Buchen. 127 Jugendliche werden sich in den nächsten Tagen firmen lassen – ein feierlicher, aber eher formaler Akt. Denn der „Abend der Entscheidung“, an dem sich die Firmanden bewusst für das Sakrament und damit den Glauben entschieden haben, fand bereits im Mai statt. Nach einem Impuls zum Thema „Heiliger Geist und Firmung“ trafen die Firmlinge an jenem Tag bewusst die Entscheidung, sich firmen zu lassen. Mit der Spende des Sakraments durch Dekan Johannes Balbach beziehungsweise Domkapitular Michael Hauser aus Freiburg endet ein Prozess, der sieben Monate lang gedauert hat.
Drei von den Jugendlichen, die sich zur Firmvorbereitung angemeldet hatten, entschieden sich dagegen, dieses Sakrament zu empfangen. Und 100 von den 230 Jugendlichen, die die Seelsorgeeinheit angeschrieben hatte, nahmen nicht an der Firmvorbereitung teil und verzichteten somit auf die Firmung.
Sakrament der Entscheidung
Für die drei Firmlinge Olli Linke (16 Jahre, Buchen), Florentine Fürst (16, Buchen) und Vincent Bechtold (15, Hettingen) stand von Anfang an fest, dass sie sich firmen lassen würden. Alle drei sind seit Jahren kirchlich engagiert. Vincent singt im kirchlichen Jugendchor mit und ist bei den Ministranten aktiv. Olli ist ebenfalls Ministrant und wie Florentine Teilnehmer der jährlichen Sternsinger-Aktion.
Auch wenn die jungen Leute nie daran gezweifelt hatten, das Sakrament zu empfangen, so schätzten sie die Vorbereitungszeit sehr. „Die Vorbereitung hat mir gezeigt, was Christsein in der heutigen Zeit bedeutet“, sagt Olli Linke. „Die Vorbereitungszeit hat gutgetan“, stellt Vincent Bechtold fest. Und Florentine Fürst fühlt sich durch die Vorbereitungszeit in ihrem Entschluss zur Firmung bestärkt.
Pater Daison bezeichnet die Firmung als einen Ritus des Erwachsenwerdens. „Firmung wird auch das Sakrament der Entscheidung genannt, daher setzen wir auf Freiwilligkeit“, heißt es dazu auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit. Die Jugendlichen durften im Rahmen der Vorbereitung entscheiden, ob sie an sogenannten „Glaubensbegegnungen“ teilnehmen wollten. Damit sind 30 unterschiedliche Projekte gemeint, die den Jugendlichen dabei helfen sollten, sich untereinander besser kennenzulernen. Außerdem sollten sie mehr über sich und ihren Glauben erfahren.
Etwa ein Fünftel der Firmlinge nahm dieses Angebot nicht wahr. Diese dürfen sich trotzdem firmen lassen.
„Es war für mich am Anfang schwierig, den Jugendlichen Vertrauen zu geben, sie einfach machen zu lassen“, sagt Pater Daison. Doch er habe erkannt, dass das sehr gut funktioniere. Der Ideenreichtum und die Kreativität der jungen Leute hätten ihn begeistert.
Florentine Fürst nahm an dem Projekt „Kreativ sein und über Gott und die Welt reden“ teil. Außerdem arbeitete sie im Ministrantengarten in Hettigenbeuern mit und erfuhr beim Projekt „Wiese“ in Hainstadt, dass „jeder seinen Schutzengel hat.“ Olli Linke beschäftigte sich beim „Tag der Buße“ mit seinen Fehlern und Wünschen. „Wo will ich besser werden?“, fragte er sich. Außerdem nahm er ebenso wie Vincent an einem Jugendgottesdienst in Hainstadt teil, bei dem die Teilnehmer mit dem Handy eine Powerpoint-Präsentation erstellten. Olli beteiligte sich an der Sternsingeraktion und an einem Kinderkreuzweg. Vincent besuchte für zwei Stunden die „Lebenshilfe“ in Hainstadt und spielte dort mit Behinderten.
Post von sich selbst
Während der Vorbereitungszeit haben die Jugendlichen ihre Wünsche auf Emblemen aus Papier geschrieben, die Taube, Wind und Flamme – die Symbole des Heiligen Geistes – darstellten. Diese steckten sie in ein an sich selbst adressiertes Kuvert. In einem Jahr bekommen sie dieses zugeschickt und somit Post von sich selbst. Die Vorbereitungszeit auf die Firmung wirkt also nach – mindestens ein Jahr lang, möglicherweise aber ein ganzes Leben.
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