Im Gemeinderat

Buchen: Innenstadt im Fokus des Einzelhandelskonzepts

Buchener Einzelhandel behauptet sich mit stabilen Umsätzen. Analyse zeigt ein funktionierendes Zentrum.

Von 
Stefanie Čabraja
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Der Einzelhandel in der Buchener Innenstadt ist vor allem in der Innenstadt sowie im IGO und dem Schifferdecker-Areal beheimatet. © Stefanie Čabraja

Buchen. Der Einzelhandel kämpft vielerorts ums Überleben. Immer mehr Kunden bestellen Kleidung, Elektronik oder sogar Lebensmittel bequem von der Couch aus – mit nur wenigen Klicks. Viele Innenstädte leiden unter leerstehenden Schaufenstern und sinkender Kaufkraft. Doch es gibt auch positive Gegenbeispiele. „Buchen steht gut da“, betonte Markus Wagner von der GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung aus Ludwigsburg in der Gemeinderatssitzung am Montag. Wagner stellte das fortgeschriebene Einzelhandelskonzept vor, welches für die Stadt Buchen wie ein Leitfaden für das städtebauliche Entwicklungskonzept diene.

Mit einem Einzugsgebiet von rund 82.000 Einwohnern aus Buchen und den umliegenden Kommunen verfüge die Stadt über eine theoretische Kaufkraft von rund 508 Millionen Euro. Davon wurden 2024 rund 175 Millionen Euro tatsächlich im Buchener Einzelhandel umgesetzt – verteilt auf 143 Betriebe. Der Bereich Nahrungs- und Genussmittel hob Wagner dabei mit 41 Betriebe und erwirtschafteten 73,3 Millionen Euro hervor, während die übrigen 102 Einzelhändler auf etwa 102 Millionen Euro Umsatz kamen.

Innenstadt bleibt lebendig

Die Buchener Innenstadt profitiert von ihrer guten Erreichbarkeit: Mit Aldi, Lidl, Netto, Penny und dem Extra-Markt gibt es zentrale Nahversorger, die für viele Bürger fußläufig erreichbar sind. Ergänzt wird das Angebot durch die Außenstandorte im Interkommunaler Gewerbepark Odenwald (IGO) und dem Schifferdecker-Areal. Trotz des Strukturwandels hat Buchen seit 2007 nur 14 Einzelhandelsstandorte verloren – im Vergleich zu anderen Mittelzentren, die teils 30 bis 40 Standorte einbüßen mussten, eine geringe Zahl.

Neue Impulse setzen punktuelle Weiterentwicklungsmöglichkeiten, etwa auf dem Areal in der Walldürner Straße oder „Am Haag“ in Richtung Hettingen. Die Zeiten, in denen große Modeketten wie „H&M“ oder „C&A“ in Mittelzentren geholt werden, seien laut Wagner vorbei. Stattdessen setzt Buchen auf regionale und individuelle Anbieter – ein Beispiel dafür ist der „Käfermaier“ in der Marktstraße.

Nahversorgung als zentrale Aufgabe

Die aktuelle Sortimentsliste unterscheidet zwischen nahversorgungsrelevanten, zentrenrelevanten und nicht-zentrenrelevanten Sortimenten. Lebensmittel, Apotheken und Drogeriemärkte gelten als nahversorgungsrelevant – also Bereiche, in denen eine häufige, meist wöchentliche Nachfrage besteht. Kleidung, Bücher oder Schmuck zählen zu den zentrenrelevanten Sortimenten, während etwa Möbel oder Baumarktartikel als nicht-zentrenrelevant gelten.

Während die Innenstadt als zentraler Versorgungsbereich gilt, zeigen sich Versorgungslücken im Wohngebiet „Nahholz“ und auf der „Marienhöhe“. Zu den Nahversorgungsstandorten zählen die Flächen von Aldi, Lidl, Extra-Markt, Penny und Netto. Neuansiedlungen von Anbietern des zentrenrelevanten Bedarfs seien zum Schutz der Innenstadt auszuschließen, fasste Wagner in seiner Präsentation zusammen. In den Stadtteilen entstehen innovative Lösungen, etwa die 24/7-Läden wie „Tante M“ in Götzingen oder die Automaten „Elfriede“ in Bödigheim, die rund um die Uhr geöffnet sind. Wagner erläuterte, dass es für die automatisierten Läden künftig noch zu klären gilt, wie diese durch die Beschlussvorlage zur Änderung des Ladenöffnungsgesetzes beeinflusst werden.

Einen Ergänzungsstandort stelle das IGO dar, welches als typisches Gewerbegebiet nicht-zentrenrelevante Angebote bündelt. Dort sollte ein Ausbau zentrenrelevanter und nahversorgungsrelevanter Angebote bei der geplanten IGO-Erweiterung ausgeschlossen werden, um die Funktionsfähigkeit des zentralen Versorgungsbereichs zu sichern. Das Schifferdecker-Areal sei ein Sonderstandort. Eine räumliche Ausdehnung des Einkaufszentrums sei nicht möglich, Veränderungen innerhalb des Standortes jedoch schon. Mit der Lage am Stadtrand und der Versorgungsreichweite gelte das Areal als eigener Sonderstandort und zähle dementsprechend nicht zu den Nahversorgungsstandorten.

Zukunftsplanung auf dem Halli-Galli-Areal

Für das Halli-Galli-Areal empfiehlt die GMA, die aktuell genehmigten Nutzungen beizubehalten, das Gebiet als Gewerbegebiet auszuweisen oder nicht-zentrenrelevante Sortimente dort anzusiedeln. Der Einzelhandel mit zentrenrelevanten Sortimenten werde dort nach dem bereits bestehenden Gemeinderatsbeschluss ausgeschlossen bleiben. Der Randsortimentsanteil an zentrenrelevanten Waren solle höchstens zehn Prozent der Verkaufsfläche betragen. Zudem empfehle die GMA Spielhallen auf dem Areal auszuschließen.

Das Einzelhandelskonzept der Stadt Buchen soll künftig bei der Aufstellung von Bebauungsplänen berücksichtigt werden und dient als Grundlage der kommunalen Entwicklungsplanung. Es ist fortschreibungsfähig und soll alle fünf bis sieben Jahre überprüft und angepasst werden – damit Buchen auch in Zukunft sagen kann: „Buchen steht gut da.“ Das Gremium beschloss die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes einstimmig.

Redaktion Im Einsatz für die Redaktion Buchen

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