Sparkassen-Forum - Vorträge und Impulsdialoge vermittelten in Bad Mergentheim Kommunen und Unternehmern neueste Erkenntnisse

Stöpsel rein, Gießkanne weg

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Freude über gelungenen Abend: (von links) der Vorsitzende des Vorstands der Sparkasse Tauberfranken, Peter Vogel, Vorstandsmitglied Wolfgang Reiner, der Leiter des Welcome-Centers Heilbronn-Franken Dr. Andreas Schumm, Gunther Wolf, Dr. Frank Büchler, der stellvertretende Vorsitzende des Vorstands Markus Biere, Klaus Kehl von der SV baV Consulting GmbH, RA Carsten Bacher (IHK Heilbronn-Franken) und der Leiter Corporate Finance der Sparkasse Tauberfranken, Thomas Englert.

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Tauberbischofsheim. Rund 160 Unternehmer hatten sich in der Kundenhalle der Sparkasse in Bad Mergentheim zum Unternehmerforum eingefunden.

Den Auftakt des Abends bildete der Vortrag von Dr. Andreas Schumm. Er ist Leiter des Welcome Centers Heilbronn-Franken, der die Aktivitäten seiner Einrichtung erläuterte. Neben der Lotsen-Funktion, die das Welcome-Center wahrnimmt ,erfahren ausländische Fachkräfte und ihre Familien Hilfe bei der Anerkennung des Berufsabschlusses, der Wohnungssuche, der Arbeitsuche oder der weiteren Qualifizierung. Laut Schumm haben in den vergangenen 15 Monaten 358 Fachkräfte aus 71 Nationen, davon 148 aus EU-Ländern, diese Hilfen in Anspruch genommen.

Auch die Arbeitgeberseite wird vom Welcome Center unterstützt. Dazu gehört auch die Sensibilisierung von interkulturellen Kompetenzen bei den Führungskräften eines Unternehmens. "Arbeitsmarktzugang für qualifizierte Flüchtlinge und Asylbewerber" ist der Titel eines Pilotprojekts des Welcome Centers, im Main-Tauber-Kreis. Dieses Projekt startete im Juli 2014. Dabei konnte eine extra gebildete Arbeitsgruppe insgesamt 35 Asylbewerber mit entsprechenden Unternehmen in der Region zusammenbringen. "Das war eine spannende Geschichte" sagte Schumm und betonte, dass an eine Wiederholung gedacht ist. Nach dem Auftakt standen für die Gäste vier Impulsdialoge zu unterschiedlichen Themen zur Wahl.

Payment-Komplettlösung für elektronischen Handel: Für den Impulsvortrag von Thomas Englert, Kommunalkundenberater und Leiter Corporate Finance bei der SparkasseTauberfranken, zeigten sich insbesondere die anwesenden Bürgermeister interessiert. Hier ging es um Neuheiten im Kommunalkundengeschäft, wie das neue elektronische Abrechnungssystem "GiroCheckout", das als Komplettlösung für die Integration verschiedener Bezahlverfahren gilt.

Neben dem elektronischen Handel biete es insbesondere für Kommunen enorme Vorteile, so Englert. "Eine einfache Integration, höchste Sicherheitsstandards und Transparenz zeichnen GiroCheckout aus. Die Kunden profitieren von sicheren und bequemen Zahlungsmöglichkeiten" so Englert. Weiter erläuterte er den neuen Girocode, der auf dem bekannten QR-Code basiert. Auf Rechnungen gedruckt, enthält er alle relevanten Zahlungsdaten wie Empfänger, IBAN, BIC, sowie den Überweisungsbetrag und Verwendungszweck.

Mit der Banking App auf dem Smartphone oder Tablet scannen die Kunden einfach den GiroCode ab. Die vorausgefüllte Überweisung wird dann durch die Eingabe einer TAN freigegeben, und schon ist das Geld unterwegs. Fehler bei der Erfassung der Überweisungsdaten durch den Kunden sind somit ausgeschlossen. Englert erläuterte außerdem neue Varianten zur Finanzierung kommunaler Projekte.

Chefsache

Exportkontrolle ist Chefsache: Aktuell auch in den Medien diskutiert sind Embargos. Welche Arten von Embargos es gibt und wann diese greifen, war Schwerunkt des Impulsdialogs von Rechtsanwalt Carsten Bacher von der IHK Heilbronn-Franken mit dem Titel "Exportkontrolle - Herausforderung an die Geschäftsführung". Er erläuterte eingehend die Grundlagen der Exportkontrolle in der betrieblichen Praxis sowie die aktuelle Rechtslage im Aussenwirtschaftsstrafrecht.

Erbschaftssteuerreform - bei welchen Unternehmen besteht Handlungsbedarf?: Viele der Gäste interessierten für den Impulsvortrag zum Thema Erbschaftssteuerreform von Dr. Frank Büchler, Dipl.Betriebswirt und Fachanwalt für Erbrecht und Bank- und Kapitalmarktrecht, Die aktuelle Rechtslage, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 17.12.2014 genauso Gegenstand seiner Ausführungen wie der Regierungsentwurf vom Juli diesen Jahres, dessen Inkrafttreten gegen Ende 2015 geplant war, aber nach Aussage von Büchler nicht machbar sei. Akut sieht Büchler Handlungsbedarf bei Betrieben unter 20 Beschäftigten, Betrieben mit hohem Verwaltungsvermögen und Großerwerbe. Gesamtversorgungssysteme für Mitarbeiter: Wie Unternehmen mittels betrieblicher Versorgungssysteme ihre Attraktivität für Arbeinehmer steigern können, zeigte der Geschäftsführer der Sparkassen-Versicherung baV Consulting GmbH, Klaus Kehl, auf. Zunächst gab er anhand aktueller Auswertungen des Statistischen Bundesamts Einblick in die Demografische Entwicklung und den daraus resultierenden Fachkräftemangel. "Steigern Sie nachhaltig Ihre Attraktivität als Arbeitgeber und die Motivation Ihres Personals durch betriebliche Gesamtversorgungssysteme", so der Appell von Kehl, der im weiteren Verlauf den Aufbau und die unterschiedlichen Elemente, wie Altersvorsorge, Absicherung im Unfall- und Krankheitsfall auch Vorsorge bei Berufsunfähigkeit und Zeitwertkonten für Mitarbeiter, erklärte.

Emotionale Bindung

Der Hauptvortrag knüpfte nahtlos an Klaus Kehls Ausführungen an. Dabei ging es um die emotionale Bindung von Mitarbeitern an das Unternehmen. Der Diplom-Ökonom und Diplom-Psychologe Gunther Wolf ist auf diesem Gebiet kein Unbekannter. Sein Buch "Mitarbeiterbindung" erschien 2013 im Haufe Verlag und wurde mit dem deutschen Managementpreis ausgezeichnet. An diesem Abend schaffte er es auf sehr unterhaltsame und anschauliche Weise, dass sich alle Gäste des Unternehmerforums mit dem Thema auseinandersetzten.

Der Fach- und Führungskräftemangel sei absehbar. "Wenn Sie ihre Hoffnung dabei auf die Politik setzen ..., sie sollten besser sehen, was sie selbst tun können", sagte Wolf. Alles lachte und nickte gleichzeitig. Wolfs Ansatz gegen den Führungs- und Fachkräftemangel ist nicht massive Werbung, sondern "Stöpsel rein", also Mitarbeiterbindung zu betreiben. Erst in zweiter Linie soll durch positive Außenwirkung um neue Mitarbeiter geworben werden.

Wolf erläuterte anhand von griffigen Beispielen unterschiedliche Möglichkeiten der Mitarbeiterbindung: gelebte Werte, Begeisterung und Zufriedenheit, Image. Am Beispiel einer fehlgeschlagenen Werbekampagne einer großen Supermarktkette verdeutlichte er seine Ansätze. Über Stellenanzeigen sagte Wolf: "Die sehen aus fünf Metern Entfernung doch wie Traueranzeigen aus." Und genau deshalb gäbe es hier noch Platz nach oben, um dem potentiellen Zielkandidaten bereits beim Lesen ein gutes Bauchgefühl zu verschaffen. Auch vom Gießkannenprinzip bei der Belohnung der Mitarbeiter halte er nichts. Hier müsse man selektiv vorgehen, lautete sein Rat. Wolf zeigte deutlich auf, wie man es mit klugem Kopf schafft, das Bauchgefühl des Mitarbeiters zu steuern und vor allem positiv zu beeinflussen. spaka

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