„Junger Kammerchor Rhein-Neckar“ - „Songs of Darkness“ in der Stadthalle Buchen / Chor und Elektronik erzeugten geheimnisvolle Stimmung

Dichte und berührende Atmosphäre

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Der „Junge Kammerchor Rhein-Neckar“ zauberte unter der Leitung von Mathias Rickert eine geheimnisvolle Atmosphäre in die Stadthalle. © Martin Bernhard

Mit einer gelungenen Mischung aus moderner und klassischer Chorliteratur, kombiniert mit elektronischen Klängen, zauberte der „Junge Kammerchor Rhein-Neckar“ eine geheimnisvolle Atmosphäre.

Buchen. Der preisgekrönte Chor gastierte am Samstagabend mit „Songs of Darkness“ im Rahmen der Reihe „Buchen in concert“ in der Stadthalle. Die Bühne war in Dunkelheit gehüllt, der Saal der Stadthalle lag in schummrigem Licht. Zweimal vier Sängerinnen und Sänger standen rechts und links an den Saalwänden, die anderen Sänger warteten im Bühnenhintergrund.

Rauschen, Klacken, Flüstern

Das Konzert begann mit elektronischen Klängen, die an rauschendes Wasser und prasselnden Regen erinnerten. Die Geräusche gingen in ein Klacken über, dann in ein Zischen und Flüstern. Schließlich trat der Chor auf die Bühne, jeder Sänger mit einer Leselampe an seiner Chormappe. So wie die elektronischen Klänge flossen auch die ersten drei Stücke ineinander über.

Das „Prelude“ von John Dowland, einem Komponisten aus dem 16. Jahrhundert, der im Wesentlichen Lautenlieder komponierte, arrangierte der 30-jährige Dominik J. Dieterle. Dieser erzeugte selbst die elektronischen Klänge an Synthesizer und Computer.

Und so gingen die insgesamt 16 Stücke überwiegend alter Meister fließend ineinander über. Es entstand eine dichte, zeitweise geheimnisvolle Atmosphäre, getragen von einem Chorklang, der keine Wünsche offen ließ.

Dowland-Stücke als roter Faden

Wie ein roter Faden tauchten immer wieder von Dieterle arrangierte Stücke von John Dowland aus dem Klangmeer auf. Unter der Leitung von Dirigent Mathias Rickert beherrschten die jungen Sänger rhythmisch und harmonisch anspruchsvolle Passagen. Immer wieder formten sich aus dem Chor heraus Quartette oder kleinere Besetzungen, die mit dem größeren Teil des Ensembles korrespondierten.

Neu entdeckt und interpretiert

Besonders beeindruckend war, was aus teilweise jahrhundertealten Kompositionen entstehen kann, wenn sie neu entdeckt und interpretiert werden.

Bekannte Passagen blitzten immer wieder aus dem die ursprünglichen Themen teilweise verfremdenden Klangteppichen auf.

Der Arrangeur spielte mit der Stimme als ein Instrument, das nicht nur singen und sprechen, sondern lautmalerische Lippen- und Mundpercussion zu erzeugen in der Lage ist.

Die modernste Komposition des Abends, „The Raven“ von dem im Jahr 1986 geborenen Pascal Martiné, nahm im zum Konzert gereichten Textbuch mehr als vier Seiten ein. Sie verwob Elemente des klassischen Strophenlieds mit modernen Harmonien, zerfließenden Formen, lautmalerischen Artikulationen, so dass zeitweise eine dichte, befremdende und berührende Atmosphäre entstand.

Das Publikum lauschte gebannt der rund 75-minütigen Darbietung des Kammerchors. Erst dann war Applaus gestattet beziehungsweise möglich.

Gut ausgebildete Stimmen

Das Konzert zeigte, wozu Chormusik in der Lage ist, wenn sie neu gedacht und interpretiert wird. Und natürlich, wenn sie von jungen, gut ausgebildeten Stimmen wie jenen des rund 30-köpfigen „Jungen Kammerchors Rhein-Neckar“ dargebracht wird.

Preisgekrönter Chor

Dirigent Mathias Rickert gründete diesen Chor für bis zu 30-jährige talentierte Sängerinnen und Sänger im Jahr 2001.

Diese erarbeiten sich gemeinsam überwiegend geistliche A-cappella-Werke auf anspruchsvollem Niveau. Der Chor nahm an zahlreichen Chorwettbewerben im In- und Ausland äußerst erfolgreich teil.

Mathias Rickert bildete sich nach seinem Studium der Schulmusik mit Schwerpunkt Chor- und Orchesterleitung an der „european academy of young choral conductors“ und an Meisterkursen renommierter Chorleiter weiter.

Dominik Johannes Dieterle studierte Tontechnik und Schulmusik sowie zurzeit Musiktheorie an der Staatlichen Hochschule für Musik in Mannheim.

Er ist seit dem Jahr 2013 als freischaffender Komponist und Bearbeiter von Chor- und Instrumentalmusik tätig.

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