Götzingen feiert seinen Kirchenpatron - Am 24. August ist traditionell der "Boartlischdoag" / Blick in die Geschichte / Gottesdienst und Prozession am Sonntag

Der Heilige Bartholomäus ist der Schutzpatron vieler Berufsgruppen

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Götzingen. Die katholische Kirche feiert am heutigen 24. August den Tag des Heiligen Bartholomäus, der Anfang des 1. Jahrhundert in Kana in Galiläa lebte und den die Begründer der Kirchengemeinde Götzingen zu ihrem Kirchenpatron gekürt haben.

Der Gedenktag erinnert an die Überführung der Reliquien des Heiligen vom Orient nach Rom. Die Landwirte verbinden mit diesem Tag, dem Ende der sogenannten "Hundstage", den Herbstbeginn, zu dem in der Regel die Getreideernte abgeschlossen sein sollte. Eine besonders enge Beziehung zu dem Apostel Bartholomäus haben auch die Fischer, die ihn als ihren Patron verehren, da der 24. August das Ende der Laich- und Schonzeit markiert.

Treuer Gefährte von Jesus

Darüber hinaus ist Bartholomäus Schutzpatron für Weingärtner, Buchbinder, Gerber, Fellhändler, Lederarbeiter, Schuh- und Hand-schuhmacher, Schneider und Metzger.

Mit St. Bartholomäus (Bar Talmaj, Sohn des Talmaj, gilt aus Ursprung des aus dem aramäischen kommenden Namens) wählten die Urväter der Pfarrgemeinde Götzingen einen Mann zum Kirchenpatron, der sich zu den ersten Berichten über Jesus äußerte und meinte "Kann denn aus Galiläa etwas Gutes kommen?". Als er sich dann aber überzeugt hatte, stand er fest und unerschütterlich zu seinem Herrn und für seinen Glauben. Nachdem er seine Skepsis überwunden hatte, blieb er ihm treu bis hin zum Märtyrer-Tod.

Nach dem Tod seines Herrn zog Bartholomäus in die Welt, um die christliche Glaubenslehre zu verbreiten. Sein Weg führte ihn in den Orient bis nach Persien, Arabien und Indien, wo er das Evangelium verkündete.

In Armenien fand sein Leben und Wirken ein gewaltsames und grausames Ende. Nach der Überlieferung erlitt er den Märtyrer-Tod, in dem ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen wurde - anschließend wurde er enthauptet. Als derart Geschundenen hat ihn der große Michelangelo in seinem "Jüngsten Gericht" in der Capella Sixtina dargestellt.

Die Reliquien des Bartholomäus kamen im 6. Jahrhundert aus dem Orient nach Italien, konkret auf die Insel Lipari. Kaiser Otto III ließ sie im Jahr 983 dann von Benevent nach Rom bringen, wo sie in der Kirche St. Bartholomäus auf der Tiberinsel bestattet wurden. Diese Insel galt in der Antike als Heiligtum des Arzt-Gottes Asklepius (Äskulap), dessen Funktion als Helfer in Krankheitsfällen der heilige Bartholomäus teilweise im Christentum übernommen hat.

Helfer bei Krankheiten

Er gilt als Helfer bei Nerven- und Hautkrankheiten. Seine Hirnschale soll sich seit 1238 im Dom zu Frankfurt befinden. Die Darstellungen des Heiligen Bartholomäus nehmen durchweg Bezug auf sein Martyrium.

In der Regel wird er dargestellt mit Buch oder Rolle und Messer in der Hand, Haupt- und Barthaar kurz geschoren. Oft trägt er seine abgezogene Haut über dem Arm. Es gibt aber auch Darstellungen mit Fahne und Teufelsfratze, denn nach einer Legende soll er einen Teufel ausgetrieben und diesen für alle sichtbar gemacht haben.

Der Landwirt, von jeher weitgehend von der Natur und der Witterung abhängig, verbindet einiges mit dem Bartholomäustag, der früher ein wichtiger Zins- und Lostag im bäuerlichen Leben war. So sagt eine Wetterregel "Wie St. Bartholomä sich hält - so ist der ganze Herbst bestellt". Eine andere lautet "Bartholomäus hat's Wetter parat, für den Herbst und bis zur Saat".

Allgemein bekannt ist auch die Redensart "Dir werd ich schon zeigen, wo der Barthel den Moscht holt", denn in früheren Zeiten soll den Wirten die Schankerlaubnis entzogen worden sein, die am 24. August noch keinen "Neuen" ausschenken konnten. Brauchtumsforscher sind der Ansicht, dass diese Redensart jedoch ironisch verstanden sein will, denn am 24. August kann selbst der Obstmost noch nichts sein, die Traubenlese steht in der Regel sogar erst noch an.

Einige Redensarten aus dem Schwäbischen scheinen dies auch zu bestätigen: So sagt man dort zu einem sauren Most "Dear ischt wia's Bartles Moscht, ischt jo zua Essi woara, der g'hert uff dr Mischthufe gschütt". Für Götzingen war der "Boartlischdoag", wie er im Volksmund heißt, von jeher ein wichtiger Tag. Er war über Generationen neben dem "Getzemer Moarkd" ein zweiter Markttag im Dorf und damit für die Versorgung der Bevölkerung sehr bedeutungsvoll. Die Kinder freuten sich besonders auf diesen Tag, da es von Eltern, Großeltern, Tanten, Onkels und Paten meist eine Belohnung für fleißige Mitarbeit bei der Ernte gab.

Wichtiger Markttag

Einer alten Urkunde ist zu entnehmen, dass der Markt (wann er erstmals stattfand ist nicht bekannt) auch für die Umgebung große Bedeutung hatte, und dass ursprünglich der Kurfürst das Standgeld erhob. jm

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