Volksfest

Buchen: Vor allem Händler klagen über schlechte Umsätze beim Schützenmarkt

Die Betreiber von Fahrgeschäften und Imbissständen äußern sich bei einem Pressegespräch zufrieden über den diesjährigen Markt. Die Schützengesellschaft will Marktbeschicker bei der Suche nach Lösungen einbeziehen.

Von 
Martin Bernhard
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Mit ihrem Stand der „1000 kleinen Dinge“ auf dem Wimpinaplatz fühlt sich Betreiberin Tamara Bullmann vom übrigen Marktgeschehen vor allem unter der Woche abgehängt. Sie wünscht sich mehr attraktive Angebote auf diesem Platz. © Martin Bernhard

Buchen. Üblicherweise herrscht bei dem Pressegespräch zum Abschluss des Schützenmarkts eine Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung. Dieses Mal war das nicht der Fall. Denn am Sonntagmorgen platzte Tamara Bullmann aus Bad Rappenau, eine Markthändlerin, die „1000 kleine Dinge“ auf dem Wimpinaplatz feilbietet, der Kragen: „Wir als Markthändler sind nicht sehr zufrieden.“ Denn der Platz vor dem Rathaus sei vor allem unter der Woche nicht sehr belebt. „Wir brauchen mehr Leben auf dem Rathausvorplatz“, forderte sie. Sie wünschte sich dort mehr Stände, die die ganze Woche da seien. Außerdem vermisst sie das Abschlussfeuerwerk am zweiten Marktsonntag, „damit die Leute nicht schon um 18 Uhr nach Hause gehen.“

„Tagesumsätze von 120 Euro“ bei einem Textilstand

Ahmad Abubakar, mit 34 Jahren einer der jüngsten Markthändler, pflichtete seinen Vorrednerinnen bei: „Die Standgebühren sind um 15 Prozent gestiegen, die Leistungen weniger geworden. Mein Umsatz ist um 50 Prozent eingebrochen.“ Er steht mit seinem Textilstand auf dem Areal vor dem Bahnhof. „Wir haben Tagesumsätze von 120 Euro gehabt“, sagte er. „Der Markt ist nicht attraktiv.“ Er beklagte sich darüber, dass es auf dem Schützenmarkt fünf Stände mit Leder und Gürteln sowie mit Spielsachen gebe. Er fragte, ob man den Markt nicht verkleinern könne, mit einem insgesamt exklusiveren Angebot. „Ich überlege, ob ich das nächste Mal wieder nach Buchen komme“, sagte der 34-Jährige gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Er mache maximal bis 18 oder 19 Uhr Umsatz auf dem Schützenmarkt. Und obwohl er kein Wasser und keine Abwasserentsorgung benötige, müsse er sich mit seiner Standgebühr auch an diesen Kosten beteiligen.

Antje Wiegmann, die unter anderem Seifen und Salzkristalllampen verkauft, hatte das erste Mal auf dem Buchener Schützenmarkt ihren Stand aufgeschlagen. Sie bewege sich mit ihrem Angebot im kleinpreisigen Segment. Sie lobte die gute Atmosphäre auf dem Markt, war jedoch mit ihrem Umsatz auch nicht zufrieden. „Ich werde definitiv dem Markt eine zweite Chance geben“, kündigte sie an.

Ein voller, gut besuchter Schützenmarkt - wie hier am Samstagabend auf dem Musterplatz - wünschen sich alle Marktbeschicker. Während die Eigentümer der Fahrgeschäfte mit ihren Umsätzen zufrieden sind, klagen Markthändler über zu wenig Kunden. © Martin Bernhard

Dagegen lobte Norbert Reichert von den Buchenern Kleintierzüchtern den Markt. Der Verein präsentiert sich an den beiden Wochenenden mit Zuchttieren in einem Zelt. „Das erste Wochenende war sehr gut“, stellte er fest. Auch die Betreiberin des „Schlemmergrill“ war sehr zufrieden. „Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagte sei. Thorsten Goldbach vom Ringestand auf dem Musterplatz ist mit dem Umsatz und dem Publikum ebenfalls zufrieden. „Es gab nicht ein böses Wort. Die Leute hier feiern ihr Fest.“ Festwirt Alfred Groll kann nicht klagen: „Die Besucherzahlen waren enorm.“ Er hat zugesagt, im nächsten Jahr wieder das Festzelt zu bewirtschaften. „Ich bin sehr zufrieden, auch mit dem Umsatz“, sagte Anfré Massel, der mit seinem Fahrgschäft „Polyp“ das erste Mal auf dem Schützenmarkt steht. Er hofft, im nächsten Jahr wieder kommen zu dürfen.

Christine Böhrer, die die Kunstausstellung in der Stadthalle organisiert, lobte den Schützenmarkt ebenfalls. So sei am ersten Wochenende der Kuchen der FG „Narrhalla“ am Sonntagnachmittag ausverkauft gewesen. Und auch die Mitarbeiter der Tagespflege des Pflegedienstes „Hand in Hand“ hätten sich positiv über ihren Verkauf von Kaffee und Kuchen geäußert. „Auch die Künstler waren zufrieden“, sagte Böhrer. Sie suche nach Nachwuchs für die Ausstellung, weil ältere Aussteller aufhörten.

„Wir werden versuchen, mehr Stände zu kriegen“

Oberschützenmeister Achim Schubert nahm Stellung zu der Kritik am Schützenmarkt. Nach seinen Worten haben langjährige Marktbeschicker ihr Geschäft aufgegeben, ein anderer ist schwer erkrankt. „Es kommt nichts mehr nach“, sagte er. „Wir bemühen uns, dass Sie nächstes Jahr wiederkommen. Wir sind dieses Jahr in ein Loch gefallen. Wir werden versuchen, wieder mehr Stände zu kriegen.“

Marktmeister Frank Helm kündigten auf Nachfrage der Fränkischen Nachrichten an, dass sich die Schützen etwa zwei Wochen nach dem Markt mit dieser Problematik befassen werden. „Wir müssen das im nächsten Jahr besser gestalten“, sagte er. Bei der Suche nach Lösungen will er Markthändler und Schausteller einbeziehen. Er befürchtet jedoch, dass die Lage nicht besser werde. „Das Geld sitzt bei den Menschen nicht mehr so locker“, erläuterte er. „Und es gibt immer weniger Händler. Wo bekommt man attraktive Geschäfte her?“ Er bedauerte es, dass die Kritik nicht beim Schaustellerabend unter der Woche geäußert worden sei, sondern im Rahmen des Pressegesprächs. Schützengesellschaft und Marktbeschicker müssten zusammenarbeiten. „Denn wir sitzen alle im selben Boot“, stellte Helm fest. „Jeder Markt hat verloren, nicht nur der Schützenmarkt. Je kleiner der Markt ist, desto schwieriger ist es.“

Redaktion

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