Von Weinfest bis Comedy

Welche Events Bad Mergentheim wirklich will

DHBW-Studierende befragen 656 Menschen zu Informationskanälen und Vorlieben

Von 
Thomas Weller
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Die vier DHBW-Studierenden (vorn von links) Lara-Sabine Warmuth, Carolina Höra, Samira Tutzschke und Jan Rakow präsentierten die Umfrageergebnisse im Beisein von (hinten von links) Studiengangsleiter Prof. Dr. Boris Hubert sowie Michael Flörchinger und Julia Krupka von der Kurverwaltung. © Thomas Weller

Bad Mergentheim. Wie informieren sich Bürgerinnen und Bürger, Gäste und Pendler in Bad Mergentheim über Veranstaltungen – und welche Events wünschen sie sich? Dieser Frage gingen vier Studierende des Studiengangs BWL-Gesundheitsmanagement an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Bad Mergentheim in einem gemeinsamen Projekt mit der Kurverwaltung nach.

Präsentation der Ergebnisse im Mittelstandszentrum

Im DHBW-Hörsaal im Mittelstandszentrum präsentierten die Erstsemester Lara-Sabine Warmuth, Carolina Höra, Samira Tutzschke und Jan Rakow vor ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen die Ergebnisse – im Beisein von Julia Krupka, Marketingleiterin der Kurverwaltung, Veranstaltungsleiter Michael Flörchinger und Studiengangsleiter Prof. Dr. Boris Hubert.

Die erst Anfang Oktober im Kurort angekommenen Studierenden führten eine breit angelegte Befragung durch. An sechs Standorten – vom Aktiv-Center über Bahnhof und Marktplatz bis hin zu Kur- und Schlosspark sowie einem Supermarkt – wurden an mehreren Tagen und zu unterschiedlichen Uhrzeiten insgesamt 656 Datensätze erhoben. Ziel war es, möglichst alle Altersgruppen zu erreichen.

Breit angelegte Befragung an sechs Standorten

Besonders erfolgreich war das Team am Aktiv-Center, wo an einzelnen Tagen bis zu 60 Interviews geführt wurden. Trotz wechselhaften Wetters und mancher unfreundlicher Reaktionen zeigten sich die Studierenden stolz auf Menge und Vielfalt der Daten. Die Mehrheit der Befragten waren Einwohnerinnen und Einwohner oder Pendlerinnen und Pendler; Touristinnen und Touristen stellten vor allem in den älteren Altersgruppen ab 50 Jahren den größten Anteil. Die Altersstruktur reichte von Jugendlichen unter 20 bis zu Seniorinnen und Senioren über 70 Jahre.

Besonders aufschlussreich waren die Ergebnisse zur Informationsnutzung. Jüngere Befragte bis etwa 40 Jahre nutzen bevorzugt Social Media und Webseiten, ältere Zielgruppen setzen weiterhin stark auf Zeitungsanzeigen und Plakatwerbung. Im anschließenden kurzen Diskurs im Hörsaal bestätigte sich dieser Trend auch unter den Anwesenden: Auf die Frage, wer noch Flyer mitnehme, meldeten sich nur wenige – auf Plakate reagierten hingegen viele. Als genutzte Social-Media-Plattform wurde Instagram am häufigsten genannt; Facebook spielt kaum noch eine Rolle, TikTok gar keine.

Emotion und Erlebnis gefragt

Ein Schwerpunkt der Untersuchung lag auf den Veranstaltungswünschen. Quer durch alle Altersgruppen schnitten „Events“ – etwa Weinfeste, Comedyshows oder Musikabende – am besten ab. Vorträge und Multivisionsshows wurden dagegen als wenig attraktiv empfunden, insbesondere bei Jüngeren. Klassische Konzerte sind bei den über 50-Jährigen beliebt, während Pop- und Rockkonzerte von Jüngeren gewünscht werden. Daraus leitete das Team die Empfehlung ab, künftig ein ausgewogenes Programm für alle Generationen anzubieten. Weitere häufig genannte Wünsche betrafen mehr Angebote für Kinder, zusätzliche Termine bei ausverkauften Konzerten sowie allgemein „mehr Abwechslung und Individualität“. Auch Comedy-Veranstaltungen standen hoch im Kurs.

Kurioses und Grenzen der Befragung

Neben konstruktiven Vorschlägen fanden sich unter den Rückmeldungen auch skurrile Ideen – so wünschten sich einzelne Befragte sogar BDSM-Events. Andere wiederum zeigten sich mit dem aktuellen Angebot bereits zufrieden: Rund zehn Prozent der Teilnehmenden bewerteten das bestehende Veranstaltungsprogramm als ausreichend. Die vier Referierenden berichteten außerdem von Herausforderungen während der Befragung: Etwa 20 Prozent der Angesprochenen hätten wegen Sprachbarrieren nicht teilnehmen können. Zudem sei die allgemeine Teilnahmebereitschaft – vermutlich als Folge der Corona-Pandemie – gesunken. Manche hätten abweisend reagiert; ein Befragter meinte, er sei „zu stoned“, um teilzunehmen.

Julia Krupka und Michael Flörchinger dankten den Studierenden für ihr Engagement. Deren Ergebnisse bestätigten „vieles, was wir in unserer eigenen Planung schon vermuten“, so Krupka. Besonders die Erkenntnisse zur Social-Media-Nutzung und zur Nachfrage nach kinderfreundlichen Angeboten seien für die zukünftige Ausrichtung der Kurverwaltung hilfreich. Flörchinger ergänzte, dass sich die Resultate weitgehend mit internen Gästebefragungen deckten: „Auch dort zeigte sich, dass emotionale, erlebnisorientierte Veranstaltungen besser ankommen als reine Vorträge.“ Einige Anregungen – etwa zu Kinderprogrammen und Spielplätzen – wolle man an die Stadtverwaltung weitergeben, da diese Bereiche nicht direkt in die Zuständigkeit der Kurverwaltung fielen.

Im Projekt sammelten die vier Studierenden nicht nur wertvolle Daten, sondern machten auch – wie Lara-Sabine Warmuth zum Abschluss resümierte – „eine tolle Erfahrung, trotz Regen und mancher Widerstände“. Auch Prof. Dr. Hubert zeigte sich zufrieden: Die Präsentation sei ein Beispiel dafür, „wie angewandte Forschung direkt der Region zugutekommen kann“.

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