Eberstadt. „Unser Boden ist ein unglaublich reicher Lebensraum“, stellte Landrat Dr. Achim Brötel, stellvertretender Vorsitzender des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald, in seiner Rede fest. So lebten auf einem Quadratmeter Erdreich mit einer Tiefe von 30 Zentimeter bis zu 80 Regenwürmer, 50 Asseln, eine Million Fadenwürmer und Wimpertierchen, eine Milliarde Pilze und eine Billion Bakterien. Die Lebewesen zersetzten organisches Material und damit Nährstoffe für das Wachstum von Pflanzen. „Der Boden ist Grundlage unseres Lebens“, sagte Brötel. Er halte den Wasserhaushalt im Gleichgewicht, speichere Kohlenstoff und sei damit ein wichtiger Klimaschützer. „Er ist die Grundlage für unser gesamtes Ökosystem.“ Der Landrat wies darauf hin, dass es 10 000 Jahre gebraucht habe, bis sich der Boden in seiner jetzigen Form gebildet habe.
Mit der neuen Bodenprofilstele wolle man diese Zusammenhänge wieder ins Bewusstsein der Menschen rücken. Eine weitere Stele steht in Eberbach.
Erde für Stele aus Hettingen
Die Erde für die Eberstadter Stele hat man im Wald in der Nähe des Hettinger Forsthauses entnommen. Der Boden ist typisch für den Übergang vom Buntsandstein zum Muschelkalk. Die Stele verfügt auf Augenhöhe von Kindern über zwei Gucklöcher. Durch diese können die Betrachter einen Regenwurm und andere Kleinlebewesen sehen, die künstlich nachgebildet wurden. Außerdem kann man sich an zwei Tafeln über geologische und biologische Zusammenhänge informieren. Das Land Baden-Württemberg hat nach Angaben von Brötel die beiden Stelen mit insgesamt rund 45 000 Euro gefördert.
Geopark-Geschäftsführerin Dr. Jutta Weber bestätigte, was ihr Vorredner über die Bedeutung des Erdreichs für die Menschen gesagt hat: „Auf einem Kubikzentimeter Boden leben über neun Milliarden Lebewesen.“ Diese stellten fruchtbare Erde her. Die Bodenprofilstele sei ein Ort,an dem man sehen könne, wie eng die Menschen mit der Natur verbunden seien. Sie wies auch auf die Kooperation des Geo-Naturparks mit der Geopark-Arbeitsgemeinschaft des Burghardt-Gymnasiums Buchen hin. Diese sei auf erdgeschichtliche Themen fokussiert.
Peter Hauk, Minister für Verbraucherschutz, Ernährung und Ländlicher Raum, lobte die Arbeit des Unesco-Geoparks Bergstraße-Odenwald: „Die Bodenprofilstele ist eine tolle Idee.“ Er habe während seines Forststudiums selbst im Wald Bodenproben entnommen und analysiert. So sei sein Interesse an Geologie geweckt worden. Er wünschte der Stele viele Besucher.
Standort gut gewählt
Bürgermeister Roland Burger informierte über die Eberstadter Höhlenwelten als „Eingangstor zum Geopark“. 65 000 bis 70 000 Menschen würden die Tropfsteinhöhle im Jahr besuchen. Deshalb sei der Ort für die Stele sehr gut gewählt.
Zwei Schüler des BGB zeigten im Anschluss, wie die vom Geopark geförderten „Outdoor-Tablets“ funktionieren. Unter anderem stellen diese mithilfe von Strichcodes Höhenunterschiede auf Landkarten dreidimensional dar.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/buchen_artikel,-buchen-eberstadt-wo-man-einen-blick-in-den-aufbau-des-erdreichs-werfen-kann-_arid,2044682.html