Ministerin in der Kurstadt

Politik trifft Praxis: Warken diskutiert Zukunft der Gesundheitsversorgung vor Ort

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken besuchte das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim – Thema: Krankenhausreform, Finanzierung und Personalmangel.

Von 
Linda Hener
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Bundesgesundheitsministerin Nina Warken im Gespräch mit BBT-Geschäftsführerin Sabine Anspach, die betonte, dass die Lösungen aus den Krankenhäusern kommen müssen, es brauche aber von der Politik gestaltete Strukturen, um dies zu ermöglichen. © Linda Hener

Bad Mergentheim. Es war ein Termin mit persönlicher Note und politischer Relevanz: Bundesgesundheitsministerin Nina Warken besuchte das Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim – das Haus, in dem sie geboren wurde und das ihr als Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Odenwald-Tauber vertraut ist. Doch im Mittelpunkt ihres Besuchs standen nicht Erinnerungen, sondern die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen – insbesondere die Krankenhausreform, die Finanzierung kleinerer Kliniken und die Entlastung des medizinischen Personals.

In einem 50-minütigen Gespräch mit der BBT-Geschäftsführung sowie den Mitgliedern der Gesellschafterversammlung der Gesundheitsholding Tauberfranken – Landrat Christoph Schauder, Oberbürgermeister Udo Glatthaar, Bürgermeister Frank Menikheim und Landtagsvizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Reinhart – ging es um Finanzierung, Personalentwicklung und die medizinische Versorgung im Main-Tauber-Kreis.

Wenn die Planungssicherheit fehlt

Dr. Frank Zils, Sprecher der Geschäftsführung der BBT-Gruppe, betonte die Verantwortung kirchlicher Träger. Diese stoße an Grenzen, wenn es an finanzieller Planungssicherheit fehle. Besonders die „Vorhaltung“ – also das dauerhafte Bereitstellen von Personal und medizinischer Infrastruktur – sei kostenintensiv. „Die Fallzahlen in ländlichen Regionen sind geringer, die Kosten jedoch vergleichbar mit städtischen Kliniken“, so Zils. Um die Versorgung zu sichern, forderte er eine verlässliche Gegenfinanzierung sowie eine spürbare Entbürokratisierung. Auch auf den Fachkräftemangel machte er aufmerksam.

Die Ministerin zeigte Verständnis für die vorgebrachten Sorgen. „Wir wollen nicht nur die großen Zentren stärken, sondern auch die Häuser in der Fläche erhalten“, sagte Warken. Gerade die Vorhaltevergütung müsse so gestaltet werden, dass kleinere Krankenhäuser wirtschaftlich arbeiten können. Ein weiteres Anliegen sei der Ausbau eines Primärarztsystems, bei dem Hausärzte eine stärkere koordinierende Rolle übernehmen. „Wir wissen, dass wir zu wenige Hausärzte haben. Deshalb müssen wir die Niederlassung attraktiver machen, Studienplätze schaffen, Bürokratie abbauen“, so Warken.

Vor Defizit von neun Millionen Euro

Regionalleiterin Dr. Ulrike Heesemann äußerte sich zur angespannten wirtschaftlichen Situation des Hauses: Für das laufende Jahr wird ein Defizit von rund neun Millionen Euro prognostiziert. „Wir sind breit aufgestellt und müssen Leistungen vorhalten.“ Dieses Defizit sei keineswegs ein Einzelfall in Deutschland, sondern Ausdruck einer chronischen Unterfinanzierung. Der Antrag auf Prüfung nach Paragraf 14 Krankenhausfinanzierungsgesetz sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, man arbeite intensiv an Prozessoptimierungen.

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Die Vertreterinnen und Vertreter der BBT-Gruppe gaben der Ministerin Empfehlungen mit auf den Weg – darunter eine fallzahlunabhängige Finanzierung versorgungsrelevanter Bereiche sowie die Förderung sektorenübergreifender Projekte. Auch das Thema Digitalisierung spielte eine Rolle: Sabine Anspach, Mitglied der BBT-Geschäftsleitung, sprach sich für eine stärkere Einbindung von Telemedizin, Robotik und IT-Lösungen aus. Digitale Technologien müssten fester Bestandteil eines zukunftsfähigen Gesundheitswesens sein. Gleichzeitig betonte sie, dass innovative Ansätze direkt aus den Krankenhäusern kämen – es brauche die passende Rahmenbedingungen, um diese wirksam umzusetzen.

Im Anschluss an das Gespräch besichtigte die Ministerin die Klinik, besonders beeindruckte sie die Kinderintensivstation. Danach ging es nach Wertheim ins Bürgerspital. Warken dazu: „In Wertheim ist ein Weg gefunden worden. Ich sehe viele positive Beispiele, wie Krankenhäuser sich neu aufstellen. Wichtig ist, dass immer geschaut wird, was eine Region wirklich braucht.“

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken zu Besuch im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim mit den Verantwortlichen des Caritas-Krankenhauses und der BBT-Gruppe sowie den Vertretern der Politik (v.l.): Dr. Dirk Herold (stv. Ärztl. Direktor), Michael Raditsch (Direktor Unternehmenskultur), Jeremia Berschauer (Kaufmännischer Direktor), Sabine Anspach (BBT-Geschäftsführerin), Dr. Frank Zils (Sprecher der BBT-Geschäftsführung, BBT-Regionalleiterin Dr. Ulrike Heesemann, Pflegedirektor Frank Feinauer, Ärztlicher Direktor Dr. Jochen Selbach, Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, Oberbürgermeister Udo Glatthaar, Landtagsvizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Landrat Christoph Schauder und dem Igersheimer Bürgermeister Frank Menikheim. © Linda Hener

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