Neckar-Odenwald-Kreis. Die ADAC Heidelberg Historic ist mehr als nur eine Rallye – sie ist eine automobile Zeitreise. 180 klassische Fahrzeuge, von seltenen Vorkriegsmodellen bis hin zu legendären Sportwagen aus den 70ern, nahmen dieses Jahr an der Veranstaltung teil. Am Samstag führte die Strecke durch den Odenwald und das Bauland, wo der AC Odenwaldring zeitgleich den Start der legendären Rennstrecke vor 75 Jahren feierte. Hunderte Fans säumten die Straßen in den Dörfern und freuten sich über die musealen Raritäten auf vier Rädern.
Sieben Jahrzehnte Automobilgeschichte
Am Samstagvormittag war Oberneudorf ein Ort der Automobilgeschichte. Im Minutentakt fuhren die auf Hochglanz polierten Oldtimer durch die Ortsmitte. Start und Zielpunkt der 29. Heidelberg Historic war das Technik Museum in Sinsheim. Das älteste gemeldete Fahrzeug der Traditionsveranstaltung, ein Ford Modell T Speedster mit Baujahr 1912, ist genau 113 Jahre alt. Mit Oldtimern bis Baujahr 1976 im regulären Starterfeld, bot die Heidelberg Historic eine faszinierende Zeitreise durch sieben Jahrzehnte Automobilgeschichte.
Bewunderte Raritäten waren unter anderem ein Lagonda V12 Le Mans (Baujahr 1938). Das Auto galt als die schnellste Limousine seiner Zeit und wird von Kennern als Meisterwerk Walter Owen Bentleys gehandelt. Der Ferrari 250 GTE (Baujahr 1961) war der erste in Serie gefertigte Viersitzer, der sich durch seine luxuriöse Ausstattung abhob. Die seltenen Mercedes 300 SL „Flügeltürer“ und Roadster gab es gleich mehrfach zu bewundern. Die Liste der Teilnehmerfahrzeuge hatte zahlreiche Traumautos zu bieten, die teilweise mehr als eine Million Euro kosten: Shelby Cobra, Lancia Lambda, Aston Martin Le Mans, Mercedes Benz 500 K, Ferraris oder den Audi Quattro A2 von Walter Röhrl.
Auf rund 510 Kilometern, verteilt auf zwei Tagesetappen, präsentierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre rollenden Schätze. Entlang der Route durch den Krai-chgau, die Kurpfalz, das Bauland und das Madonnenland sowie durch das Zabergäu bis in den Odenwald gab es zahlreiche Möglichkeiten, die Oldtimer in Aktion zu sehen. Während der Fahrtpausen und Durchfahrtskontrollen konnten sie aus nächster Nähe begutachtet werden. Mit einem Geschwindigkeitsschnitt von maximal 50 Stundenkilometern geht es bei der Heidelberg Historic um Gleichmäßigkeit, nicht um Schnelligkeit. Die Veranstaltung ist von der Fiva, dem Weltverband der Oldtimer-Clubs, als Fiva Premier Event ausgeschrieben.
Dass die Heidelberg Historic Rallye des ADAC Nordbaden in Oberneudorf Station machte, war dem Jubiläum der ehemaligen Motorrad-Rennstrecke Odenwaldring zu verdanken, die zum Großteil auf der Gemarkung von Oberneudorf verlief. Vor genau 75 Jahren wurden auf diesem Rundkurs Rennen ausgetragen, die bis zu 20.000 Zu-schauer anlockten und die besten deutschen Piloten ihrer Zeit auf die Piste brachten.
Informationen rund um Fahrzeuge und Besitzer
Am Samstag waren es zwar nur wenige Hundert, doch alle, die gekommen waren, feierten die Oldtimer und ihre Lenker. An der Durchfahrtskontrolle im Ortskern von Oberneudorf wurde das Publikum von Moderator Joshua Hildebrand mit kompetenten Informationen rund um Fahrzeuge und deren Besitzer versorgt. So erfuhr man technische Details, aber auch Wissenswertes zur Vorgeschichte der Fahrzeuge und die Namen der Fahrerinnen und Fahrer. Hunderte Fans der automobilen Raritäten, die teilweise mehrere Hunderttausend Euro – einige sogar mehr als eine Million - wert sind, winkten den Piloten zu und diese erwiderten die Grüße huldvoll.
Der AC Odenwaldring Buchen bot einen SimRacing-Simulator und Aktionen für die ganze Familie an. Die Verpflegungsstände der örtlichen Vereine hatten bei Kaiser-wetter einen riesigen Ansturm zu bewältigen. Noch lange, nachdem das letzte Rallye-Fahrzeug durch Unterneudorf brauste, war das Vibrieren des Asphalts und der Glanz vergangener Zeiten zu spüren. Die Veranstaltung war eine rundum gelungene Sache. Mehr als 100 Gemeinden wurden entlang der zwei Tagesetappen besucht, überall wurde am Straßenrand gewunken, gelacht und gestaunt. Klappstühle und Kühltaschen zeigten, wo sich eingefleischte Fans der Oldtimerfahrt des ADAC Nordbaden niedergelassen hatten. Denn immerhin dauerte es gut drei Stunden, bis alle Fahrzeuge vorbeigezogen waren und das bei bestem Wetter.
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