Musik im Park

Rock in der Konzertmuschel

Andreas Kümmert und seine Band begeistern. 300 Zuhörer lauschen verzückt

Von 
Hans-Peter Kuhnhäuser
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Andreas Kümmert lässt seine Stratocaster wimmern, jaulen und schreien. © Hans-Peter Kuhnhäuser

Bad Mergentheim. „Wer spielt da?“ fragte sich am Samstag so mancher, denn Andreas Kümmert ist zwar bekannt, aber eben kein Superstar. Und Allüren leistet es sich auch nicht, denn pünktlich wie angekündigt erscheint er mit seiner Band auf der Bühne. Und dann geht’s los und ab.

Er ist ein herausragender Blues- und Rocksänger, aber auch ein exzellenter Gitarrist. Und er hat mit seiner Band eine kongeniale Truppe dabei. Da gibt es keinen Zweifel, die Jungs verstehen sich nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich. Anders ist ein derart gutes und feines Zusammenspiel gar nicht möglich. Es fängt blues-mäßig an, doch ganz schnell wird klar: harte Riffs gehören auch dazu.

Und wenn Andreas Kümmert seine Stratocaster wimmern, jaulen und schreien lässt, bleibt kein Auge trocken. Obwohl kaum jemand im Publikum die Stücke, die die Band –nein, nicht vorträgt, sondern regelrecht zelebriert – kennt, kommt der Sound rüber, geht unter die Haut und lässt die Endorphine strömen. Dass Kümmert später sogar die Saiten mit dem Mund – da war doch mal was? Ja, genau, Jimi Hendrix! – zum Klingen bringt, ist nur eine Randnotiz. Er hat sehr flinke Finger und die rasen über das Griffbrett. Soli spielt er so ganz nebenbei, geradezu schwerelos.

Authentisch und wild

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Und der Gesang? Authentisch, wild, ja selbst ein musikalischer Urschrei kommt immer wieder über seine Lippen. Keine Frage. Musik zum Reinhören, Mitfühlen und Mitschwingen. Die eine oder andere Luftgitarre ist im Publikum, wenn auch nur kurz, zu beobachten. Und weil die Vier auf der Bühne so gut harmonieren, holt Kümmert auch einen Zuhörer auf die Bühne, der darf dann mitmachen und -rocken, was nicht nur ihm, sondern auch dem Publikum Spaß macht. Ein Stück nach dem anderen präsentieren Kümmert und seine Band, und mehr und mehr wird er eins mit seiner Stratocaster.

Für das Fundament sorgen der Drummer, der Bassist und der Mann an der Rhythmus-Gitarre: Er spielt, bis auf eine Ausnahme, keine E- sondern eine Akustik-Gitarre. Doch mittendrin, ohne sich damit persönlich herauszustellen, bearbeitet Andreas Kümmert seine Stratocaster und aus tiefer Kehle schickt er seinen Gesang ins Mikrofon – alles passt. Egal, ob rockig oder bluesig, wobei die Stilelemente sich mehr oder weniger vereinen zu einem ganz speziellen Klangerlebnis.

Altersschnitt bei 55 plus

„Der Mann ist ein Tier“, sagt mit höchster Anerkennung ein Senior mit silbergrauem Pferdeschwanz über Andreas Kümmert. Er muss es wissen, war er doch jahrelang in den politisch wilden 70er Jahren als Drummer der Berliner Band „Lokomotive Kreuzberg“ aktiv. Es ist übrigens auffällig, dass vorwiegend ältere Zuhörer in den Kurpark gekommen sind. Der Schnitt dürfte bei 55 plus liegen, und diese Altersgruppe kann mit fundamentalem Rock auch noch was anfangen. Hier wird „handgemachte Musik geboten, ohne Hupfdohlen“, sagt ein Mann. Da hofft er noch, dass auch ein paar bekannte Stücke kommen, was am Ende aber nicht aufgeht. „Immerhin ein bekanntes Lied haben sie gebracht. Aber schön war’s trotzdem“, sagt der Mergentheimer.

Wie geschrieben, die Band ist eine Einheit, und Kümmert ragt ein bisschen heraus. Klar, er ist auch optisch ein Blickfang. Der Bauch wölbt sich unübersehbar, Glatze und Bart kontrastieren, groß gewachsen ist er auch nicht. Doch welch eine Stimme, und welch flinke Hände! Dazu ein einfach riesiges musikalisches Herz, das über die gesamte Dauer des Konzerts eifrig pumpt und das Publikum mit extrem eingängigen Rock- und Blues-Rhythmen beglückt. Natürlich geht es nicht ohne Zugabe, die noch einmal deutlich macht, dass man an diesem Abend im Kurpark einen ganz besonderen musikalischen Leckerbissen serviert bekam. So bleibt dann nur: Kurverwaltung, kümmert euch um weiterer solche Konzerte!

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