Buchen. Eine Mischung aus „Jazz-Night“, Fastnacht und Heimatkunde, live im heimischen Wohnzimmer, bot die Online-Veranstaltung „Musik mit Genuss“ der Stadt Buchen am Freitagabend. Über 650 Teilnehmer hatten sich dazu eine Genussbox bei fünf hiesigen Gastronomen besorgt. Sogar aus den USA hatte sich eine Teilnehmerin zugeschaltet. Bis Samstagabend hatten über 4400 Personen das Video bei Youtube angeklickt.
Drei Ideen miteinander verbunden
Drei Ideen haben Teresa Dittrich und Sarah Wörz vom städtischen Kulturamt gekonnt miteinander verbunden: Einen Ersatz für die normalerweise im Rahmen des Goldenen Mai ausgefallene „Jazz-Night“ schaffen, etwas Gutes für die von der Krise gebeutelten Gastronomen und Musiker tun – und den Zuschauern einen unterhaltsamen Abend bieten.
Wer den Live-Stream auf dem heimischen Fernsehgerät anschaute, bemerkte in technischer Hinsicht kaum einen Unterschied zu professionellen Unterhaltungsformaten. Nur: Dass „Buchemerisch“ freitagabends im Fernsehen gesprochen wird – das ist man eigentlich nicht gewohnt.
Klemens Gramlich und Christof Kieser, bekannte Gesichter der Buchener Kolpingsfastnacht, führten durch das Programm.
Als Musikgruppen mit örtlichem Bezug traten „Acoustik-Open“ (Martin Schriever, Barbara Miksch, Dietger Stolz, Frank Pahl, Michael Henk), „Aktion Sägewerk“ (Bernhard und Vinzenz Schneider, Ralph Scherzer), „Café del Mundo“ (Jan Pascal und Alexander Kilian) und „Prime Session“ (Michael Henk, Rouven Haaf, Thomas Höflein, Christian Stockert, Wolf-Dieter Hieke) auf.
Genussboxen
Die Genussboxen von insgesamt fünf hiesigen Gastronomen enthielten jeweils ein Drei-Gänge-Menü, das sich die Hungrigen zum Teil am heimischen Herd aufwärmen durften. Außerdem bekamen die Genießer ein Einlass-Bändchen, ein Trinkglas, Riegel eines örtlichen Müsli-Unternehmens, Bleistifte, diverse Werbeartikel der Sponsoren und ein Blatt Papier mit einem Kreuzworträtsel darauf, das man während der Show lösen konnte.
Und so startete der Abend swingend mit „Acoustic-Open“. Bei einem Interview mit „Prinz Carl“-Wirt Jens Jaegle erfuhr man unter anderem, dass man es heutzutage lockerer sieht, welches Getränk man zu welcher Fleischsorte wählt, und dass er hin und wieder große Töpfe und Schüsseln verleiht. Schließlich befindet sich sein Hotel in der Hochstadtstraße, der „Houscht“, wo in früheren Zeiten eine Gemeinschaftspfanne zirkulierte.
Jene hatten die beiden Moderatoren aus dem Buchener Bezirksmuseum mitgebracht. Klemens Gramlich informierte über die Geschichte des Kochgeräts, Christof Kieser rezitierte aus dem Mundartgedicht „Die Houschter Panne“ von Anton Wittemann.
Das Publikum wurde dazu aufgerufen, im Chat Vorschläge zu schreiben, was man heute mit dieser Pfanne machen könnte. Man könnte sie zum Beispiel als Percussion in der Stadtkapelle einsetzen, meinte ein Chatter. Oder als weiterer Ton im Turmglockenspiel, schlug ein anderer vor.
Werbepausen
Wie im „richtigen“ Fernsehen auch, gab es während der Sendung einige Werbepausen, in denen sich die Sponsoren präsentierten. Das Hauptgericht nahm man zu den Klängen von „Café del Mundo“ ein.
Die Moderatoren ließen sich spanischen Weißwein reichen, während Stadtarchivar Tobias-Jan Kohler in einem vorab aufgenommenen Video über die Entstehungsgeschichte des Buchener Bleckers informierte. Seit 639 Jahren sei diese Neidfigur das Wahrzeichen der Stadt.
Später ging es um Barbier Baumann und seinen Weltrekord, den jener aufgrund einer Wette einem Engländer abluchste. Die anschließende Kreuzworträtselfrage ließ manchen Teilnehmer fast zur Verzweiflung treiben, denn: Das vermeintliche Lösungswort passte nicht in die genannte Zeile drei.
Im weiteren Verlauf dann die Erlösung: Die Antwort auf die Blecker-Frage war in Zeile vier einzutragen. Doch davor erzählten die beiden Moderatoren die Sagen von der Weinsuche im Röhrenbrunnen während der Neujahrsnacht und vom „grundlosen Gumpen“ im Morretal.
Nach dem Auftritt von „Aktion Sägewerk“ gaben sie humorvolle Gedichte von Heinz Erhardt, Eugen Roth und Erwin Thoma zum Besten – sowie die letzte Strophe des Schützenmarktslieds von Jakob Mayer. Anschließend hörte man das Gedicht „De Zebbelin über Buche“ von Susanne Levi, vorgetragen von Walter Jaegle.
Zum Abschluss erzählten Christoph Kieser und Klemens Gramlich im Stile von „Schorsch und Karle“, bekannt aus der Kolpingsfaschenacht, einige Witze. Für den musikalischen Ausklang sorgte „Prime Session“.
Am Ende des kurzweiligen und originellen Programms wurden die Gewinner des Rätsels bekanntgegeben. Während der Show gingen über den Online-Bezahldienstleister „Paypal“ mehr als 4000 Euro von Zuschauern ein. Diese sollen die Musiker des Abends zusätzlich zu der vereinbarten Gage erhalten.
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