Ein Jahrzehnt gelebte Hilfe

Tagesklinik bietet psychisch Erkrankten Halt im Alltag

Seit zehn Jahren begleitet die Außenstelle der Psychiatrischen Tagesklinik und Institutsambulanz am Caritas-Krankenhaus Menschen auf ihrem Genesungsweg.

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Ein Ort für Austausch und Stabilität: In der Psychiatrischen Tagesklinik finden Patientinnen und Patienten (wie auf unserem Symbolbild) in Gesprächsrunden Halt und Orientierung im Alltag. © picture alliance/dpa

Bad Mergentheim. Seit nunmehr zehn Jahren bietet die Außenstelle der Psychiatrischen Tagesklinik mit Psychiatrischer Institutsambulanz (PIA) des Krankenhauses Tauberbischofsheim am Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim Menschen mit seelischen Erkrankungen teilstationäre und ambulante Behandlung. Am Mittwoch, 12. November, wird das Jubiläum mit einem kleinen Festakt mit Fachfortbildung im Caritas-Krankenhaus gefeiert.

„Wir sind stolz darauf, dass wir in diesem vergangenen Jahrzehnt so vielen Menschen auf ihrem Genesungsweg begleiten konnten“, sagt Chefarzt Dr. Mathias Jähnel, der die Abteilung für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Krankenhauses Tauberbischofsheim seit 19 Jahren leitet. „Das teilstationäre Konzept schließt eine wichtige Lücke zwischen ambulanter und vollstationärer Behandlung.“

Eine Patientin, die mehrere Wochen in der Tagesklinik behandelt wurde, erinnert sich dankbar an diese Zeit. „Ich war wegen einer Depression in Behandlung“, erzählt sie. „Begonnen hat jeder Tag um acht Uhr mit einer Morgenrunde. Da wurde besprochen, wie es uns geht und was ansteht. Danach folgten Einzelgespräche mit den Psychologinnen und Psychologen, Gruppentherapien, Musik- und Achtsamkeitsgruppen oder auch Ergotherapie.“ Besonders wertvoll sei für sie gewesen, dass sie das Gelernte gleich in ihren Alltag integrieren konnte: „Ich war nicht abgeschirmt wie in einer stationären Klinik, sondern konnte mein Leben mit meinen Kindern und Freunden weiterführen. Und trotzdem wusste ich: Wenn es mir nicht gut geht, kann ich am Montag in die Klinik kommen und darüber sprechen.“

„Individuell gesehen, ernst genommen und begleitet“

Die Patientin lobt vor allem das Engagement des Teams: „Ich ziehe meinen Hut vor diesem Personal. Trotz Personalmangel war der Blick immer auf uns Patientinnen und Patienten gerichtet. Man wurde individuell gesehen, ernst genommen und begleitet. Ich hatte das Gefühl, dass ich wirklich im Mittelpunkt stand.“ Besonders hilfreich seien die engmaschige ärztliche Begleitung und die Unterstützung durch den Sozialdienst gewesen: „Ich hatte damals auch finanzielle Probleme. Der Sozialarbeiter hat mich aufgefangen, mit mir alles neu organisiert und strukturiert. Das hat mir unglaublich den Druck genommen.“ Die tägliche ärztliche Begleitung habe ihr zudem Sicherheit gegeben: „Wenn Medikamente nicht gepasst haben, wurde sofort reagiert. Hier war immer jemand da.“ Für sie war der Aufenthalt ein Wendepunkt: „Ich bin emotional gestärkt, wacher und wieder als ich selbst aus der Behandlung herausgegangen. Ich war begeistert von dieser Tagesklinik.“

Menschen Halt geben, ohne sie aus dem Alltag zu reißen

Auch Dr. Mathias Jähnel, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Krankenhaus Tauberbischofsheim, blickt zufrieden auf die vergangenen Jahre zurück: „Als wir die Außenstelle im November 2015 eröffneten, war unser Ziel klar: Wir wollten ein weiteres wohnortnahes, teilstationäres sowie ambulantes Angebot im Main-Tauber-Kreis ganz nach Vorbild nach einem bereits bestehenden Konzept im Krankenhaus Tauberbischofsheim schaffen. Das hat sich bewährt. Die Tagesklinik und die PIA hier am Standort gibt Menschen Halt, ohne sie aus ihrem Alltag herauszureißen.“

Seine Kollegin Dr. Eva Haas, die seit der Eröffnung die Oberärztin in Bad Mergentheim ist, ergänzt: „Viele Patientinnen und Patienten profitieren von dem teilstationären Konzept, bei dem sie tagsüber in der Klinik von einem multiprofessionellen Team betreut werden und verschiedenste Therapien wahrnehmen können und dabei trotzdem den Kontakt zu dem meist wichtigen und stützenden sozialen Umfeld nicht verlieren.“

Seit Eröffnung 12.000 Patienten behandelt

Dass das Konzept aufgeht, zeigen die Zahlen deutlich: Seit der Eröffnung wurden in der Tagesklinik und der Psychiatrischen Institutsambulanz in Bad Mergentheim ca. 12.000 Patientinnen und Patienten behandelt, bei gleichbleibend hoher Nachfrage. „In der Tagesklinik verfügen wir über 18 teilstationäre Plätze, manchmal sind wir sogar überbelegt“, erklärt Dr. Eva Haas.

„Hinter jeder Zahl steht ein Mensch, dem durch das zusätzliche Angebot in der Außenstelle am Caritas gezielt und wohnortnah geholfen werden konnte“, betont Dr. Jähnel. „Dass wir in den vergangenen zehn Jahren so vielen Menschen auf ihrem Weg begleiten durften, erfüllt uns mit Dankbarkeit – und auch mit Stolz auf das Team hier am Standort, das mit großem Engagement arbeitet.“

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