Serie über Buchener Heimatvereine (Teil 3) - Hettinger Heimatverein ist einer der größten in der Region / Denkmalpflege und Veranstaltungen beschäftigen die Mitglieder

Aus dem Ortsleben nicht wegzudenken

Von 
Martin Bernhard
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Gundolf Scheuermann, Vorsitzender des Heimatvereins Hettingen, am Gedenkstein zum Tod des jungen Soldaten Karl Baas. © Martin Bernhard

Der Heimatverein Hettingen zählt mit rund 700 Mitgliedern zu den größten seiner Art in der Region. Er ist ein fester Bestandteil des Jahresverlaufs im Ort.

Hettingen. Kurz vor dem Erreichen der Landesstraße 582, die nach Eberstadt führt, steuert Gundolf Scheuermann am Rande des Waldstücks „Breitenbüschle“ einen mannshohen Felsen an. Dort weist eine Schrifttafel auf ein tragisches Ereignis hin. Am 30. März 1945 erlag hier Unteroffizier Karl Baas aus Bodersweier bei Kehl den Folgen eines Stirnschusses. Er wurde nur 23 Jahre alt. Er opferte sein Leben für die aussichtslose Verteidigung von Hettingen vor den anrückenden US-amerikanischen Truppen. Das Bild des jungen Soldaten ist abgefallen und soll bald wieder auf den Felsen angebracht werden. Dieser Stein ist eines der jüngsten der über 40 Flurdenkmale auf der Gemarkung Hettingen und für Gundolf Scheuermann, Vorsitzender des Heimatvereins, wegen seiner Entstehungsgeschichte etwas Außergewöhnliches. Der Heimatverein ließ diesen Gedenkstein im Jahr 1972 aufstellen.

Der schwedische Reiter

Wenige hundert Meter entfernt erinnert ein anderes Denkmal an einen Todesfall, der sich mehr als 300 Jahre früher ereignete. „An diesem Ort wurde Markus Ruck aus Hettingen von einem schwedischen Reiter getötet“, steht auf einer Informationstafel. Der Bildstock zeigt ein Kreuz und weist in lateinischer Sprache auf dieses Geschehen vom 27. Mai 1628 hin, mitten im Dreißigjährigen Krieg. Im Volksmund wird das Denkmal „Schwedenstein“ genannt. Dieser gilt als das älteste Flurdenkmal von Hettingen. „Viele unserer Bildstöcke findet man entlang des alten Kirchwegs nach Bödigheim“, sagt Gundolf Scheuermann. In den 70er und 80er Jahren seien viele Votivtafeln von Bildstöcke gestohlen worden. Der Heimatverein sorgte gemeinsam mit Stadtverwaltung und Denkmalschutzbehörde dafür, dass sie nachgebildet wurden.

Außerdem kümmert der Verein sich um den Kriegerhain, der an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs erinnert. Vergangenes Jahr wurden dort die Metalltafeln gestohlen. Dank eines Spenders werden sie bald wieder ersetzt. Und auch die Pflege des Kreuzwegs zählt zu den Aufgaben des Heimatvereins. Mit seinen Veranstaltungen begleitet der Heimatverein die Hettinger durch das Jahr. An Laetare, dem vierten Fastensonntag, tragen die Mitglieder den Tod aus und vertreiben so den Winter. Zu Johannis zieht das Johannisfeuer Bürger aller Generationen an. Im Herbst veranstaltet der Verein eine Seniorenfeier. Außerdem nehmen mehr als 60 Personen an der jährlichen Zwölf-Stunden-Wanderung teil. Und die von Gabi Strittmatter organisierten Garten- und Oldtimerausstellungen lockten die Menschen scharenweise ins Dorf. Außerdem organisierte der Verein gut besuchte Bildstockwanderungen und Ortsführungen.

Rund 700 Mitglieder

Zudem spricht Scheuermann von „progressiver Mitgliederwerbung“. Damit meint er, dass man Leute persönlich anspreche und auch junge Leute in das Vereinsleben einbinde. All dies führt nach den Worten von Scheuermann dazu, dass der Heimatverein mit rund 700 Mitgliedern wohl zum größten seiner Art in der Region geworden ist.

Außerdem gibt der Verein jedes Jahr einen Heimatbrief in einer Auflage von 1000 Exemplaren heraus, den Gundolf Scheuermann gemeinsam mit Schriftleiter Karl Mackert zusammenstellt. Diesen erhalten nicht nur alle Mitglieder kostenlos, sondern auch 750 in der Fremde lebende Hettinger – unabhängig davon, ob sie Vereinsmitglied sind. Viele Empfänger der rund 80-seitigen Publikation spenden regelmäßig, wenn sie das Werk erhalten.

In den vergangenen Jahren ließ der Verein die Kapelle „Schönster Herr Jesu“ renovieren und einen Glockenturm mit Glocke aufstellen. Dank seiner guten finanziellen Lage wurde auch das Eiermann-Magnani-Dokumentationszentrum finanziell unterstützt. Und in diesem Jahr ließ der Verein eine steinerne Sonnenuhr anfertigen und am „Latschari“ aufstellen.

Für die nächsten Jahre haben sich Gundolf Scheuermann und der Verein viel vorgenommen. So will der Vorsitzende alte und künftige Sterbebilder aus Hettingen sammeln und einscannen. Und zum Jubiläum „1250 Jahre Hettingen“ im Jahr 2024 soll eine Chronik des Buchener Stadtteils entstehen.

Redaktion

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