt. Die Bibliothek konnte in den Jahren der Betreuung durch Helmut Brosch ihren Ruf als historische Forschungseinrichtung erheblich ausbauen.

Seit dem Tod von Gymnasialprofessor Brosch im vergangenen Jahr wird die Bibliothek durch Diplom-Archivarin (FH) Gerlinde Trunk weiter geführt. Erst kürzlich wurde der Bestand in den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund aufgenommen. Mit der digitalen Erfassung der Bibliothek wird im Laufe der nächsten Monate begonnen; danach wird der Bestand auch über Internet recherchierbar sein. Der Gesamtbestand der regionalgeschichtlichen Bibliothek umfasst rund 10 000 Verzeichnungseinheiten, darunter auch eine ganze Reihe Bücher des 17. und 18. Jahrhunderts.

Beispielhaft seien erwähnt die Göttweiger Chronik des Abtes Gottfried Bessel von 1736 oder die für die Geschichte der Region überaus wertvolle Chronik des Klosters Amorbach aus dem Jahr 1786 von P. Ignatius Gropp.

Die bereits von Albert übergebenen historischen Fachzeitschriften und Periodika wie "Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins", "Badische Heimat", "Freiburger Diözesanarchiv", "Würzburger Diözesangeschichtsblätter", "Archiv für Unterfranken und Aschaffenburg", "Mainfränkisches Jahrbuch" und andere mehr sind ab dem zumeist schon im 19. Jahrhundert erschienenen Band 1 bis zur Gegenwart komplett vorhanden.

Die meisten Neuzugänge werden über den Ankaufsetat der Stadt Buchen finanziert, aber auch der Verein Bezirksmuseum trägt durch Schriftentausch im Rahmen der gegenseitigen Mitgliedschaft mit benachbarten Geschichtsvereinen zur Vermehrung der Bestände bei. G.T.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten