Bad Mergentheim/Main-Tauber-Kreis. Mit einer traditionellen Feier im sehr gut besuchten Bad Mergentheimer Kursaal begingen am Sonntagnachmittag der Landfrauenverband und der Bauernverband Main-Tauber-Kreis in Kooperation mit der Kurverwaltung das Erntedankfest.
„Bei aller Tradition ist dieses Fest zugleich immer wieder mit Veränderungen verbunden“, sagte Ursula Popp, stellvertretende Vorsitzende der Kreislandfrauen, zu Beginn mit dem Hinweis auf den Kursaal anstelle der sonst üblichen Wandelhalle als Veranstaltungsort. „Es tut gut, uns in diesen schnelllebigen Zeiten auf das Erntedankfest einstellen und es mit einigen schönen Stunden gemeinsam feiern zu können“.
„Wir sind es gewohnt, dass uns alle Lebensmittel immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Umso mehr freue ich mich, dass die Tradition des Erntedankfestes durch den Landfrauen- und den Bauernverband weitergetragen wird“, meinte Landrat Christoph Schauder, der ebenso wie Bad Mergentheims Bürgermeisterstellvertreterin Manuela Zahn sowohl dem Veranstaltungs- und Organisationsteam als auch den landwirtschaftlichen Betrieben dankte. Eine ausreichende Ernte sei nicht selbstverständlich, gab er angesichts einiger die Ernte beeinträchtigenden Witterungsereignissen zu bedenken.
„Produzenten mehr schätzen“
„Wir alle sind dazu aufgerufen, nachhaltiger mit den Lebensmitteln umzugehen sowie sie und deren Produzenten mehr zu schätzen“, sagte Schauder. Die Kreisverwaltung setze die Vorgaben lediglich um, die gesetzlich in Stuttgart, Berlin oder Brüssel gemacht würden. „Wir müssen uns jedoch zunehmend fragen, ob diese gesetzlichen Vorschriften noch realistisch und zeitgemäß oder fachfremd sind sowie zu einer ausufernden Bürokratie führen. Wir brauchen diesbezüglich mehr Mut zur Vernunft“, reflektierte der Landrat kritisch. Blauzungenkrankheit und Afrikanische Schweinepest würden auch in unserem Kreisgebiet zur enormen Herausforderung für die Betriebe und Absatzmärkte werden, prognostizierte der Landrat. Schauder versicherte, dass der Main-Tauber-Kreis den Bauern als verlässlicher Partner zur Seite stehe.
Kurdirektor Sven Dell ging in seinem Grußwort insbesondere auf die tägliche Verschwendung von Nahrungsmitteln ein. „40 Prozent aller weltweit angebauten Lebensmittel werden jedes Jahr nicht gegessen. Alleine in Deutschland werden jährlich elf Tonnen in den Müll geworfen“, berichtete er.
„Das Erntedankfest ist eine gute Gelegenheit, über Wege nachzudenken, diese Vergeudung zu reduzieren sowie bestenfalls zu vermeiden“, verdeutlichte Dell. Der respektvolle und bewusste Umgang mit Lebensmitteln müsse zuhause, in Restaurants, in Hotels oder beim Einkauf geschehen“, forderte der Kurdirektor auf. In einem Rückblick auf die Ernte erinnerte Reinhard Friedrich, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Main-Tauber, unter anderem an die dramatischen Nachtfröste Ende April.
„Da die Vegetation durch den milden Winter und das zeitige Frühjahr schon sehr weit fortgeschritten waren, gab es große Schäden vor allem im Obst- und Weinbau“, konstatierte er. Im Main-Tauber-Kreis habe man eine gute Durchschnittsernte einfahren können. Wenig erfreulich sei, dass die Getreidepreise nach zwei Jahren ordentlicher Entwicklung jetzt wieder auf das alte Niveau zurückgefallen seien. „Bei den nach wie vor hohen Kosten für Energie, Technik und Arbeit ist das für uns Bauern momentan sehr schwierig“, sagte Friedrich.
Kundgebung unterstützt
Für die Unterstützung der Bauerngroßkundgebung Anfang Januar durch Bereitstellung seines geräumigen Parkplatzes sowie die Veranstaltung eines Open-Air-Schlepper-Kinos im August wurde heuer der Wildpark Bad Mergentheim mit der traditionellen Erntekrone ausgezeichnet. „Wir sind ebenfalls ein landwirtschaftlich geprägter Betrieb mit vielen Nutztieren“, hob Wildpark-Geschäftsführer Marcus Rügamer sichtlich gerührt hervor, nachdem er stellvertretend für die gesamte Belegschaft die Getreidekrone in Empfang nahm.
Gefertigt wurde die Krone erneut von Kornelia Fischer, Vorsitzende der Landfrauen Windischbuch und Mitglied des Kreisvorstandsteams. Außerdem hatte ein Landfrauenteam für eine prächtige Dekoration vor der Kursaalbühne und auf den Tischreihen gesorgt. „Unsere Landwirtschaft sucht und findet immer wieder neue Wege, wenn man sie lässt und unterstützt“, sagte Ursula Popp im Schlusswort und erwähnte hier die neue große Speisepilzkultur in Musdorf im Landkreis Schwäbisch-Hall.
Musikalisch umrahmt wurde das Fest vom Ottmar Mergenthaler Chor aus Hachtel unter Leitung von Josef Ehrmann sowie instrumental begleitet von Theresia Luber (Klarinette) und Juliane Luber (Querflöte). Ein gemeinsam gesungenes Irisches Segenslied bildete den Abschluss des offiziellen Programms, bevor die Erntedankfeier mit Bewirtung durch den Landfrauenverein Wachbach gesellig ausklang.
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