Boxberg/Angeltürn. Ein Fenstersturz im ersten Stock ist bereits gebrochen. Er und einige darüberliegenden Steine sind mit Mörtel notdürftig stabilisiert worden. Die Schäden am historischen Rathaus in Angeltürn sind durch Setzungen im Untergrund entstanden. Der Patient soll nun mittels einer Spezialbehandlung mit Expansionsharz-Injektionen stabilisiert und ertüchtigt werden. Auf diese Anwendung hat die Firma Urutek aus Rastede. Der Boxberger Gemeinderat gab in seiner Sitzung am Montag im Wasserschloss in Unterschüpf grünes Licht für die Sanierung durch die Spezialisten. Die Kosten belaufen sich auf rund 65 000 Euro.
"Aufgrund von über die Jahre aufgetretenen Setzungen im Untergrund des Angeltürner Rathauses sind bereits Teile des Gebäudes um wenige Zentimeter abgesunken und es hat sich ein großer Riss in der Fassade gebildet", erläuterte Bürgermeister Christian Kremer die Situation. "Das Rathaus ist deshalb dringend sanierungsbedürftig." Die Standsicherheit sei zwar nicht gefährdet, aber der Riss habe sich gerade in den letzten Jahren vergrößert. "Es ist davon auszugehen, dass sich auch die Setzungen in den letzten Jahren verstärkt haben", machte das Stadtoberhaupt deutlich, dass Handlungsbedarf bestehe.
Wie bei derartigen, altehrwürdigen Gebäuden üblich, steht das Rathaus auf einem Fundament aus mehrlagig aufgeschichteten Steinen. Die Festigung des Untergrunds gestaltet sich deshalb schwierig. Aufgrabungen um das Rathaus sind bedenklich. "Die Gefahr, dass die Steine abrutschen, ist groß, deshalb möchte ich keinen Arbeiter in ein Loch unters Fundament schicken", erteilte Ingenieur Michael Jouaux vom Ingernieur-Büro Jouaux einer herkömmlichen Sanierung eine klare Absage.
Als Alternative, so Jouaux, komme nur eine Methode in Frage, bei der durch die Injektion einer entsprechenden Festigungsmasse das Fundament stabilisiert wird. Eine Aufgrabung ist dafür nicht nötig. "Das Verfahren kann aber nur von einer Spezialfirma erledigt werden und das Patent darauf hat die Firma Urutek aus Rastede."
Das Rathaus stehe bergseits auf tragfähigem Baugrund. Seitlich und talseits jedoch müsste eine Baugrundverbesserung erfolgen; dort müsse der "Boden verpresst" werden, erläuterte der Ingenieur. Die Firma werde in geringem Abstand zwei unterschiedlich tiefe Bohrlöcher anbringen. In diese werden Injektionslanzen mit einem Durchmesser von 16 Millimetern eingeführt, durch die der Zweikomponenten-Expansionsharz mit 160 bar hineingedrückt wird. Durch die unterschiedliche Tiefe der Bohrlöcher erfolgt die Verdichtung in zwei Lagen. Der Harz verfestigt sich innerhalb von 20 Sekunden. Das Material beugt somit weiteren Setzungen vor. Durch die Volumenvergrößerung der Harze wäre auch ein Anheben des Rathauses auf das ursprüngliche Niveau möglich. Doch das ist bei der Sanierung des Angeltürner Rathauses nicht möglich. "Da sowohl der Riss als auch der Fenstersturz mit Mörtel verfestigt wurden, kann das Ziel nur lauten, ein weiteres Absinken zu vermeiden", so Jouaux.
Für die Maßnahme ist im Haushalt 2012 eine Summe von 30 000 Euro eingestellt. Zudem hatte der Gemeinderat einen Haushaltsrest von 30 000 Euro gebildet. 5000 Euro müssten noch finanziert werden, meinte Bürgermeister Christian Kremer.
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