Buchen. Eine außergewöhnliche Atmosphäre, ein außergewöhnliches Programm, ein außergewöhnliches Konzert: Die Chöre „Cantus M“ und „Cantamus“ sowie der „Junge Projektchor“ des MGV „Liederkranz“ Buchen haben gemeinsam mit dem Streichorchester der Joseph-Martin-Kraus-Musikschule, verstärkt durch Mitglieder des Stadttheaters Heidelberg, am Samstagabend das Publikum in der Stadtkirche „St. Oswald“ begeistert. Unter dem Thema „Engel“ präsentierten die rund 90 Mitwirkenden unter der Gesamtleitung von Michael Wüst ihrem Publikum eine gelungene Kombination aus Chorgesang und Orchestermusik, aus traditionellen Chorsätzen und zeitgenössischen Arrangements. Der „Junge Projektchor“ unter der Leitung von Michael Henn fügte sich mit seinen beiden Darbietungen gut in das Programm ein. Durch den Abend führte Hans-Georg Eistert mit hintergründigen und teils nachdenklich stimmenden Texten.
Die Kirche war im Altarbereich in blutrotes Licht getaucht. Nach einer musikalischen Einstimmung durch das Orchester mit „Reigen seliger Geister“ von Christoph Willibald Gluck mit Martin Schmidt als Flötensolist brachten die Frauen des „Cantamus“ das Kyrie aus der „Missa de angelis“ dar. Mit dem baskischen Adventslied „The Angel Gabriel“ nach einem Arrangement von Edgar Pettman musizierte der über 50-köpfige Gesamtchor an diesem Abend erstmals in voller Stärke, und das mit einem ausgewogenen und vollen Klang. Michael Henn überzeugte als Tenor-Solist. Es folgte mit „Als die Welt verloren“ ein reiner Männerchorsatz von Heinrich Paulsen, gekonnt vorgetragen vom Männerchor „Cantus M“.
Mit „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, von Mendelssohn-Barholdy ließ der Gesamtchor erkennen, welches Potenzial an nuancierter Ausdruckskraft in ihm steckt. Der „Abendsegen“ von Engelbert Humberdick aus der Oper „Hänsel und Gretel“ erklang anschließend mit Sandra Kern als Alt-Solistin. Es folgte der dreiteilige Orchester-Zyklus „Suite antique“ von John Rutter mit den Solisten Martin Schmidt (Flöte) und Christian Roos (Cembalo).
Dann katapultierte der „Junge Projektchor“ mit Mitgliedern überwiegend im Alter von 20 bis 30 Jahren das Publikum musikalisch in die Gegenwart, und zwar mit „Ein Engel“ von Daniel Dickopf von den „Wise Guys“ sowie mit „Angels“ von Robbie Williams und Guy Chambers, arrangiert von Christopher Hussey. Das Hauptwerk des Abends war der Liederzyklus „Engel-Lieder“ des zeitgenössischen Berliner Komponisten Peter Schindler mit Chor und Orchester. Dieser hatte kreativ Texte unter anderem aus Psalmen und von Eduard Mörike musikalisch bearbeitet. So erklang unter anderem ein weiteres Mal „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“, dieses Mal mit Anja Schilling als Sopran-Solistin. Der Zyklus beeindruckte nicht nur durch die einfühlsame Vortragsweise von Sängern und Musikern, sondern auch durch seinen stellenweise mystisch anmutenden Charakter. Nach dem Orchesterwerk „Andante festivo“ von Sibelius präsentierte der Gesamtchor mit „In Paradisum“ von Richard John Siegel einen hymnisch-sprituellen Klangteppich – ein anspruchsvolles Werk, dem die Sänger vollkommen gerecht wurden. Das Konzert endete mit einer beeindruckenden Komposition von Christian Roos. Mit „Dein Anblick gibt den Engeln Stärke“ hatte der Buchener eine Passage aus dem Prolog von Goethes „Faust“ vertont.
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