Markelsheim. Endlich konnten sich die Mitglieder des Vereins Landwirtschaftlicher Fachbildung Main-Tauber wieder von Angesicht zu Angesicht in der Winzergenossenschaft Markelsheim treffen. Dem Verein gehören momentan 959 Personen an. Der frühere Leiter des Landwirtschaftsamtes, Meinhard Stärkel, stellte noch die Geschäftsberichte der Jahre 2021 und 2022 vor, danach übernahm sein Nachfolger Marcus Köhler .
„Im Jahr 2021 war die Corona-Pandemie der bestimmende Faktor, der keine Präsenzveranstaltungen ermöglichte. Nur die Versuchsfeldführungen und viele Online-Vorträge vermittelten die aktuellen Themen. So wurden mit 18 landwirtschaftlichen Vortragsveranstaltungen 3800 Teilnehmer und im Bereich Hauswirtschaft und Ernährung bildeten sich 900 Teilnehmerinnen fort. Mit Online-Kochworkshops wurde eine neue Zielgruppe erreicht“ schilderte Stärkel. „Im vergangenen Jahr 2022 waren wieder Präsenzveranstaltungen möglich. Die Online-Veranstaltungen zur Informationsvermittlung bleiben erhalten“ freute sich Stärkel.
Rolf Brauch war Regionalbeauftragter des Kirchlichen Dienstes auf dem Lande für Nordbaden. Zudem unterrichtete er an der Ländlichen Heimvolkshochschule in Mosbach-Neckarelz. Auch im Ruhestand berät er Landwirtsfamilien bei ihren Sorgen und Nöten. Landwirtschaftliche Familienbetriebe können eine starke Konstruktion sein. Doch wenn man als Familie zusammen lebt und arbeitet, sind Konflikte oft vorprogrammiert.
Krisen in der Landwirtschaft
Überlastung, Hofübergabe und Generationenkonflikte führen zu Spannungen, unter denen oft alle leiden. In seinem Vortrag „Grenzen und Krisen als Entwicklungschancen“ zeigte er Signale wie Grüne Kreuze, Schlepperdemos, hohe Selbstmordhäufigkeit und Depressionen als Krisen in den landwirtschaftlichen Betrieben auf.
Auch nehmen die Generationskonflikte zu, weil Jung und Alt unterschiedliche Vorstellungen haben. „Stillstand ist Rückschritt“ heißt es, manche Bauernfamilien droht dieser „Wachstumszwang“ zu erdrücken. Dabei gibt es auch den Weg, „besonders“ zu sein. Letztlich geht es darum, seinen Gewinn zu erwirtschaften. Deshalb ist es wichtig, zu den Besten zu gehören. Das nimmt den Druck, groß sein zu müssen.
Dabei ist es entscheidend, große Margen zu haben. Als Grundvoraussetzung gilt es dazu, seine Buchführung ehrlich und ordentlich zu machen, zu verstehen und entsprechend im Management zu handeln. Hier ist Nachholbedarf von der Ausbildung bis zur betrieblichen Praxis und Beratung festzustellen. Viele betriebliche Entscheidungen haben Blindflugcharakter. Die Wirklichkeit wird sich schöngerechnet. Mit all den Folgen wie Arbeits- und Fremdkapitalbelastung.
In vielen Fällen ist das Grundproblem mangelhafte Kommunikation. Und die in bäuerlichen Kreisen verbreitete, unausgesprochene Erwartungshaltung „Der oder die wird schon wissen, was er oder sie da macht!“ Gerade Männer sind oft wahrhafte Sprachökonomen, nämlich höchst sparsam mit Worten.
Dauer-Angriffsmodus
In familiären Konfliktsituationen wird schnell und heftig Anderes und Fremdes abgewertet. Zum Beispiel, wenn Junge und Alte, Männer und Frauen andere Wege gehen als erhofft. Das schafft immer Rechtfertigungsdruck und Konfrontation. Die Benennung von Problemlagen wird in der Landwirtschaft oft als Angriff auf anwesende Personen verstanden. Das ist auch der Unsicherheit und dem Dauer-Angriffsmodus durch Gesellschaft und Medien geschuldet, wie es manche Landwirte sehen. Da hilft eine große Portion Selbstwertgefühl und Gelassenheit. Traditionell in den Wintermonaten ehrt das Statistische Landesamt seine landwirtschaftlichen Sachverständigen, sofern sie auf 25, 40, 50 oder gar 60 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit zurückblicken können.
Aus dem Landkreis Main-Tauber wurden folgende Berichterstatter geehrt: Hermann Kellermann junior für seine fünfzigjährige Mitarbeit und Daniel Baumeister für seine vierzigjährige Mitarbeit als ehrenamtlicher Berichterstatter. Sie standen über Jahrzehnte hinweg im Dienste der amtlichen Statistik und haben damit ihren Teil zur Bereitstellung grundlegender Daten für die Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung beigetragen.
Vertrauen stärken
Die Aktion „Gläserne Produktion“ hat zum Ziel, das Vertrauen der Verbraucher in die regionale Lebensmittelproduktion zu stärken und zur Darstellung weiterer Funktionen und Leistungen der Land- und Ernährungswirtschaft für die Gesellschaft beizutragen. Vor allem junge Menschen sollen von diesen Maßnahmen angesprochen werden. Nach fünfzig Jahren hauswirtschaftlicher oder landwirtschaftlicher Meisterprüfung wurden mit dem Goldenen Meisterbrief Theo Bundschuh, Gisela Hönninger, Rita Dittmann, Walter Götzinger und Otto Henn geehrt.