Adelsheim/Boxberg. Als Pfarrer Karl Kreß als Vorsitzender der Bezirkssynode die Sitzung im Evangelischen Gemeindehaus Osterburken eröffnete, war er sich bewusst, welch Tragweite diese Synode haben wird. Die Kirche wird sich verändern und die Gestaltung des Strukturprozesses, der von der Bezirkssynode und anderen Gremien begleitet wird, hat einen großen Einfluss auf die Zukunft der Kirche.
Die gesellschaftlichen Veränderungen bekommen die großen Kirchen deutlich zu spüren. Deshalb hat die Badische Landeskirche einen großen Strukturprozess angestoßen. Das kirchliche Leben verliert in der Gesellschaft an Bedeutung, die Mitgliederzahlen und die Finanzmittel gehen zurück und beim Beruf der Pfarrerin und des Pfarrers gibt es einen spürbaren Nachwuchsmangel. Die Landeskirche reagiert auf diese Entwicklung: Sie hat die Werbung für die theologischen Berufe verstärkt. Sie hat den Quereinstieg in den Pfarrberuf erleichtert. Sie fördert Innovationen und kreative Ideen für die Gemeindearbeit und sie setzt auf mehr Kooperationen zwischen den Hauptamtlichen und den Ehrenamtlichen. Auch zwischen den Kirchengemeinden soll die Zusammenarbeit intensiviert werden.
Im Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg heißt dies konkret, dass drei Kooperationsräume eingerichtet werden. Nach Monaten der Vorbereitung, nach zwei Bezirkssynoden, nach mehreren Regionaltreffen und vielen Sitzungen des bezirklichen Strukturausschusses hat der Bezirkskirchenrat am 24. November 2022 einstimmig den Zuschnitt für die drei Kooperationsräume beschlossen.
Einen großen Wehrmutstropfen für die Kirchenmitglieder bedeutet die Entscheidung des Oberkirchenrats Kirchenleitung, dass die 17 Pfarrstellen des Bezirks bis zum Jahr 2036 auf zwölf reduziert werden müssen. Das heißt für den Kirchenbezirk, dass in jedem der drei Kooperationsräume bis in 14 Jahren nur noch vier volle Pfarrstellen verbleiben werden. Als Gast referierte auf der Bezirkssynode Kirchenrat Jochen Rapp, der Leiter der Abteilung „Bau, Kunst und Umwelt“ im Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe, über die anstehenden Kürzungen im Gebäudebereich. Dazu wurde eine sogenannte Gebäudeampel eingeführt. Von den 60 Kirchen und Gemeindehäusern im Bezirk dürfen nur 15 auf „grün“ gesetzt werden –das bedeutet, diese Gebäude werden auch langfristig von der Landeskirche mitfinanziert. 18 Gebäude müssen auf „rot“ gesetzt werden und für diese Gebäude gibt es dann keine Mitfinanzierung mehr. Die Gemeinden müssen schauen, ob sie diese Gebäude aus eigener Kraft bewirtschaften können oder ob sie diese aufgeben.
Die restlichen 27 Gebäude werden auf „gelb“ gesetzt, für diese Gebäude gibt es noch keine langfristig gültige Entscheidung.
Das waren schlechte Nachrichten für die Synodalen. Zumal im Kirchenbezirk 36 Kirchen stehen – davon sind 32 historische, denkmalgeschützte Kirchen von hohem kulturgeschichtlichen, religiösen und ideellen Wert. Sowohl Kirchenrat Jochen Rapp als auch Dekan Rüdiger Krauth betonten, dass die Kirchen auf keinen Fall leichtfertig aufgegeben werden dürfen. Es gibt viele Ideen, wie Kirchen erhalten werden können. Wichtig sei, dass die Kirchen genutzt werden.
Um das geistliche Leben in den Kirchen zu unterstützen, werden weiterhin neben den hauptamtlichen Pfarrern und Pfarrerinnen die ehrenamtlichen Prädikanten und Prädikantinnen benötigt.
Außerdem hat Pfarrer Dr. Heiner Kücherer im Rahmen der Erwachsenenbildung begonnen, Lektoren und Lektorinnen auszubilden. Mit dieser Ausbildung werden Interessierte befähigt, Andachten selbständig vorzubereiten und zu halten, geistliche Impulse zu geben und auch Gottesdienste anzuleiten.
Kirchenrat Jochen Rapp betonte, dass alles versucht würde, die historischen Kirchen wenigstens „unter Dach“ aus zentralen Finanzmitteln der Landeskirche zu erhalten. Jede Kirche soll ein dichtes Dach behalten, was wesentlich zum Erhalt der Kirchen beitragen würde.
Am Ende der anstrengenden Tagung feierte die Synode einen Gottesdienst. In der Verkündigung standen vier Begriffe im Mittelpunkt: Dankbarkeit, Freude, Frieden und Zuversicht. Auf diese Weise konnten sich die in der Kirche Verantwortlichen auf das konzentrieren, woher sie Kraft und Hoffnung schöpfen.
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