Bad Mergentheim. Mit einer traditionellen Feier im sehr gut besuchten Bad Mergentheimer Kursaal begingen am Sonntagnachmittag der Landfrauenverband und der Bauernverband Main-Tauber-Kreis in Kooperation mit der Kurverwaltung das diesjährige Erntedankfest. „Dankbarkeit verändert einen auch selber, weil wir uns bewusst werden, dass vieles, was wir haben und täglich brauchen, keineswegs selbstverständlich ist. Vielmehr braucht es Mühen, Arbeit, Engagement, Wissen und Gottes Segen, um alles gelingen zu lassen. Das Bewusstsein darüber macht uns zufriedener, glücklicher und dankbarer“, hob Reinhard Friedrich, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Main-Tauber, als Fokus dieser Erntedankfeier hervor. Dazu hieß er neben vielzähligen Besuchern unter anderem zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Kommunen, Wirtschaft und Institutionen willkommen.
Florian Busch, Erster Landesbeamter des Main-Tauber-Kreises, bezeichnete Erntedank als Ritus, vermutlich beginnend seit der menschlichen Sesshaftwerdung. „Wir waren heuer zeitweise aufgrund längerer Trockenphasen wieder besorgt über den Ernteertrag“, erinnerte er vor allem an das Frühjahr. „An Gottes Segen ist alles gelegen“, zitierte Busch eine alte Volksweisheit, dass dies Grundlage für Erfolg, Glück und Wohlstand sei. „Dass wir gedeckte Tische haben und mit Lebensmitteln ausreichend versorgt sind, ist nicht selbstverständlich und häufig nicht in den Gedanken vieler Menschen präsent“, unterstrich er. „Wer hart gearbeitet hat, darf auch genussvoll feiern“, sagte der Erste Landesbeamte, verbunden mit einem Dank speziell an die Landwirtschaft.
Ursprünglich eine Feier der Bauern und Landgemeinden
„Das seit Jahrhunderten tief in unserer Kultur verwurzelte Erntedankfest war ursprünglich eine Feier der Bauern und Landgemeinden, da das Überleben von der Ernte auf den Feldern abhing“, blickte der Bad Mergentheimer Kurdirektor Sven Dell zurück. „Heute, wo Supermarktregale fast ganzjährig gefüllt sind, erscheint uns dieser Bezug manchmal fern. Doch gerade deshalb ist Erntedank aktueller denn je, da es uns ermahnt, dass wir nicht unabhängig von der Natur sind, sondern von ihr leben – von ihrer Kraft, ihrem Reichtum und ebenso von ihrer Verletzlichkeit“, gab er zu bedenken.
„Für mich bedeutet Ernte gleichermaßen, die Früchte unserer gemeinsamen Anstrengungen zu sehen. Wir ernten in unserer Stadt, Region und Gemeinschaft den Erfolg einer lebendigen sowie vielfältigen Kulturlandschaft. Insbesondere die Vielfalt zeigt uns, wie viel wir gemeinsam erreichen können, macht uns allerdings auch bewusst, dass wir gut darauf achten müssen, damit sie in Zukunft weiter bestehen bleibt“, meinte Dell. Diesbezüglich plädierte er für ein notwendiges und verantwortungsvolles Umdenken hin zu nachhaltigen Anbauformen, regionalen Kreisläufen und einem respektvoll schonenden Umgang mit Ressourcen.
Hitzeperiode von Ende Juni bis Mitte Juli
In einem Rückblick auf die diesjährigen Bedingungen berichtete Reinhard Friedrich unter anderem über eine geringere Heuernte und den reduzierten Lagergetreidebestand aufgrund des trockenen Frühjahrs. Zudem habe die Hitzeperiode von Ende Juni bis Mitte Juli für ein sehr schnelles Abreifen des Getreides und einem frühen Erntebeginn geführt. „Es gab weniger Pilzkrankheiten und so konnten wir mit weniger Pflanzenschutz auskommen“, teilte der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Main-Tauber mit. Auch in diesem Jahr habe sich bewiesen, wie wichtig die landwirtschaftliche Tierhaltung für eine funktionierende und effektive Nahrungsmittelproduktion sei, denn nur so könne aus Klee und Gras sowie bereits angekeimten Getreide wieder ein hochwertiges Lebensmittel werden.
„Erntedank, mehr als nur Ernte – was können wir ernten?“ lautete das Motto eines Festvortrages von Marie-Luise Linckh. Die Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft und Inhaberin eines landwirtschaftlichen Betriebs in Vaihingen/Enz-Pulverdingen ist unter anderem seit 18 Jahren Kreisvorsitzende der Landfrauen Ludwigsburg. Von Frühjahr 2016 bis Frühjahr 2025 war sie Präsidentin des Landesverbandes Württemberg-Baden. „Was können wir im übertragenen Sinn ‚ernten‘ - Freundschaft, Familie, Erfahrung und Wissen“, verdeutlichte Marie-Luise Linckh anhand einiger parabelhafter Geschichten und Erzählungen. „Alles“, habe in einem Laden ein Engel dem Kunden auf die Frage geantwortet, was dort verkauft werde. Der habe sich daraufhin gute Freunde, verständnisvolle Menschen, gute Noten in der Schule, viel Zeit für sich selbst und Frieden für alle Menschen gewünscht. „Sie haben mich missverstanden. Wir verkaufen keine Früchte, wir haben lediglich den Samen“, stellte der Engel klar. „An dieser Geschichte sehen wir den starken Zusammenhang zwischen Samen, Früchten und der Ernte“, erklärte die Referentin, die zu Beginn von Margret Beck, Kreisvorsitzende der Landfrauen Main-Tauber, vorgestellt wurde. „Unser Handeln hat Folgen sowohl für uns selbst als auch für andere. Wenn wir Fairness, Ehrlichkeit und Mitgefühl in die Welt geben, prägen wir das Klima unseres Miteinanders. Säen wir aber Ungerechtigkeit oder Egoismus, dann ernten wir Misstrauen und Spaltung“, stellte die Rednerin die Bezüge zu Saat und Ernte her.
Als wertvolle Unterstützung wahrgenommen
Für seine besonderen Verdienste wurde heuer der Maschinenring Tauberfranken als ein erneut wesentlicher Höhepunkt der Erntedankfeier mit der traditionellen Erntekrone ausgezeichnet, die von dem langjährigen Vorsitzenden Bernhard Hirth, seinem Nachfolger Volker Werr und Geschäftsführer Rüdiger Volk sichtlich berührt in Empfang genommen wurde. „Die Arbeit des Maschinenrings Tauberfranken wird von den Bauern im Ringgebiet als wertvolle Unterstützung wahrgenommen“, begründete Friedrich die Ehrung, die er zusammen mit der Landfrauen-Kreisvorsitzenden Margret Beck vornahm. „Diese Auszeichnung erfüllt uns mit Stolz und großer Freude, denn sie ist Zeichen hoher Anerkennung für unsere Arbeit sowie für Ihr hohes Vertrauen in uns“, dankte stellvertretend Rüdiger Volk.
Gefertigt wurde die diesjährige Krone abermals von Kornelia Fischer, Vorsitzende der Landfrauen Windischbuch und Mitglied des Kreisvorstandsteams. Außerdem hatte ein Landfrauenteam erneut die Kursaalbühne und die Tischreihen prächtig und aufwändig dekoriert. Musikalisch umrahmt wurde das Fest vom neu formierten und inzwischen rund 35-köpfigen Landfrauenchor „Singing Bees“ unter Leitung von Petra Bender sowie instrumental begleitet am Klavier durch Matthias Haas, evangelischer Pfarrer in Reinsbronn. Zusätzlich sorgte ein kleinerer Frauenchor der ganz besonderen Art bei dem Lied „Gemeinsamkeit, die uns stark macht“ mit lustigen Handpuppen im Stil der legendären Muppet-Show für beste Unterhaltung. Ein gemeinsam gesungenes Irisches Segenslied („Möge die Straße uns zusammenführen“) bildete den Abschluss des offiziellen Programms, bevor die Erntedankfeier bei einer Bewirtung durch den Landfrauenverein Wachbach gesellig ausklang.
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