Bad Mergentheim. Laut einer Konjunkturumfrage im vergangenen Quartal würden nur 27 Prozent der IHK-Unternehmen der Region Heilbronn-Franken ihre wirtschaftliche Lage als gut bewerten, im Main-Tauber-Kreis 34 Prozent. „Seither kann man nicht sagen, dass sich die Situation oder Stimmung wesentlich verbessert hat“, beschrieb Kirsten Hirschmann, Präsidentin der IHK Heilbronn-Franken, in ihrer Begrüßungsrede beim regionalen Empfang im Bad Mergentheimer Kursaal die derzeitige Wirtschaftslage.
„Die Transformationsprozesse, denen sich unsere Unternehmen stellen müssen – aber auch stellen – sind gewaltig: Digitalisierung, Energiewende und eine neue Ordnung der globalen Märkte verlangen ihnen alles ab.“ Die IHK-Präsidentin wählte deutliche Worte: „Ein solch grundlegender Wandel müsste eigentlich politisch verlässlich begleitet werden und auf die Interessen der Betriebe ausgerichtet sein. Es geschieht aber das Gegenteil: Die Wettbewerbsbedingungen unserer Unternehmen verschlechtern sich von Monat zu Monat, der Standort Deutschland hat in einem nicht gekannten Ausmaß an Attraktivität eingebüßt, das Land ist Schlusslicht im internationalen Vergleich.“ Die Unternehmen der Region würden viel aushalten, erklärte sie, „aber es ist beängstigend, zu hören, wie viele überlegen, wegzugehen oder Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern. Die Ampel-Regierung hat die Alarmsignale zu lange ignoriert und mit ihren internen Querelen und Streitigkeiten jedes Vertrauen verspielt. Die Bundesregierung hat es nicht geschafft, eine wirtschaftspolitische Agenda vorzugeben.“
Die Unternehmen bräuchten einen klaren politischen Kurs, so die IHK-Präsidentin vor rund 180 Gästen. Sie erwarte eine neue, handlungsfähige und verlässliche Regierung, die verlorenes Vertrauen wieder herstellen müsse. Eine große Herausforderung sei dabei die digitale Transformation, ein strategischer Schwerpunkt der IHK Heilbronn-Franken, auch, weil die Region bereits eine Vorreiterrolle einnehme – sie verwies dabei auf das KI Transfer Office „Kito“. Künstliche Intelligenz sei mehr als eine Software zur Effizienzsteigerung, meinte Kirsten Hirschmann, und leitete damit zum Vortrag von Professorin Kim Linsenmayer über, die zum Thema „Digitalisierung: Warum der Mensch der entscheidende Faktor bleibt“ referierte.
Digitalisierungsprojekte in Unternehmen scheitern oft
Rund 85 Prozent der Digitalisierungsprojekte in Unternehmen würden scheitern, erklärte die Leiterin des Campus der Dualen Hochschule (DHBW) Mosbach in Bad Mergentheim. Die Ursachen dafür würden in den seltensten Fällen in der Technologie liegen, sondern beim Menschen. Als Beispiele nannte sie fehlende Kompetenzen oder Widerstände gegen das Vorhaben – wobei man unterscheiden müsse in Digitalisierung, die Wandlung von Papier– in Digitalinhalte, und „Digitale Transformation“, ein kultureller Wandel im gesamten Unternehmen. Um die Kultur des Unternehmens zu ändern, müsse der Mensch von Beginn an mitgedacht werden und die Folgen, die Veränderungsprozesse bei ihm bewirken könnten. Entscheidend sei die richtige Kommunikation und Empathie für die Mitarbeitenden, denen zugehört werden müsse.
Als Prognose gab die Campusleiterin an, dass durch Künstliche Intelligenz mehr Jobs hinzukämen als in Zukunft abgebaut werden würden. Es gebe allerdings eine Verschiebung, weg von Routinetätigkeiten hin zu Tätigkeiten, bei denen Fähigkeiten wie kreatives Denken und komplexe Lösungsfindung gefordert seien. Zum Abschluss ihres Vortrages ging Professorin Kim Linsenmayer auf die ethischen Aspekte beim Einsatz von KI ein. Spannungsfelder kämen auf die Gesellschaft zu, es gelte Rahmenbedingungen zu klären. Dazu sei es von großer Bedeutung, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und durch den Diskurs zu Lösungen zu kommen.
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