Synode des Weikersheimer Kirchenbezirks

„Pfarrplan“ hilft dem ländlichen Raum

Evangelische Kirche muss bis 2030 weitere Pfarrstellen einsparen

Von 
peka
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Bad Mergentheim. Gerecht sollen in der evangelischen Kirche die weniger werdenden Pfarrer verteilt werden. Mit dem dazugehörigen „Pfarrplan 2030“ befasste sich die Synode des Weikersheimer Kirchenbezirks.

Die Zahl der Gemeindemitglieder, die Finanzkraft und auch die Zahl der Pfarrer sinken in der evangelischen Kirche. In den nächsten Jahren, so führte der Synodalvorsitzende Dr. Mathias Gutemann aus, gingen die zahlreichen Pfarrer der Babyboomer-Jahrgänge in den Ruhestand. Das seien rund 30 Prozent aller Pfarrerinnen und Pfarrer. Darum verringere die Landeskirche mit dem „Pfarrplan“ die Zahl der Pfarrstellen und verteile sie gerecht auf städtische und ländliche Bereiche.

So werde auch eine altersgleiche Verteilung der Personen im Pfarrdienst erreicht und den gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung getragen. Die „Pastorationsdichte“, also die Zahl der von einem vollbeschäftigen Pfarrer zu betreuenden Personen, werde dabei bis zum Jahr 2030 auf 1800 steigen. Danach falle sie (wegen der zurückgehenden Gemeindegliederzahlen) allmählich wieder ab und erreiche etwa 2045 das Niveau von 2021.

Aufgrund dieser Entwicklungen, so der Vorsitzende, müsse nun auch die Zahl der Pfarrstellen zurückgehen. Sonst stiege die Zahl der unbesetzten Stellen ständig an – und davon „wären mit großer Wahrscheinlichkeit die Ränder der Landeskirche besonders betroffen“. Insofern stärke der Pfarrplan den Pfarrdienst im ländlichen Raum – auch hier im Kirchenbezirk.

„Regio-Lokalität“

Allerdings werde es in Zukunft nötig sein, mehr als bisher die „Regio-Lokalität“ in den Blick zu nehmen und „für die gibt es bereits viele gute Beispiele in unserem Kirchenbezirk“. Nötig vor Ort seien dabei ein Teil der Gottesdienste, Angebote für mobilitätseingeschränkte Zielgruppen, Kasualien, Besuchsdienst und Seelsorge. Dem Bereich „Nachbarschaft“ fielen zu: ein Teil der Gottesdienste, Konfirmandenunterricht, Jugendarbeit und Schulsozialarbeit, Mitarbeiterschulung und das Pfarrbüro (künftig „Assistenz der Gemeindeleitung“ genannt). Zum Bereich „Region“ gehörten Angebote für große Reichweiten wie Kirchenmusik und Jugendkirche, Kasualien für nicht örtlich vernetzte Menschen, Einrichtungen mit besonderer Fachkompetenz wie Fachberatung Kindertagesstätten, Bildungswerk oder Jugendwerk und die regionale Verwaltung.

Fusion erschwert Planung

Die konkrete Planung für den Weikersheimer Bezirk werde erschwert durch die Fusion mit den Bezirken Künzelsau und Öhringen, die Anfang 2025 in Kraft treten soll, und die noch nicht abgeschlossene landeskirchliche Planung der Sonderpfarrstellen. Nach jetzigem Stand sei damit zu rechnen, dass von den derzeit 16 Pfarrstellen (entsprechend der Zielvorgabe für 2024) bis 2030 noch 13,25 übrig blieben. Dazu komme eine halbe „Transformationsstelle“ mit regionalen Aufgaben in den Bereichen Diakonie, Bildung oder Seelsorge.

Für die einzelnen Distrikte hatte der Pfarrplansonderausschuss auf dieser Grundlage Vorschläge erarbeitet. Im Distrikt Weikersheim, der den Dekanatssitz verliert, wird Weikersheim-Neubronn demnach auf 1,5 Stellen reduziert. Der Creglinger Distrikt spart eine Stelle ein, indem die Verbundkirchengemeinde „Braunecker Land“ statt 1,5 nur noch eine Stelle bekommt. Finsterlohr-Schmerbach-Lichtel wird auf eine halbe Pfarrstelle reduziert, dem dortigen Pfarrer soll aber zusätzlich die halbe bezirkliche Transformationsstelle übertragen werden. Bei drei Pfarrstellen bleibt es im Distrikt Niederstetten. Allerdings muss der Pfarrer von Vorbachzimmern ein Viertel seines Auftrags bezirklichen Aufgaben widmen.

Unterschiedliche Vorschläge

Zwei unterschiedliche Vorschläge gibt es für den Distrikt Bad Mergentheim (mit Igersheim). Bei der Variante 1 bleiben alle Pfarrstellen erhalten. Der Pfarrer von Igersheim ist künftig mit einem Viertel seines Auftrags für bezirkliche Aufgaben zuständig. Der Pfarrer von Wachbach-Herbsthausen verliert seinen Teilauftrag in der Krankenhausseelsorge, bekommt aber mit einem halben Auftrag die Kirchengemeinde Hollenbach dazu. Diese liegt allerdings im Kirchenbezirk Künzelsau und hat es bereits abgelehnt, zum Pfarramt Wachbach zu kommen, selbst wenn man ab 2025 zu einem gemeinsamen Kirchenbezirk gehört.

Eine zweite Variante für den Bad Mergentheimer Distrikt sieht daher vor, dass das Pfarramt Neunkirchen gestrichen wird. Die Kirchengemeinden Neunkirchen und Althausen kämen dann zum Pfarramt Wachbach, Edelfingen zu Bad Mergentheim – das dafür von zwei auf zweieinhalb Stellen erweitert wird.

In Gesprächsgruppen wurden die Vorschläge von den zur Synode versammelten Kirchengemeinderäten und Pfarrern diskutiert. Derzeit sind die örtlichen Kirchengemeinderat am Zug, bis zum 30. September haben sie das Ergebnis ihrer Beratungen dem Bezirk vorzulegen.

Bei der Bezirkssynode am 17. November gibt es dann einen Zwischenbericht, den endgültigen Beschluss auf Bezirksebene fällt die Synode im nächsten Frühjahr. Abschließend entscheidet die württembergische Landessynode im Sommer 2024. peka

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