Verein landwirtschaftliche Fortbildung Main-Tauber

Landwirtschaft: Wandel nicht aufhalten, sondern aktiv gestalten

Die Hauptversammlung des Vereins Landwirtschaftliche Fortbildung Main-Tauber in Markelsheim bot spannende Einblicke und Ehrungen.

Von 
Tillmann Zeller
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Bei der Hauptversammlung des Vereins Landwirtschaftliche Fortbildung Main-Tauber standen zahlreiche Ehrungen auf dem Programm. © Zeller

Bad Mergentheim. Die Hauptversammlung des Vereins Landwirtschaftliche Fortbildung (VlF) Main-Tauber fand im Saal der Weingärtnergenossenschaft Markelsheim statt. Die Mitglieder erwartete ein gemeinsames Vesper, die Regularien mit Ehrungen und ein spannender Vortrag des Trainers und Coaches Eberhard Breuninger.

Der Leiter des Landwirtschaftsamtes, Marcus Köhler, ist auch Geschäftsführer des VlF. Er berichtete über die Tätigkeit von Vorstand und Ausschuss. In 22 Vortragsveranstaltungen wurden 2.714 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Präsenz und Online fortgebildet. Im Bereich Ernährung erfuhren bei 121 Veranstaltungen 2.412Teilnehmer in Präsenz und online aktuelle Informationen. Auf der Lehrfahrt im nördlichen Kreis wurden spannende Projekte besucht. Erstmals war das von Conny Lehr ins Leben gerufene Schlepperkino eine Attraktion. Es findet genauso wie die erfolgreiche Nacht der Landwirtschaft dieses Jahr wieder statt. Die Mitgliederzahl sank aufgrund der Alterspyramide von 1295 im Jahr 2014 auf 780 zum Jahresende 2024. Diese Entwicklung soll durch verstärkte Werbung gebremst werden. Dennis Silberzahn präsentierte einen erfreulichen Kassenbericht.

Goldene Meisterbriefe erhalten

Betriebswirtschaftliche Berichterstatter in der Landwirtschaft leisten eine wichtigen Dienst: Zuverlässig informieren sie zu bestimmten Terminen das Statistische Landesamt über Anbau- und Vorratsentwicklung innerhalb ihres landwirtschaftlichen oder weinbaulichen Betriebes. Geehrt für langjähriges Ehrenamt wurde Hubert Schäfer (Wertheim-Lindelbach) für 25 Jahre Ernteberichterstattung Reben und Weinmost und Roland Hepp (Külsheim-Vorderer Meßhof) für 25 Jahre Ernteberichterstattung Feldfrüchte und Grünland.. Die Auszeichnung für die Beteiligung an der Landesaktion„Gläserne Produktion 2024“ ging an die Bender Eis GbR, Creglingen-Sechselbach.

Auf ihre goldene Meisterschaft in der Hauswirtschaft oder Landwirtschaft können fünf Meisterinnen und 20 Meister zurückblicken. Sie erhielten ihre Goldenen Meisterbriefe: Heinz Bader,Niederstetten-Sichertshausen, Helmut Bayer Niederstetten-Rüsselhausen, Konrad Berberich, Freudenberg-Ebenheit, Friedrich Branz, Creglingen-Reutsachsen, Hermann Friedrich Emmert ,Niederstetten-Rinderfeld, Hans Fuchs, Creglingen-Schwarzenbronn, Willy Grün, Weikersheim-Elpersheim, Albert Haag, Lehrberg-Zailach, Paul Habel, Weikersheim-Neubronn, Maria Hemberger, Limbach-Heidersbach, Maria Kimmelmann Bad Mergentheim-Markelsheim, Georg Lanig, Lauda-Königshofen-Oberbalbach, Ludwig Leimbach Königheim-Gissigheim, Edmund Mark, Igersheim-Simmringen, Inge Melber, Niederstetten-Adolzhausen, Adolf Nicklas, Niederstetten-Oberstetten, Elfriede Pflüger, Weikersheim-Queckbronn, Hans Rössner, Creglingen-Reutsachsen, Archibald Roth, Großrinderfeld-Schönfeld, Wolfgang Schneider, Boxberg-Windischbuch, Alois Schreck, Königheim-Gissigheim, Bernhard Stang, Königheim-Gissigheim, Fritz Strauß, Creglingen-Schonach, Robert Vogel, Weikersheim-Neubronn und Rosa Zeller Mulfingen-Ailringen.

Spannende Aktivitäten und absolute Neuerungen sind für das laufende Jahr geplant. So wird am 25. Oktober beim Ball der Landwirtschaft im Kursaal Bad Mergentheim das Tanzbein geschwungen.Das Schlepperkino ist am 11. August und die Kreislehrfahrt führt am 4. September ins südliche Kreisgebiet und nach Mittelfranken.

Spannender Vortrag von Eberhard Breuninger

„Erkennen und Verändern. Wie wir uns fit für die Zukunft machen“ . Dies war das Vortragsthema des gelernten und studierten Landwirts , Trainers und Coach Eberhard Breuninger. „Sie als landwirtschaftliche Unternehmer oder landwirtschaftsnahe Menschen kennen sich aus mit Wandel. Heute - so scheint es - leben wir in einer Zeit des beschleunigten Wandels. Alte politische Systeme, alte Gewissheiten lösen sich auf, was hinterher kommt, wissen wir noch nicht wirklich. Neue Technologien wie die KI und der Quantencomputer können unsere Welt - und die Landwirtschaft - stärker prägen, als wir uns das heute vorstellen können,“ so der Redner.

Den Wandel aufhalten zu wollen, sei ein Kampf gegen Windmühlen, also sinnlos und aussichtslos, sagte der Vortragende. „Und Sie sind clever - Sie verschwenden Ihre Ressourcen nicht für aussichtslose Kämpfe. Hätten Sie es getan in der Vergangenheit, dann säßen Sie heute nicht hier“, ergänzte er.

Eberhard Breuninter blickte in die eigene Vergangenheit. „Mein Vater hatte Ende der 1950er Jahre den elterlichen Gemischtbetrieb mitten im Dorf noch übernehmen müssen. Zusammen mit meiner Mutter hat er einen Zuchtsauenbetrieb daraus gemacht, in der Scheune hat er auch noch 40 Bullen gemästet. Gleichzeitig hat er zu mir als seinem möglichen Nachfolger immer gesagt: „Überleg es dir gut, ob du einsteigen willst. Das mit dem Fortschritt und dem Wachstum wird nicht aufhören und unser Hof ist dafür zu klein.“

Breuninger wählte einen anderen Lebensweg. Er studierte Landwirtschaft, arbeitete anschließend fast neun Jahre für top agrar, bevor er sich vor 25 Jahren zusammen mit Claus Harten als Kommunikationstrainer, Berater und Coach selbständig gemacht hat.

„Wenn wir uns umschauen in der Region, gibt es viele Beispiele (im Großen wie im Kleinen) dafür, wie Menschen und Unternehmen mit dem Wandel umgegangen sind und wie sie ihn gestaltet haben. Solche Beispiele können uns dabei helfen, zuversichtlich zu bleiben, denn wenn wir wollen, dass vieles so bleibt wie es ist, dann muss sich vieles ändern“, betonte Breuninger. Der Redner führte anschließend die Leitsätze von Mittelständlern auf: „Nutze Deine Stärken, Deine Erfahrung und Deine Potenziale. Versuche jeden Tag, ein bisschen besser zu werden. Sichere Deinen Betrieb ab, damit Du Krisen überstehst. Denke global – und baue gleichzeitig Dein regionales Netzwerk aus. Entwickle möglichst viele Ideen – und wähle dann nur die besten aus. Streue Deine Risiken und erwarte nicht zu viel von der Politik“.

Das Veränderungsmanagement in der Industrie (neudeutsch Change Management) gelte auch für den landwirtschaftlichen Unternehmer. Man müsse ein Zielbild entwickeln („Wo wollen wir in fünf bis zehn Jahren stehen?“). Man müsse die eigenen Leute „mitnehmen“ und gewinnen für die notwendigen Veränderungsschritte. Negative Gefühle rund um die Veränderung solle man ernst nehmen und aus Fehlern lernen nach dem Motto „Ursachen suchen statt Schuldige“.

Wichtig sei es, die positive Psychologie einzusetzen mit dem Ziel, die Lebenszufriedenheit zu erhöhen. Mit der Positive-Leadership-Logik können die Potentialentfaltung gestärkt und besondere Kompetenzen der Mitarbeiter ausgebaut und eingesetzt werden. „Die Positive Leadership ermöglicht positive Emotionen, fördert das individuelle Engagement, schafft tragfähige Beziehungen, vermittelt Sinn in der Arbeit und macht Erreichtes sichtbar. Und so bringt es ein Sportler auf den Punkt. „Fang an, wo Du bist, nutze was Du hast. Tu, was Du kannst.“

In der Diskussion wurde von den Landwirten argumentiert, dass ihre unternehmerischen Entscheidungen zu stark von politischen Vorgaben abhängen und anders als bei einem Mittelständler etwa ein Stallbau eine jahrzehntelange betriebliche Festlegung bedeute.

In ihrem Schlusswort wies Vereinsvorsitzende Heidi Lang noch auf die kommenden Veranstaltungen hin.

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