Kultur

Café del mundo: Wie sich Kunst und Kommerz miteinander vereinbaren lassen

Das Buchener Gitarrenduo will 4.000 Plätze in der SAP-Arena in Mannheim füllen und gibt eine viertel Million Euro im Jahr für Social-Media-Marketing aus.

Von 
Martin Bernhard
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Das Gitarrenduo „Café del mundo“ will mit seiner Musik Menschenmassen begeistern. © Sarah Flohr

Buchen. Kürzlich hat das Gitarrenduo „Café del mundo“ eine Anfrage des ZDF-Kulturmagazins „Aspekte“ erhalten, an einer Sendung zum Thema „Wünsche“ mitzuwirken. Es ist noch offen, ob es zu dieser Zusammenarbeit kommen wird. Wünsche haben Jan Pascal und Alexander Kilian natürlich, oder besser gesagt, Ziele: Langfristig wollen sie beweisen, dass die Musik zweier Gitarristen massentauglich ist. Kurzfristig wollen sie am 15. November 4000 Plätze in der SAP-Arena in Mannheim füllen. Das wird das Konzert mit ihrem bisher größten finanziellen Risiko.

Kunst und Kommerz: Ist das ein Widerspruch? Wie die beiden Musiker im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten erläutern, werde ihnen genau das immer wieder in ihrem Bekanntenkreis vorgeworfen. „Ihr seid größenwahnsinnig geworden“, heißt es. Oder: „Ihr seid zu kommerziell.“ Für Jan Pascal und Alexander Kilian geht es letztlich darum, möglichst viele Menschen für ihre Musik zu begeistern. Für diesen Erfolg arbeiten sie. Und das geht nicht ohne Geld.

„Heimatsound“ schloss ohne Gewinn ab

Die beiden legen ihre Zahlen offen. So verbuchten sie einschließlich Sponsorengeldern rund 90.000 Euro an Einnahmen für das „Heimatsound Open Air“ Mitte August in Buchen am Wartturm – und annähernd ebenso viele Ausgaben. Verdient haben sie daran also nichts. Die SAP-Arena mit 4.000 Plätzen ist für eine vergleichsweise geringe Basismiete in Höhe von 30.000 Euro zuzüglich 5.000 Euro Servicekosten zu haben. Für das Einrichten der Ton- und Lichttechnik haben die beiden Musiker 35.000 Euro eingeplant. Die gesamten Ausgaben für das Konzert würden nach den Berechnungen der Musiker bei 216.000 Euro liegen, die Einnahmen bei etwa 220.000 Euro. „Wir streben die schwarze Null an“, sagt Jan Pascal. „Das wäre ein großer Erfolg.“

Denn bei dem Konzert geht es nicht um Geld allein. Es geht auch um den Imagegewinn, den man erzielt, wenn es gelingt, einen so großen Konzertsaal zu bespielen. Das Duo füllt seit längere Zeit schon ohne Probleme Konzertsäle mit 1.000 bis 2.000 Sitzplätzen. Dass das gelingt, verdanken die beiden unter anderem einem intensiven Social-Media-Marketing. „Wir geben im Jahr eine viertel Million Euro für ,Meta Platforms‘ aus“, sagt Alexander Kilian – also für Werbung auf den Plattformen Instagram und Facebook. „Das macht uns unabhängig. Dadurch können wir auf der ganzen Welt Tickets verkaufen.“ Damit das gelingt, hat das Duo einen Spezialisten engagiert. Und ihre Mitarbeiterin Sarah Flohr produziert Videos, macht Fotos und verbreitet sie im weltweiten Netz.

Die SAP-Arena in Mannheim. Dort konzertieren Jan Pascal und Alexander Kilian am 15. November. Von 4.000 Plätzen ist die Hälfte noch frei. © picture alliance/dpa

Wie Jan Pascal erläutert, sei bei der Online-Vermarktung nicht nur die Masse, sondern auch der Inhalt wichtig. Beide Musiker müssen immer wieder abwägen, was sie an Persönlichem preisgeben und was nicht. „Wir mussten Selbstvermarktung erst lernen“, sagt er. „Es geht viel Zeit dafür verloren.“ Bis zum 19. September hatten die beiden in ihrem Instagram-Kanal mehr als 1000 Beiträge veröffentlicht und 424.000 Follower generiert. Auf Youtube zählt das Duo 31.100 Abonnenten. Die von ihnen online gestellten Musikvideos verzeichnen in der Spitze 2,6 Millionen Aufrufe.

Manchmal erinnern die Musiker sich wehmütig an die Zeit ihres Kleinkünstlerdaseins. 2013, als Jan Pascal und Alexander Kilian begannen, gemeinsam aufzutreten, hing Kilian wochenlang am Telefon und rief Veranstalter sowie Betreiber von Eventlocations an. „Man muss sich irgendwann entscheiden, ob man mit Kleinkunst 3000 Euro Gewinn im Monat machen will, oder ob man mehr will“, sagt Kilian.

85.000 Euro finanzielles Risiko pro Konzert

Deshalb wird das Gitarrenduo ab dem kommenden Jahr in Deutschland nicht auf kleineren Bühnen auftreten. Mit der Neuen Philharmonie Frankfurt haben die Musiker eine Tournee in 14 deutschen Städten geplant, von Berlin und Hamburg bis nach Stuttgart und München. „Pro Termin gehen wir ein finanzielles Risiko von etwa 85.000 Euro ein“, sagt Pascal. Denn die Gitarristen haben für die Auftritte bei der Deutschland-Tournee keine Fixgagen vereinbart. Alle Beteiligten partizipieren am Erfolg der Konzerte, an Gewinnen und Verlusten gleichermaßen. 400 bis 500 Karten pro Auftrittsort seien schon verkauft. „Wenn alles gut geht, verkaufen wir im nächsten Jahr in Deutschland 50.000 Tickts“, rechnet Kilian vor. Außerdem stehen im kommenden Jahr elf Konzerte im Ausland im Tourkalender. Die Planungen für die Deutschland-Tournee 2027 laufen schon.

„Manchmal wache ich nachts auf und habe Angst, dass wir viel Geld von der Bank aufnehmen müssen“, sagt Pascal. „Doch dann entspanne ich mich und konzentriere mich auf unsere Chancen.“ Auch Kilian fokussiert sich aufs Positive. „Ich sehe uns auf der Bühne vor 4.000 begeisterten Leuten, denen wir Träume und Emotionen bieten.“

Kilian vergleicht sich und Pascal mit dem deutschen Star-Geiger David Garrett: „Der verkauft 200.000 Karten im Jahr in Deutschland. Das muss auch für uns möglich sein.“ Sein Kollege Jan ergänzt: „Wenn es denkbar ist, kann man es auch machen.“

Mehr zu „Café del mundo“ findet man unter www.cafedelmundo.de im Netz.

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