Buchen. Der Klimawandel mit erhöhten Temperaturen und wenig Niederschlägen belastet die deutschen Wälder zusehends. Hitze und Dürreperioden treten in den letzten Jahren gehäuft auf. Gerade die plantagenartigen Fichtenmonokulturen leiden sehr unter der extremen Trockenheit im Frühjahr und im Sommer, weshalb sie anfälliger für Schadinsekten wie den Borkenkäfer werden. Vermindertes Wachstum und ein vermehrtes flächenmäßiges Absterben sind die Folge. Waldbesitzer und die Holzwirtschaft stehen daher vor Herausforderungen in nie gekanntem Ausmaß. Gleichzeitig werden die Wälder aber immer wichtiger im Kampf gegen den Klimawandel, ein Dilemma.
Aus diesem Grund wurde von der Garten-AG des Burghardt-Gymnasiums in Buchen (BGB) unter der Leitung von Sandra Stockinger eine Initiative gestartet, um nicht nur das Bewusstsein für Umweltschutz zu stärken, sondern auch das Thema Waldwirtschaft und Waldtransformation in den Fokus der Schülerinnen und Schülern der fünften Klasse zu rücken. Bepackt mit Spaten, Setzwerkzeug, Handschuhen und ausgestattet festem Schuhwerk begaben sich die BGB-Schüler in ein Waldstück bei Hettingen. Ihr Ziel: Rund 300 klimastabile Bäumchen zu pflanzen.
Im Buchener Stadtforst an einer großen Kalamitätsfläche angekommen, wurden die Schülerinnen und Schülern bereits von ihrem Schulleiter Jochen Schwab erwartet und begrüßt. Hier standen auch schon der stellvertretende Bürgermeister Benjamin Laber und der Revierförster Bernhard Linsler bereit, um die Kinder und ihre Lehrer in Empfang zu nehmen. „Wir wollen mitmachen, selbst anpacken und den Forstfachleuten beim Anpflanzen von Zukunftswäldern helfen“, so Schwabs eindringliche Worte.
Der stellvertretende Bürgermeister überbrachte den Dank der Stadt Buchen und würdigte das Engagement der Schulgemeinschaft. „Die nachhaltige Aufforstung unserer Wälder ist von existenzieller Bedeutsamkeit und wirkt sich direkt auf die Haushaltslage von zukünftigen Generationen aus“, so Laber. Man gehe auch neue, innovative waldbauliche Wege und setze erstmals einen sogenannten Bodenhilfsstoff als Wasserspeicher ein, der die jungen Bäumchen im Frühjahr und im Sommer vor Trockenstress und Dürre schützen soll.
Waldbauliche Innovation
Vorgestellt wurde diese waldbauliche Innovation von Matthias Krug, dem Unternehmer und Geschäftsführer der Deutschen Bodenhilfsstoff Gesellschaft mbH mit Sitz in Waldbrunn. Mit „Agrobiogel“, dem ersten und einzigen biologischen Bodenhilfsstoff als Wasserspeicher auf der FIBl-Liste (Forschungsinstitut für biologischen Landbau), setze die Stadt Buchen nun auf ein Substrat, das das Sechzehnfache seines Eigengewichts an Wasser speichern kann und in PEFC/FSC zertifizierten Wäldern eingebracht werden darf. Da das Substrat aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werde, sei es zu 100 Prozent biologisch abbaubar und dürfe auch in der Bio-Produktion zum Einsatz kommen, so der Unternehmer.
Fläche geräumt
Bevor es mit dem Pflanzen losging, mussten die Schülerinnen und Schüler die Fläche zunächst von Ästen und kleineren Stämmen freiräumen. In Kleingruppen ging es danach an die Arbeit. Revierleiter Bernhard Linsler und zwei seiner Mitarbeiter der Buchener Stadtförsterei zeigten den Kindern im Anschluss an die einführenden Worte dann, worauf es beim Pflanzen neuer Bäume ankommt. Sie demonstrierten und benannten das erforderliche Pflanzwerkzeug und erklärten genau, wie die Wurzeln vorbereitet werden müssen, damit sich die Pflanzen optimal in einer Pflanzgrube entwickeln können.
Der Förster erklärte den Kindern dabei nicht nur den richtigen Umgang mit den Pflanzen, sondern vermittelte auch Wissenswertes über die Bedeutung von Bäumen für das Ökosystem. Der Wald erfülle wichtige Funktionen als Speicher für CO2 und Wasser und sei Sauerstoffproduzent. Zudem biete der Wald einen wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und er werde als Ort der Erholung für die Menschen noch an Bedeutung gewinnen.
Gepflanzt wurden unter fachkundiger Anleitung Hybridlärchen, Zedern und Douglasien, deren Pflanzabstände schon im Vorfeld durch die Forstmitarbeiter festgelegt wurden. „Es sei wichtig, schon jetzt mit dieser Planung die späteren Waldpflegemaßnahmen zu erleichtern und sinnvoll zu gestalten“, so Bernhard Linsler. Matthias Krug ließ die Kinder wissen, dass der nachfolgende Regen und die natürliche Bodenfeuchte nun alleine ausreichen, um das Agrobiogel zu aktivieren.
Zum Abschluss ließ Bernhard Linsler noch mit einem Lächeln verlauten, dass es zwei Pflanzphasen im Jahresverlauf gebe, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst – man freue sich sehr darauf, die Schüler wieder begrüßen zu dürfen. hs
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