„Heimatsound“ in Buchen

„Café del Mundo“: Ein Konzert, das Heimat und Herzen verbindet

Beim ausverkauften „Heimatsound“-Konzert unter dem Wartturm in Buchen vereinte „Café del Mundo“ heimatliche Verbundenheit mit internationaler Musikalität auf beeindruckende Weise.

Von 
Engelbert Kötter
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Atemberaubender Anblick: Die rund 2000 Besucher des Konzerts von „Café del Mundo“ erlebten am Samstag nicht nur einen Hörgenuss vom Feinsten, sondern auch einen Sonnenuntergang hoch über der Stadt Buchen. © Engelbert Kötter

Buchen. Ausverkauft - für Künstler eine der wichtigsten Vokabeln jeder Veranstaltung. So auch für das Konzert „Heimatsound“, das in seinem Aufwand an Musikern und Technik wieder eine Glanzleistung war. Heimat ist dort, wo du die Menschen magst und sie dich - dieses Heimatgefühl des sich Mögens spiegelten „Café del Mundo“, das sind Jan Pascal und Alexander Kilian, mit ihrem Publikum am Samstagabend wechselseitig wider. Dort unterhalb des Wartturms, oberhalb der Stadt Buchen. Jener ihrer Heimatstadt, in der es sehr zum Leidwesen des international erfolgreichen Gitarristenduos noch immer keinen „Café-del-Mundo-Platz“ gebe, wie sie wiederholt ulkten.

Als „Special Guest“ hatte das Gitarrenduo die „Clan Pipers Frankfurt“ eingeladen, mit denen sie den Abend eröffneten. © Engelbert Kötter

Mel Gibson verkörperte in dem Kinofilm „Braveheart“ von 1995 den schottischen Freiheitskämpfer William Wallace. In einem kurzen Einspieler zu Veranstaltungsbeginn fragt in einer Filmszene Princesa Isabelle (Sophie Marceau) allerdings mit der Stimme von Jan Pascal: „Was bedeutet für Dich Freiheit?“ Alex Kilian alias Wallace: „Auf dem Heimatsound Festival einmal als Bagpiper aufzulaufen.“ Szene Ende. Und schon ertönten vom Wartturm herunterkommend die Pauke, die Trommeln und Dudelsäcke der „Clan Pipers Frankfurt“, in die sich Kilian und Pascal „Dudelsack spielend“ mit eingereiht hatten. Einmal mehr war dem Duo damit jenes spektakuläre, mitreißende Entree gelungen, das für seine Heimatsound-Konzerte so typisch ist. Nach „Scotland the brave“ und „Highland Cathedral“ begrüßte Jan Pascal das Publikum sowie die Musiker der „Neuen Philharmonie Frankfurt“ und Dirigenten Jens Troester. Pascal bezeichnete die „Neue Philharmonie Frankfurt“ als ein „besonderes Orchester“ und sagte: „Diese wunderbaren Menschen kommen zusammen, weil sie Musik lieben - nicht, weil sie sie spielen müssen.“

Publikum eingeladen, „in die Sphären der Musik einzutauchen“

Jan Pascal lud das Publikum dazu ein „in die Sphären der Musik einzutauchen“, denn Musik sei „pure Schönheit“, „tue so gut“ und sei „heilsam“. Immer wieder während des Konzertabends gab sich Jan Pascal („Ich gehe gerne in die gedankliche Tiefe.“) dem Sinnieren über Wesen und Wirken von Musik hin. „Musik bringt in Verbindung, die sichtbare und die unsichtbare, unbegreifliche Welt des miteinander verbunden Seins. Sogar mit Menschen, die heute nicht hier sind oder nicht mehr bei uns leben.“ Choreografisch gekontert wurden diese tiefsinnigen Statements regelmäßig von Alex Kilian, der mit kokettierender jugendlicher Unbekümmertheit und Unbeschwertheit das Publikum jeweils kurz und knapp einfing „Was Jan eigentlich sagen will, ist …“. Seine komplementäre Unterschiedlichkeit baute das Duo wie üblich zum „Running Gag“ auf und steigerte so die Moderation zwischen den Musikstücken zum tragenden Spannungsbogen. Kilian und Pascal betrieben wieder ihre Neckereien und Späße miteinander, wie diese: Kilian nimmt Pascal zu Konzerten nur noch zum „betreuten musizieren“ mit.

Alex Kilian (links) und Jan Pascal gemeinsam mit der „Neuen Philharmonie Frankfurt“. © Engelbert Kötter

Zehntausend Konzertbesucher jährlich, Standing Ovations wo sie auftreten, Millionen Aufrufe auf Instagram und Youtube: Um das weltweit tourende Gitarren-Duo Alexander Kilian und Jan Pascal ist in der Musikszene längst ein Fankult entstanden. Im November werden sie die SAP-Arena in Mannheim füllen. Zusammen mit der „Neuen Philharmonie Frankfurt“ performen Duo und Orchester als derzeit angesagtester Gitarren-Crossover-Act. Beim „Heimatsound“ dennoch, zelebrierten sie mit dem Publikum zusammen ihre Herkunft und Heimat, ihre Nahbarkeit und herzliche regionale Verbundenheit. Wer hinschaute, erlebte während ihres Konzerts in den Gesichtern von Kilian und Pascal auch bei schwierigen musikalischen Passagen jene Entspanntheit und Freude, die tief empfundene Spielfreude ablesen ließ. Jan Pascal: „Es ist eine besondere Freundschaft, die wir hier heute feiern.“ Die allein mit Alex Kilian währt seit 17 Jahren. Die Setliste war ein bewährter Mix aus für Gitarre und Orchester neu arrangierte Coverversionen und eigenen Kompositionen. Beispiele beliebter Filmmusiken etwa stammten aus „Braveheart“ oder „Inception“.

Mitreisend-hinreißendes Musikerlebnis für die rund 2000 Besucher

Dieser einzigartige Mix aus Flamenco-Gitarre, Orchester und stellenweise Bagpipers bildete immer wieder ein mitreißend-hinreißendes Musikerlebnis, noch einmal gesteigert durch ebenso einfühlsame wie begeisternde Lichttechnik, die den Ohrengenuss um Augengenuss ergänzte und insgesamt zu einem Herzensgenuss abrundete. Pascal berichtete davon, wie Kilian und er inzwischen häufig auch in Andalusien, Maghreb und Marrakesch eingeladen sind und auf Konzerten mit dortigen Künstlern zusammen spielen. In Spanien sei etwa „Space Gitanos“ von „Café del Mundo“ ein inzwischen viel gespieltes Stück, zu dem die Menschen gerne auch tanzten. Die beiden Deutschen seien in der musikalisch durchaus anspruchsvollen spanisch-nordafrikanischen Flamenco-Gitarrenszene längst freundschaftlich verwurzelt. Ihre Eigenkompositionen würden dort als offenbar eine Bereicherung empfunden.

Ein beliebter Fotospot: die „Heimatsound“-Buchstaben mit Abendsonne. © Maren Gress

Musikalische Heimat (auch) tief im Süden, persönliche Heimat im Odenwald - beide Heimatslebenswelten wussten Alex Kilian und Jan Pascal beim „Heimatsound“ unter dem Wartturm wieder vorzüglich zu verbinden. Haben sie sich doch immer und immer wieder zum Menschen und Welt verbindenden, Beheimatung stiftenden Potenzial der Musik bekannt: Musik als eine Form der Weltheimat. „Café del Mundo“ - der Name des Gitarrenduos aus Buchen macht durchaus Sinn.

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