Verein „Sprungbrett“

Teilhaben am Leben mit allen seinen Facetten

In diesem Jahr gibt es wieder nach Corona bedingten Einschränkungen ein volles und reichhaltiges Programm

Von 
Renate Henneberger
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Zwei Mädchen gehen einen Waldweg entlang, laufen auf eine Gruppe Kinder zu. Das größere, selbstsichere Kind hat das kleine an die Hand genommen, das ihm vertrauensvoll folgt. „Komm mit“, scheint das ältere Mädchen zu sagen. „Wir gehören doch alle zusammen!“ Inklusion ist: Wenn Behinderung keine Rolle spielt. © Gloria Reinhardt

Üttingshof. Pferdegestützte Angebote, Freizeitsport und Paraleistungssport, eine Aufführung des Inklusionstheaters „Sprungbrett“, Ferienbetreuung und Freizeitaktivitäten für Jugendliche und Erwachsene – vielfältig sind die Angebote des Üttingshöfer Vereins.

Gegründet im September 2000 von Eltern und Lehrkräften der „Schule im Taubertal“ in Unterbalbach, hat sich der Verein „Sprungbrett“ zum Ziel gesetzt, die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen zu stärken. „Ist schon toll, was die mit behinderten Menschen so alles machen“, mag mancher staunen, der einmal bei einem Reitturnier zugeschaut oder eine der fast schon legendären Theateraufführungen von „Theater Sprungbrett“ besucht hat. Doch das ist nur „die halbe Miete“.

Dr. Sabine Kaplirz zu Sulewicz, Vorsitzende des Vereins, erklärt im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten mit Entschiedenheit: „Unser Anspruch geht weiter. Unser Ziel ist das selbstverständliche und gleichberechtigte Miteinander von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. Die Teilnahme aller Menschen am gesellschaftlichen und kulturellen Leben steht im Fokus unserer Angebote, kurz gesagt: Dazugehören und teilhaben am Leben mit allen seinen Facetten.“ Deshalb, so die Vorsitzende, spreche „Sprungbrett“ mit seinen Angeboten Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen an. „Im Sport finden sie zusammen, auf der Theaterbühne sind sie eine homogene Truppe, während der Ferienbetreuung entstehen Freundschaften.“

Pferd als Partner und Bindeglied

Dr. Sabine Kaplirz zu Sulewicz ist mit Pferden aufgewachsen und davon überzeugt, dass sich das Pferd wie kaum ein anderes Wesen in den Menschen hineinfühlen kann, auf ihn reagiert, Zuneigung spürt und erwidert, Geborgenheit und Sicherheit gibt. Deshalb ist pädagogische, pferdegestützte Förderung ein ganz besonderes Angebot des Vereins „Sprungbrett“. „Reiten als Sport für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit körperlicher Einschränkung oder geistiger Beeinträchtigung sehen wir als ‚Teilhabeleistung‘ an“, erklärt die Vorsitzende des Vereins. „Ob einzeln oder in der Gruppe – immer sind Fachkräfte mit entsprechenden Zusatzqualifikationen, Übungsleiter und ehrenamtliche Betreuer im Einsatz. Insgesamt stehen sieben ausgebildete Therapiepferde auf dem Gelände des Gutes Üttingshof zur Verfügung. Pferd und Reiter finden zueinander. Das Pferd wird zum Partner und gleichzeitig zum Bindeglied zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, denn durch die Arbeit mit dem Pferd ergeben sich viele Möglichkeiten des Miteinanders.“

Unter neuer Regie

Im September 2020 feierte das „Inklusionstheater Sprungbrett“ sein fünfjähriges Bestehen mit einem Potpourri der schönsten Szenen der vergangenen Jahre. Immer wieder überraschte das Theater mit der Aufführung von Märchen in anspruchsvollen Inszenierungen. 2015 gab „Theater Sprungbrett“ mit Charles Dickens „Weihnachtsgeschichte“ sein Debüt. Es folgten Aufführungen der „Schneekönigin“, der Märchen „Die drei Federn“, „Hans im Glück“ und „Däumelinchen“. Und in diesem Jahr? „Natürlich spielen wir“, versichert Dr. Sabine Kaplirz zu Sulewicz. Im Oktober wird sich die Kulturkirche in Unterschüpf wieder in eine Theaterbühne verwandeln, wenn das „Inklusionstheater Sprungbrett“ mit Amateurschauspielern auf der Bühne steht. „Es wird ein Märchen sein, mehr wird vorläufig nicht verraten“, gibt sich die Vereinsvorsitzende geheimnisvoll. „Sicher ist, dass wir in diesem Jahr unter neuer Regie auftreten werden. Frederike Faust, die sich als Leiterin des „Jungen Theaters“ der Frankenfestspiele Röttingen einen Namen gemacht hat, wird Inszenierung, Einüben und Leitung übernehmen. Bereits im Juli starten wir in Workshops mit dem Erarbeiten des Stückes.

Gemeinschaft erfahren

„Gemeinschaft erfahren, erzählen, miteinander lachen – einfach Spaß haben – das alles ist im „Freizeit-Treff“ in unseren Räumen im Johanniterhof in Bad Mergentheim möglich“, beschreibt Dr. Sabine Kaplirz zu Sulewicz das regelmäßig freitags um 18 Uhr stattfindende Freizeitangebot des Vereins. Basteln, Abendspaziergänge, Englisch-Kurse, Kinobesuche, Kochen, Grillabende und noch vieles mehr – lang ist die Liste der Aktivitäten. Freude kennt keine Altersgrenze. Das Freizeitangebot richtet sich gleichermaßen an Jugendliche wie an Erwachsene. „Darüber hinaus unterstützen wir junge Menschen beratend und helfend auf dem Weg in die Selbständigkeit“, ergänzt die Vorsitzende. „Viele stehen an der Schwelle von der Schule in den Beruf. Fragen stehen im Raum: Wie möchte ich mein Leben gestalten? Welche beruflichen Möglichkeiten gibt es für mich? Welche Wohn- und Lebensform ist für mich die passende?“

„Kleine Forscher und Weltentdecker“ – unter diesem Motto steht die kommende Ferienbetreuung, die der Verein „Sprungbrett“ für Vorschul- und Grundschulkinder anbietet. Jeden Tag gibt es etwas zu erleben und zu entdecken: Entdeckersafari im Kurpark, gemeinsam kochen, Besuch der Ausstellung „Sterntaler“ im Schlossmuseum, Yoga, Theaterspielen, Eisessen, Pony- und Pferdespiele mit Picknick auf Gut Üttingshof.

„Wir möchten, dass die Kinder viele schöne gemeinsame Erlebnisse mitnehmen, unvergessliche Momente, die sie begleiten, wenn der Kindergarten- und Schulalltag wieder beginnt“, wünscht sich die Vorsitzende Dr. Sabine Kaplirz zu Sulewicz. „Eltern, die für ihre Kinder zum Ende der Sommerferien noch eine Betreuung suchen, haben Glück. Es gib derzeit noch einige freie Plätze. Kinder mit und ohne Behinderung sind bei uns gleichermaßen willkommen.“

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