Zwischenbilanz

Buchen: Klimaschutz lohnt sich nur, wenn er rentabel ist

Die Ergebnisse der ersten Phase des Pilotprojekts „Klimarechner – Klimaschutz lohnt sich“ wurden dem Gemeinderat vorgestellt. In der nächsten Phase geht es um die Finanzierung.

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Rainer Schulz
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PV-Anlagen sind eine der Maßnahmen, den Weg zur Klimaneutralität zu schaffen. © picture alliance/dpa

Buchen. Der Buchener Gemeinderat beschäftigte sich am Montagabend mit dem Pilotprojekt „Klimarechner – Klimaschutz lohnt sich“. Bürgermeister Roland Burger sagte, dass der Städtetag Baden-Württemberg gemeinsam mit der „Energy Watch Group“ ein Pilotprojekt gestartet habe, das Klimaschutz in kleinen und mittleren Städten bezahlbar und wirtschaftlich machen solle. Drei Modellkommunen seien daran zunächst beteiligt: Buchen, Schorndorf und Waiblingen. „Wir wollen insbesondere herausarbeiten, unter welchen Bedingungen Klimaneutralität gelingen kann“, erläuterte er.

Das Projekt konzentriere sich auf die Verbindung zwischen Klimaschutz und Wirtschaft, erklärte Projektleiter Johannes Brielmann. Mithilfe des Klimarechners solle ermittelt werden, wie hoch die Kosten für die Verringerung von Treibhausgasen seien. Dadurch entstehe ein Plan, der zeige, wie viel jede Maßnahme pro eingesparter Tonne Kohlenstoffdioxid koste und welche zuerst umgesetzt werden sollte. Das Projekt bestehe aus drei Phasen. In der ersten Phase erfolge die Berechnung und in der nächsten Phase gehe es um die Finanzierung. „Das Projekt wird von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA BW), der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und dem Sparkassenverband Baden-Württemberg unterstützt“, sagte er. Die dritte Phase befasse sich mit der Umsetzung verschiedener Maßnahmen, sagte Brielmann. Zudem solle die Zusammenarbeit zwischen Stadtwerken, Verwaltung, Unternehmen und Bürgern im Bereich Klimaschutz gestärkt werden. Als besondere Herausforderung gelte die angespannte finanzielle Lage der Kommunen. „An dieser Stelle steht noch ein großes Fragezeichen, wer den Wandel zur Klimaneutralität bezahlen soll“, fügte Burger an.

Energiekosten von rund 35 Millionen Euro können eingespart werden

Die erste Phase des Projekts ist abgeschlossen. Die Ergebnisse stellte Dr. Hartmut Fischer, Geschäftsführer der „Energy Watch Group“, dem Gremium vor. Nach ersten Berechnungen könne die Umstellung auf erneuerbare Energie für viele Buchener Bürger und Unternehmen rentabel sein. Durch die Senkung von Energiekosten würden jährlich 35 Millionen Euro eingespart werden. Davor müssten 350 Millionen Euro investiert werden. „Es ist zu beachten, dass die Ergebnisse vorläufig sind und dass die Investitionen grob kalkuliert wurden“, erklärte Fischer. Kernmaßnahmen seien unter anderem Photovoltaikanlagen, Elektro-Fahrzeuge sowie überwiegend Wärmepumpen und Holz für die Gebäudewärme. Das Unternehmen habe berechnet, dass private Haushalte in den nächsten 15 bis 20 Jahren durchschnittlich 20.000 Euro für Klimaneutralität investieren müssten. Die Haushalte könnten durch solche Maßnahmen rund 2.000 Euro pro Jahr einsparen.

Auch Buchener Unternehmen würden profitieren, sagte Fischer. Durchschnittlich könnten sie pro Mitarbeiter die Energiekosten um etwa 1.200 Euro pro Jahr senken. Firmen müssten dafür rund 129 Millionen Euro investieren. Das wären etwa 13.000 Euro pro Mitarbeiter. „Durch Gesamtinvestitionen der Stadt von 380 Millionen Euro und jährliche Einsparungen von 35 Millionen Euro könnten die Unternehmen jedes Jahr etwa zehn bis 20 Millionen Euro mehr Umsatz machen“, erklärte Fischer.

Gemeinderat in Kürze

  • Das Ingenieurbüro „IFK Ingenieure“ aus Mosbach wurde vom Gemeinderat beauftragt, das Bebauungsplanverfahren für das Baugebiet Marienhöhe zu begleiten. Die Kosten betragen etwa 66.000 Euro .
  • Das Gremium beauftragte die Firma „Kanal-Türpe“ aus Bretzfeld, für rund 700.000 Euro die Kanalsanierung in Rinschheim auszuführen.
  • Der Gemeinderat entschied, einen neuen Forstschlepper von der Firma Spinner für das Forstrevier Buchen zu kaufen. Der Schlepper wird rund 92.000 Euro kosten. ra

1,7 Millionen Euro an Pachteinnahmen pro Jahr

Beigeordneter Benjamin Laber erklärte, dass die lokale Stromerzeugung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sei. Die Stadt könne mit Pachteinnahmen für Windkraft- und Freiflächenphotovoltaikanlagen rund 1,7 Millionen Euro pro Jahr mehr erwirtschaften. „Die Stadt kann nach der Berechnung jährlich 900.000 bis 2,6 Millionen Euro einsparen. Eine Maßnahme ist unter anderem die Umstellung kommunaler Gebäude auf erneuerbare Wärme“, sagte er. Die Investitionen sollen rund acht Millionen Euro betragen. Laber sehe in der Umstellung auf erneuerbare Energien Potenzial für die Stadt. Ohne die Hilfe des Landes könne es aber nicht geschafft werden, betonte er.

Für die Stadtwerke sei der Ausbau des Strom- und Wärmenetzes wenig rentabel, erläuterte Matthias Gruber, Geschäftsführer der Stadtwerke Buchen. Er leiste aber einen entscheidenden Beitrag für die Energiewende.

Stadtrat Dr. Harald Genzwürker befürwortete die Maßnahmen. „Auch wenn noch viele finanzielle Fragen offen sind, müssen wir uns den Herausforderungen stellen“, sagte er. Dem stimmte auch Stadtrat Horst Berger zu. Gremiumsmitglied Martin Heyder war der Ansicht, dass die Umstellung zur Klimaneutralität finanziell kaum stemmbar für Landwirte wäre.

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