Bad Mergentheim/Weikersheim. Beethovenstraße – da klingt bereits im Namen Musik mit. Vermutlich haben die beiden Nachbarskinder Klein-Manuel und Klein-Marcel, als sie mit ihren Fahrrädern besagte Straße entlang jagten, nicht gedacht, dass sie im Erwachsenenalter für ein gemeinsames Projekt die Musik erklingen lassen.
Doch der Reihe nach. Der 39-jährige Manuel Häußler und der 33-jährige Marcel Brunner wuchsen in der Beethovenstraße in Bad Mergentheim auf, beide besuchten das Deutschorden-Gymnasium, beide hatten Unterricht bei Dr. Steffen Schürle und nach dem Abitur schlugen sie völlig unterschiedliche Wege ein. Dennoch verloren sie sich nicht aus den Augen, wussten stets, wo der andere gerade war, mit was er sich beschäftigte.
Häußler, aktuell in Ruanda lebend, zog es ins Ausland, wo er seinen Zivildienst in Indien bei einem Hilfsprojekt für Straßenkinder ableistete. Da sei er bereits für diese sensibilisiert worden und die Sorge und Fürsorge habe ihn nimmer losgelassen, beschreibt er sein Engagement. Nach Studium und Weg in die Selbständigkeit landete er, bedingt durch die Berufstätigkeit seiner Frau, in Bangladesch, wo ihm abermals die „erschreckende Armut und das große Leid der Straßenkinder“ begegneten. Folglich habe er sich ehrenamtlich engagiert, aber rasch gespürt, dass die Hilfe vor Ort gut funktioniere. „Die brauchen meine aktive Hilfe nicht, die brauchen Spenden“, so sein Fazit. Daraufhin habe er mit seinem Geschäftspartner den gemeinnützigen Verein „Give One Back“ gegründet, dessen Vorsitzender er sei.
Und nun kommt die räumliche Nähe in der Beethovenstraße ins Spiel. „Marcel hat das alles mitbekommen“, berichtet Häußler. Und sein ehemaliger Nachbar Brunner, mittlerweile ein bekannter Opernsänger und in den nationalen und internationalen großen Opernhäusern zuhause ergänzt: „Ich finde die Arbeit von Manuel so wertvoll. Warum nicht ein Benefizkonzert für dessen Projekte veranstalten?“ Nachdem er ohnehin versuche, einmal im Jahr ein Konzert in der Heimat zu geben, sei dieser Gedanke nahe gelegen.
So weit, so gut. Die Idee war geboren, zur Umsetzung brauchten beide, da fern der Heimat lebend, kompetente Unterstützung vor Ort. Bei ihrem ehemaligen Lehrer und Past-Präsidenten des Rotary Club Bad Mergentheim, Dr. Schürle, stießen sie auf offene Ohren, womit die Rotarier unter ihrem Präsidenten Michael Drechsler die passenden Strukturen zur Durchführung dieses Konzerts bieten.
Nun wolle man im „besten Konzertsaal der Region“, der Tauberphilharmonie in Weikersheim die empathischen Saiten des Publikums zum Klingen bringen, wenn Brunner mit seinen Freunden einen musikalischen Hochgenuss biete. Seine Baritonstimme sowie Amelie Petrich (Sopran), Sofia Pavone (Mezzosopran) und Robin Neck (Tenor) bringen, begleitet von Doriana Tchakarova und Eberhard Leuser am Klavier, die Liebesliederwalzer op. 52 von Brahms sowie ausgewählte Lieder und Quartette von Schubert zu Gehör. Liebe, Leidenschaft, Drama und Glücksgefühle stehen im Zentrum des Konzerts und spannen den Bogen zur Leidenschaft, mit der sich Häußler für die Straßenkinder einsetzt, zu den persönlichen Dramen, zu den Glücksgefühlen, die er erlebt, wenn Kinder, nachdem ihnen eine helfende Hand gereicht wurde, den Weg aus dem Elend schaffen.
Publikum wird per Videobotschaft von Projekten berichtet
Per Videobotschaft werde er dem Publikum von seinen Projekten berichten, so dass sich dieses die Schule unter freien Himmel, die Notunterkunft oder das Waisenhaus, in dem sie Obdach fänden, bis sie auf eigenen Beinen stünden, besser vorstellen könne. Die Kinder würden mit Nahrung und medizinisch versorgt, lernten, spielten, was eigentlich das Normale sein sollte. „Straßenkinder gehören zu den weltweit am meisten benachteiligten Bevölkerungsgruppen, weil sie ihre Lage nicht aus eigener Kraft zum Besseren wenden können“, erklärt der Heilpraktiker für Psychotherapie seine Motivation.
Das Benefizkonzert, dessen Eintritt frei ist, wohingegen um Spenden gebeten werde, solle zum Besseren beitragen, beschreibt auch Brunner seinen Antrieb. „Als Vater eines kleinen Sohnes ist das für mich eine Herzensangelegenheit. Und weil er gerne mit befreundeten Sängerkollegen die Bühne teile, habe er das rund 70-minütige Programm so gestaltet, dass er dort gemeinsam mit seinen Freunden, übrigens alle professionelle Musizierende auf internationalem Top-Niveau, musiziere.
Beeindruckt von der wertvollen Arbeit von „Give One Back“ verzichten auch sie auf ihre Gage. Sollte jemand sich spontan entscheiden, das Konzert zu besuchen, könne er das selbstverständlich tun, ermuntert Brunner Kurzentschlossene. Ach ja, um nochmal auf die Beethovenstraße zurückzukommen, Beethoven kommt nicht zu Gehör, aber das sollte kein Hinderungsgrund sein die gemeinsame Sache der beiden Männer aus der Kurstadt zu unterstützen. Konzerttermin ist der 30. August, 19.30 Uhr, Tauberphilharmonie, Anmeldungen unter benefizkonzert@tauberphilharmonie.de, Informationen zum Verein unter www.giveoneback.de im Internet.
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