Main-Tauber-Kreis. Die Württemberger Wengerter blicken auf einen vielversprechenden Weinjahrgang 2025, der in rekordverdächtig kurzer Lesezeit in die Keller eingebracht wurde. Die Menge hätte durchaus etwas üppiger ausfallen können, aber mit den Qualitäten sind die Erzeuger quer durch alle Rebsorten sehr zufrieden, wie beim Rundgang durch die Rebenanlagen des Weingutes Heinz J. Schwab, im Bretzfelder Teilort Dimbach, an dem auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk teilnahm, deutlich wurde.
Lesezeit von nur rund drei Wochen
Nach einer Lesezeit von rund drei Wochen werden in der kommenden Woche wohl die letzten Trauben im gesamten Verbandsgebiet geerntet sein. „Damit ist man gut drei Wochen früher mit dem Weinherbst fertig als noch vor 30 Jahren“, wie der Markelsheimer WG-Vorstandsvorsitzende Michael Schmitt, bestätigt. Von „frühreifen Sorten“ war in diesem Jahr nichts zu spüren, was die Lesemannschaften in den einzelnen Weinanbaugebieten vor große logistische Herausforderungen stellte und teilweise „abenteuerliche Lesepläne“ erforderte, so Verbandspräsident Dietrich Rembold. Den Weinjahrgang 2025 stufte er von der Qualität her im oberen Segment ein und „die Weinliebhaber dürfen sich auf Weine mit stark ausgeprägten Aromen und kräftiger Fruchtnote freuen“.
Erfreut zeigte sich Rembold darüber, dass man im gesamten Vegetationsverlauf vor Frostschäden, größerem Hagelschlag und Pilzkrankheiten verschont blieb. Dass sich die Prognosen bezüglich der erwarteten Traubenmenge nicht erfüllten, müsse man so hinnehmen. Die erwartete Mostmenge liegt mit rund 65 Millionen Litern auf dem Niveau des Vorjahres.
„Turbo-Herbst“ war große Herausforderung
Für den Vorsitzenden des Weinbaubezirks Kocher, Jagst und Tauber, Michael Schmitt aus Markelsheim, zeigte sich der Vegetationsverlauf sehr wechselhaft. Dem trockenen Frühsommer folgten drei Wochen Regen, dann wurde es wieder sehr trocken und zum Erntestart am 2. September stellte sich erneut unbeständiges Wetter ein. Die Hauptlese begann am 10. September und mündete in eine sehr dynamische Ernte. Viele Sorten kamen gleichzeitig ins Lesefenster was eine große Herausforderung für die Lesemannschaften in den Markelsheimer Mitgliedsgemeinden Elpersheim, Weikersheim, Schäftersheim, Laudenbach, Vorbachzimmern, Ebertsbronn, Hagen, Queckbronn, Creglingen, Oberstetten und Niederstetten und auch für das Kellerpersonal bedeutetet, denn der „Turbo-Herbst“ musste auch logistisch bewältigt werden. Die geernteten Traubenmengen ordnet Schmitt als „gut und marktgerecht“ ein.
Qualität gut, aber kein Spitzenjahrgang
Die Qualität bewertet er als „gut, aber kein Spitzenjahrgang“. Aufgrund der kurzen Traubenlesezeit hat für ihn die Ernte 2025 das Potential, eine der kürzesten Kampagnen der Geschichte zu werden. Noch im September wird die Lese weitgehend abgeschlossen sein, also rund drei Wochen früher als noch vor 30 Jahren. Auch für den Vorstandsvorsitzenden der WG Markelsheim zeigen sich die gärenden Jungmoste „sehr vielversprechend und fruchtig“. Einen Eiswein hält Schmitt „eher für unwahrscheinlich“.
Während der Herbst-Pressekonferenz auf dem Weingut J. Schwab tauschten sich die Verbandsfunktionäre und der Landwirtschaftsminister auch über Verbandsinteressen im Vorfeld der Landtagswahl im kommenden Jahr aus und forderten konkrete Maßnahmen für eine zukunftsfähige Weinwirtschaft in Baden-Württemberg.
Weinbaubetriebe haben klare Forderungen an die Politik
Dabei wurde auch die Benachteiligung der Weinbaubetriebe durch die Mindestlohnerhöhung angesprochen. Dies gelte insbesondere für Weinberge im Premiumsegment, die vollständig von Hand gelesen werden müssen. Weinbaupräsident Dietrich Rembold informierte den Minister auch über die derzeit herausfordernde Marktsituation. Um die Weinwirtschaft nachhaltig zu stärken, legt der Weinbauverband Württemberg gemeinsam mit dem Badischen Weinbauverband und dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband ein Positionspapier zur Landtagswahl mit klaren Handlungsempfehlungen vor. Im Mittelpunkt stehen der Erhalt zukunftsfähiger Rebflächen, die wirtschaftliche Absicherung der Betriebe sowie eine stärkere Absatzförderung über Tourismus, Gastronomie und Landesmarketing.
Insbesondere an die Bundespolitik adressiert der Weinbauverband Württemberg wiederholt die Einführung einer Rotationsbrache als geförderte Biodiversitätsleistung, um ökologische Maßnahmen auf gebrachten Flächen praxistauglich umzusetzen und die Kulturlandschaft, vor allem die benachbarten Weinberge, langfristig zu sichern. Ebenso setzt der Verband auf gezielte Kooperationen zwischen Weinbau, Natur- und Landschaftsschutz, Kommunen und touristischen Organisationen, damit Flächenpotenziale optimal genutzt und regionale Strukturen gestärkt werden können.
„Zwingend geboten ist zudem die seitens der Landesregierung im Sofortprogramm angekündigte Einführung einer Drieschen-Verordnung, inklusive der Rodungsverpflichtung von nicht mehr bewirtschafteten Weinbergen“, ergänzte Rembold eine konkrete Forderung an die aktuelle Landesregierung. Gleichzeitig begrüßt er die in der vergangenen Woche angekündigte Ausweitung der Förderung der Ertragsversicherung auf das Schadereignis Hagel als ein „wichtiges Signal der Landespolitik“.
Wein aus dem Land muss wieder ein Renner werden
Für Minister Hauk stellt die aktuelle Situation in der Weinwirtschaft viele Betriebe vor große Herausforderungen. Durch einen verantwortungsvollen, nachhaltigen und bewusst regionalen Weingenuss könnten die Verbraucherinnen und Verbraucher aktiv zum Erhalt der Kulturlandschaft beitragen, wie der Minister anführt, denn: „wir verlieren dramatisch Marktanteile“. Dass weniger Wein getrunken wird, liege nicht an der Qualität, ganz im Gegenteil. Wein aus dem Land müsse wieder ein Renner werden. Dazu müssen die Auflagen, die Bürokratie und die Hindernisse für den Weinbau runter und die Werbung muss massiv rauf.
„In herausfordernden wirtschaftlichen Zeiten stehen wir fest an der Seite der Winzerinnen und Winzer und arbeiten mit aller Kraft gemeinsam daran, nachhaltige Unterstützung und verlässliche Perspektiven zu schaffen“, so Hauk abschließend.
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