Buchen. Es war eine äußerst emotionale Feier zum 20-jährigen Bestehen von „Baker‘s World“. Alexander und Katja sowie Ria und Theo Slepkowitz hatten am Mittwochabend Freunde und langjährige Weggefährten zu dem kleinen Jubiläumsfest in den Räumen der Bäckerei „Am Ring“ eingeladen. In seiner Begrüßung betonte Alexander Slepkowitz, wie wichtig für seine Familie der Beistand „von oben“ gewesen sei. Deshalb hatte man auch Stadtpfarrer Johannes Balbach eingeladen. Der Priester sprach ein Dankgebet und freute sich darüber, dass die Bäckerfamilie „Halt und Stütze durch Gott“ erhalten habe.
Anschließend folgte eine kurze Ansprache von Alexander Slepkowitz, wie sie ergreifender wohl kaum hätte sein können. Darin ging der 44-Jährige nicht nur auf die unternehmerische Entwicklung des Bäcker-Bistros ein, sondern auch auf familiäre und persönliche Ereignisse, wie die Frühgeburt der Zwillinge vor 14 Jahren. Der plötzliche Tod seines Schwagers hatte eine menschliche Lücke in die Familie und eine personelle in das Unternehmen gerissen. Und auch ein geschätzter Mitarbeiter, ein Profikoch, starb plötzlich und unerwartet. Hart sei auch die Coronazeit gewesen. Denn er habe 85 Prozent seines Personals zu 100 Prozent in Kurzarbeit schicken müssen. Allen Widrigkeiten zum Trotz wuchs „Baker‘s World“ von einst vier auf 24 Mitarbeiter. „Wir haben als Familie immer zusammengehalten“, sagte Alexander Slepkowitz. So übernehme seine Frau die Buchhaltung für die Bäckerei und „Bäker’s World“.
Von der Bäckerei zum Catering-Unternehmen
Die Bäckerei Slepkowitz wurde 1951 unter dem Namen „Kreuzers-Bäckerei“ von Viktor und Emma Hollerbach gegründet und später von ihrer Tochter Ria und dem Schwiegersohn Theo Slepkowitz übernommen. In Buchen war die Bäckerei zunächst im „Nahholzladen“ gemeinsam mit einem Metzger vertreten. Nachdem dieses Geschäft geschlossen hatte, verkaufte man Backwaren aus einem Fahrzeug heraus. Dann ergab sich die Möglichkeit, eine stationäre Filiale „Am Ring“ zu errichten.
Mit dem Aufbau von „Baker‘s World“, der ersten Bäckerei in Buchen mit einem Drive-in-Schalter, ergab es sich, dass man nicht nur Backwaren herstellte, sondern auch heiße Speisen. Wie Alexander Slepkowitz erläuterte, wollte man anfangs nur Frühstück in der damals neuen Filiale servieren. Ein befreundeter Koch habe ihm erklärt, wie man Schnitzel mit Soße zubereitet. Und so bot man einen Mittagstisch an, dessen Angebot an Speisen immer mehr erweitert wurde. „Wir haben in Hettingen auf einer Doppelkochplatte gekocht“, erinnert der 43-Jährige sich. Zeitweise habe man 60 bis 80 Mittagessen am Tag zubereitet. 2010 erweiterte die Familie den Frühstückraum von „Baker‘s World“, 2012 die Bäckerei in Hettingen und richtete dort auch eine professionelle Küche ein.
Ein langjähriger Kunde aus Hettingen machte deutlich, was das Familienunternehmen Slepkowitz auszeichnet. Schon vor sechs Uhr morgens stehe die Seniorchefin Ria Slepkowitz in der Bäckerei. „Ria ist immer gut drauf. Da fehlen einem die Worte“, stellte er fest. „Dafür erhält sie Heldenstatus.“
Auch Landtagsabgeordneter Dr. Wolfgang Reinhart gratulierte: „Ihr betreibt hier nicht Mundwerk, sondern Handwerk.“ Es werde von frühmorgens bis abends und auch am Wochenende gearbeitet. Er bezeichnete die Familie Slepkowitz als „Botschafter unserer Heimat“ und überreichte an Alexander Slepkowitz die Landesparlamentsmedaille. Innungsobermeister Peter Schlär betonte, dass er nicht als Konkurrent, sondern als Kollege zur Feier gekommen sei. „Wir arbeiten miteinander, nicht gegeneinander“, betonte er. „So einen Betrieb aufzubauen, das muss man honorieren.“
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