Unterschüpf. „Sterntaler ist ein Theaterstück für Verstand und Gefühl – und es ist im Herzen spürbar“, erklärt Frank Scheufele, der die Rolle des Professor Dr. Steinbach-Mattenbeck spielt. „Verstand, Herz und ganz viel Gefühl - das sind die drei Säulen unseres Erfolges, das hält unser Team zusammen.“ Frei nach dem bekannten Märchen der Brüder Grimm hat Anna Christina Harandt das Drehbuch zu „Sterntaler und das Funkeln des Glückes“ geschrieben.
„Ich habe ein mutiges Experiment gewagt“, erzählt sie. „Bevor ich mit dem Schreiben anfing, fragte ich die Schauspieler, welche Rolle sie gern einmal spielen würden. Und so habe ich das Stück gewissermaßen maßgeschneidert, jeder bekam die Rolle seines Herzens. Fast wie von selbst fügten sich die Puzzleteile nahtlos zu einer homogenen Geschichte zusammen.“ Das Märchen erzählt von einem kleinen Mädchen, das selber arm und obdachlos, seine wenigen Habseligkeiten an andere Bedürftige verschenkt. Als es am Ende gar nichts mehr hat, fallen Sterne vom Himmel und werden zu lauter blanken Talern von Silber und Gold. Wo die Erzählung der Brüder Grimm endet, spinnt Anna Christina Harandt die Geschichte weiter, hinein in die Gegenwart, in die Welt von heute.
Auf den Spuren von Sterntaler
Anna Christina Harandt nimmt die Zuschauer an die Hand und führt sie durch die Straßen einer Stadt. Sie folgt mit ihnen der Spur des „Sterntaler-Mädchens“, das, wie sie meint, auch heute noch unterwegs ist. Bei einer obdachlosen Bettlerin an der Straßenecke bleibt sie stehen. Pech gehabt im Leben! Plötzlich steht ein Mensch am Rand der Gesellschaft. Doch es gibt Hoffnung. Professor Dr. Steinbach-Mattenbeck kommt mit Krankenschwester Anna herbeigeeilt. Die beiden kümmern sich um Menschen, die auf der Straße leben, verarzten verstauchte Knöchel und verletzte Seelen.
Eine Straße weiter sammelt Pater Michael Spenden für Notleidende. Putzfee Netti findet, dass Sauberkeit das halbe Leben ist und kommt mit einem Stapel frischer Wäsche um die Ecke. Vor einem schicken Laden macht Anna Christina Harandt Halt. Vivienne, Designerin und erfolgreiche Unternehmerin, leistet Aussteigern Hilfe zur Selbsthilfe und macht daraus eine smarte Geschäftsidee. Heilpraktikerin Kamilla hingegen vertraut darauf, dass sich mit Homöopathie nahezu alle Probleme der Welt lösen lassen.
Straßen können in Dunkelheit, in Hoffnungslosigkeit und Resignation führen, aber auch in befreiende Helle. Wie tröstlich, dass an den Straßen des Lebens Menschen stehen, die Licht ins Dunkel bringen, in Enttäuschungen aufrichten und einen Weg in die Zukunft zeigen. Doch da gibt es auch Herrn Intri-Gant, der sich eilig an dem Spenden sammelnden Pater vorbeidrängt. Als erfolgreicher Investor hat er messerscharf kalkuliert: Eine Geldanlage in Bedürftige lohnt sich nicht. Hocherhobenen Hauptes kommt Frau Schön-Färber des Weges. Sie malt sich die Welt wie es ihr passt, sieht nur, was sie sehen will.
Schicksale, Menschen, Begegnungen im Schlaglicht
Zum dritten Mal führt Frederike Faust Regie für das Theater „Sprungbrett“. Seit Jahren leitet sie das „Junge Theater“ der Frankenfestspiele Röttingen. „Die Leitung eines Inklusionstheaters war für mich eine neue Aufgabe. Anfangs wusste ich nicht, ob ich ihr gewachsen bin. Inzwischen kann ich sagen, dass sich eine selbstverständliche Vertrautheit und Herzlichkeit eingestellt hat. Wenn in der Welt das gleiche unvoreingenommene Miteinander, das gleiche Verständnis füreinander herrschen würde, wäre vieles besser und leichter.“
Anna Christina Harandt ist eine aufmerksame Beobachterin. Schlaglichtartig beleuchtet sie Schicksale, Menschen, Begegnungen – mal ernst und nachdenklich, mal witzig – mit einem Augenzwinkern. Ergänzt wird die Aufführung durch schöne Melodien und gefühlvolle Lieder, unter anderem aus dem Musik-Märchen „Sterntaler - Vom Universum belohnt“.
Die Solistin June Weber wird von Sängerinnen des Schulchores der Schule St. Bernhard begleitet. Leidenschaftlich getanzt wird nach der Choreografie von Sonngard Röhm.
Eine Frage bleibt noch: Wer ist dieses rätselhafte Mädchen, das auch heute noch unterwegs ist, ein wenig verloren und fremd in einer Welt, in der Menschen ihr Tun und Lassen so oft mit der Testfrage prüfen: „Was bringt es mir? Was hab‘ ich davon?“ Wer ist dieses Kind, das so selbstlos mitfühlen und mitleiden kann? Die Antwort findet sich in der Theateraufführung von „Sterntaler und das Funkeln des Glückes“. Ein Tipp noch von „Professor Dr. Steinbach-Mattenbeck“: „Unbedingt Taschentücher bereithalten!“
Am 17. / 18. und 19. Oktober öffnet das Theater „Sprungbrett“ den Himmel einen Spaltbreit und lässt es Sterne regnen. Im Anschluss an die Aufführung am Samstagabend darf das Publikum eine wahre Sternstunde erleben: Der Verein „Sprungbrett“ feiert sein 25-Jahr-Jubiläum und die Zuschauer können mitfeiern.
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