Wachbach/Hachtel. Sehr lange musste der Männerchor Bachem 1904, ein Chor aus dem Weindorf Bachem an der Ahr, auf seine nächste Konzertreise warten. Aber jetzt war es endlich wieder soweit und diese führte ihn nach Bad Mergentheim. Der Zielort wurde unter dem Motto „Ein Freundschaftsbesuch zum Dank für die Unterstützung bei der Flutkatastrophe“ nicht zufällig gewählt.
Ein Konzert in der St.-Georg-Kirche von Wachbach stand auch auf dem Plan – natürlich zusammen mit dem Hachteler Chor „Ottmar-Mergenthaler Sängerfreunde“, mit dem die Bachemer seit dem Jahre 2016 eine enge Freundschaft verbindet.
Die Chöre hatten sich mit mancher Extraprobe intensiv und zielgerichtet auf dieses Konzert vorbereitet, nach der langen Coronapause kein leichtes Unterfangen. Durch eine kurze gemeinsame Probe vor dem Konzert standen die Sänger beider Chöre in einheitlichem Blau gekleidet hoch motiviert vor ihren Konzertgästen in der gut gefüllten und mit Bildern, gemalt von Bachemer Kindern, bunt geschmückten Kirche.
Spendenaktion auf Beine gestellt
Pünktlich um 17.30 Uhr begann Josef Ehrmann, der langjährige Chorleiter der „Ottmar-Mergenthaler Sängerfreunde“, den Takt für das erste gemeinsame Lied anzugeben.
Nach den Liedern „Heimat“ und „Der Wanderer“ von Ernst Hansen bzw. Gerd Sorg (Satz) trat Jochen Melzer, der Vorsitzende des Hachteler Vereins, an das Mikrofon und beleuchtete in treffenden Worten den Anlass für dieses Konzert. Er zeigte auf, was die Freundschaft von zwei Chören, deren Heimat doch über 300 Kilometer voneinander entfernt ist, bewirken kann. Dies hatte sich insbesondere im Zuge der Hochwasserkatastrophe an der Ahr gezeigt.
Melzer erinnerte sich, als die Sänger aus Hachtel von der verheerenden Flut erfuhren und ihnen sofort klar war, dass sie das Dorf Bachem unbedingt unterstützen mussten. So starteten sie einen Spendenaufruf in der Gemeinde Hachtel und der näheren Umgebung. Innerhalb kürzester Zeit kam ein Spendenbeitrag von unglaublichen 12 300 Euro zusammen. Dieser sollte in Absprache mit den Bachemern der stark in Mitleidenschaft gezogenen Kindertagesstätte „Rappelkiste“ zugutekommen. Eine Delegation des Chores hat es sich dann nicht nehmen lassen, der Leitung der „Rappelkiste“ diese Spende auch persönlich zu übergeben.
Vor Ort konnte man sich dann einen Eindruck des Ausmaßes der Zerstörungen machen. Schaute man während dieser kurzen Ansprache in die Gesichter der Bachemer Sänger, so konnte man in den emotionalen Regungen die noch immer anhaltende Betroffenheit erkennen.
Nun widmeten sich die Chöre wieder dem Gesang, mal einzeln singend und dann wieder geschlossen, mal geleitet vom Hachteler Chorleiter Josef Ehrmann und dann wieder vom Bachemer Hans-Albert Jahn, der auch einfühlsam Lieder am Klavier begleitete.
Die Sänger hielten sich ob der aktuellen politischen Lage nicht zurück und präsentierten Lieder wie „Ihr von morgen“ von Udo Jürgens oder „Bewahret die Schöpfung“ von Robert Rappert.
Neben dem Chorgesang, der die Zuhörer von Beginn an in seinen Bann zog, faszinierte Ehrmanns zwölfjährige Enkeltochter Theresa Nuber mit ihren nur vom Klavier begleiteten Solos sowohl auf der B- als auch auf der Bass-Klarinette. Für den emotionalen Schlusspunkt des wundervollen Konzertes sorgte das Lied „Die Rose“, bei dem die Chöre von Theresa mit ihrer Klarinette begleitet wurden.
Viel zu schnell war das Konzert, durch dessen Programm wieder Florian Nuber in seiner auch zum Schmunzeln anregenden Art führte, zu Ende. Unter „standing ovations“ wurden die Chöre und insbesondere ihre Chorleiter, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre, auch nach eingeforderter Zugabe von den Zuhörern verabschiedet.
In diesem wohlverdienten Applaus gewann der Vorsitzende des Bachemer Vereins die Aufmerksamkeit der Zuhörer für seine an die Hachteler Bevölkerung gerichteten Dankesworte, würdigte dabei ganz besonders auch Theresa Nuber für ihre beeindruckende Leistung und übergab der jungen Künstlerin einen Gutschein.
Völlig unerwartet erhielt der Männerchor Bachem im Zuge des Konzertes eine großzügige Spende für den Wiederaufbau im Ahrtal, übergeben von einer Vertreterin der Kirchengemeinde Maria-Krönung aus Stuppach. Und eine weitere Spende wurde in Aussicht gestellt: Die „Ottmar-Mergenthaler-Sängerfreunde“ wollten für das Konzert keinen Eintritt, forderten vielmehr die Gäste dazu auf, sich finanziell an einem Ahrtal-Projekt zu beteiligen. Den Bachemer Sängern stand die Freude über diese Zuwendungen sehr deutlich ins Gesicht geschrieben – sicherlich werden sie hierfür wieder ein geeignetes Projekt finden. Aber sie hatten neben ihrem Gesang auch ein Geschenk für die Hachteler Bürger mitgebracht: Eine Collage aus mehreren hundert Bildern, die die Kinder der „Rappelkiste“ als Dankeschön für die geleistete Unterstützung beim Aufbau ihrer Kita malten.
Jochen Melzer versprach bei der Übergabe nach dem Konzert im Dorfgemeinschaftshaus von Hachtel, hierfür einen für jeden Besucher sichtbaren Platz zu finden.
Dies alles war Grund genug, um sich unter den Sängern bei einem gemütlichen Beisammensein noch lange und intensiv auszutauschen und dabei ihre Freundschaft zu vertiefen.
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