Vorsorge

Buchen: Konzept soll Schäden nach Starkregen verringern

Laura Kieser vom Ingenieurbüro „geomer“ informierte im Gemeinderat über die Starkregengefahrenkarten und welche Schritte nun sinnvoll sind.

Von 
Stefanie Čabraja
Lesedauer: 
Der Buchener Gemeinderat beschloss das Handlungskonzept für das Starkregenrisikomanagement. © picture alliance/dpa/NEWS5

Buchen. Was passiert, wenn die Straßen in Buchen und den Stadtteilen plötzlich zu Flüssen werden, Keller volllaufen und Regenwasser über die Kanalränder schwappt? Solche punktuellen Starkregenszenarien können Straßen, Wohngebiet und Gewerbeflächen treffen – oft ohne Vorwarnung. Um auf diese zunehmenden Wetterextreme vorbereitet zu sein, hat Laura Kieser von „geomer“ in Heidelberg dem Gemeinderat am Montag das Handlungskonzept zum Starkregenrisikomanagement vorgestellt. Es zeigt auf, wo die größten Gefahren bestehen und was man tun könne, um Schäden bei Starkregen zu minimieren. Kieser stellte vor allem heraus, dass es zu unterscheiden gilt zwischen Hochwasser- und Starkregenereignissen. Hochwasser sei ein eher langsam steigender Wasserpegel. Während bei Starkregen große Wassermengen vor allem in Hanglagen wild abfließen und zu Überflutungen führen. Damit sei die Vorwarnzeit bei Hochwasser länger. Starkregen komme jedoch plötzlich. Sich darauf vorzubereiten, sei dementsprechend kaum möglich, erläuterte sie.

Der Gemeinderat beauftragte das Ingenieurbüro „geomer“ bereits im November 2022 damit, Starkregengefahrenkarten zu erstellen. Kieser zeigte einige Ausschnitte dieser Gefahrenkarten und erläuterte auch die Vorgehensweisen, wie diese zusammengestellt wurden. Es bedarf der Vorsorge. Dafür sei zum einen jeder Flächen- und Gebäudeeigentümer selbst verantwortlich und zum anderen gebe es aber auch Möglichkeiten, die die Stadt Buchen vorsorglich unternehmen könne. Dazu zähle beispielsweise, dass Abflussmöglichkeiten regelmäßig kontrolliert werden und dementsprechend im Ernstfall auch ihre Funktion erfüllen.

Drei verschiedene Szenarien dargestellt

In drei Phasen arbeiteten die Experten von „geomer“ in enger Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung ein Handlungskonzept aus. Teil der ersten Phase war die Gefährdungsanalyse, um die Starkregengefahrenkarten zu erstellen. Die Datengrundlage bildeten dabei eine Laserscanüberfliegung (Großteils Stand 2021), die Landnutzung, die Oberflächenabflusskennwerte, das Gewässernetz sowie Bodendaten, um auch ein Erosionsmodell zu ermitteln. Daraus entstand ein hydraulisches Modell.

Mit diesen Daten habe das Ingenieurbüro den erste Rechenlauf durchgeführt. Die Starkregengefahrenkarten erfassen drei Szenarien: Ein seltenes, welches etwa alle 30 Jahre auftritt, ein außergewöhnliches, welches ungefähr 100-jährlich vorkommt und ein extremes mit einem Niederschlag von etwa 128 Millimeter pro Stunde. Dabei zeige jede Karte einen Verlauf von drei Stunden. Davon regne es eine Stunde, zudem stelle man zwei Stunden vom weiteren Verlauf sowie Abfluss des Wassers dar, fasste Kieser zusammen. Mit dem ersten Ergebnis filterten die Experten mehrere Stellen heraus, die sie vor Ort im Herbst 2023 nochmal prüften. Dabei seien nochmal verschiedene Aspekte aufgenommen worden, die den Fließweg beeinträchtigen. Dazu zählen beispielsweise Durchlässe und Dole unter Wegen, Mauern oder Gräben. Damit seien die Starkregengefahrenkarten mehrfach nachbearbeitet und korrigiert worden. So habe sich vor Ort beispielsweise bei einer erfassten Baugrube gezeigt, dass in der Zwischenzeit ein Haus dort stehe, welches wiederum den Fließweg des Wassers ändere. Als weiteres Beispiel nannte Kieser, dass bei Verdolungen die Kapazität des Durchflusses in das Szenario ergänzt worden sei.

Diese Vorsimulationen habe „geomer“ in einem Workshop mit kommunalen Akteuren oder auch der Feuerwehr erörtert, um unter anderem Erfahrung von vergangenen Ereignissen miteinzubinden. Die Modellergebnisse zeigen somit die drei Szenarien und beinhalten Überflutungstiefen, Fließgeschwindigkeiten und Fließrichtungen. Und nicht nur das: Auch Abtragungen des Bodens werden in den Erosionsgefahrenkarten in einem „bad case“ und einem „good case“ dargestellt.

In der zweiten Phase galt es, die Risiken zu analysieren und zu bewerten, betonte Kieser. Dabei stellten sich 31 Risikobereiche heraus sowie 50 Risikoobjekte. Für 21 Risikoobjekte erstellte das Ingenieurbüro wiederum in Zusammenarbeit mit verschiedenen kommunalen Akteuren in einem weiteren Workshop Detailsteckbriefe und für 29 Risikoobjekte Kurzsteckbriefe. Diese Steckbriefe beinhalten unter anderem die Risikoeinschätzung oder die Möglichkeit von Wassereintritt in das Gebäude sowie verschiedene Maßnahmen.

Krisenmanagement, Informationsvorsorge und Umsetzung

Die dritte Phase führte zum Handlungskonzept, welches einen Fahrplan für das Starkregenrisikomanagement bildet. Damit sollen Schäden gänzlich vermieden oder vermindert werden. Auch dafür gab es einen Workshop, um verschiedene Zuständigkeiten sowie Arbeitsprozesse und deren zeitliche Umsetzung zu klären. Dazu zählen Handlungsfelder wie das Krisenmanagement mit Hochwassser-, Alarm- und Einsatzplanung sowie ein Messnetz, kommunale Flächenversorgung und Bau- sowie Unterhaltungsmaßnahmen, verschiedene Maßnahmen an Risikobereichen und -objekten. Außerdem sei ein großer Punkt die Informationsvorsorge.

Bürgermeister Roland Burger fasste zusammen, dass das Handlungskonzept viele Möglichkeiten zeige, wie die Risiken in Buchen und den Stadtteilen verringert werden können. Die verschiedenen Vorschläge bedeuten zeitgleich jedoch auch viel Arbeit in den kommenden Jahren. Er betonte dabei auch, dass dabei nicht alles an der Stadt Buchen hänge, sondern sich die Bürger eigenverantwortlich informieren müssen, um das entsprechende Risiko für ihr Eigentum wie Wohngebäude oder auch landwirtschaftliche Flächen zu kennen. Zum einen werde es eine Informationsveranstaltung geben, zum anderen können die Starkregengefahrenkarten im Internet frei zugänglich angesehen werden.

Die Maßnahme wird vom Land Baden-Württemberg mit 70 Prozent der Kosten gefördert. Der Zuwendungsbescheid liegt der Stadtverwaltung vor. Der Gemeinderat beschloss das Handlungskonzept des Starkregenrisikomanagements für die Stadt Buchen und beauftragte die Verwaltung, das Konzept sukzessive umzusetzen.

Die Starkregengefahrenkarten können hier eingesehen werden.
Die Stadt Buchen plant zusammen mit den Experten eine Informationsveranstaltung, bei der unter anderem die Starkregengefahrenkarten vorgestellt werden sollen und Fragen beantwortet werden. Der Bürgerdialog soll im Frühjahr 2026 stattfinden. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

Redaktion Im Einsatz für die Redaktion Buchen

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke