Bad Mergentheim. Die Kommunalwahlen stehen vor der Tür. Der ,Arbeitskreis „Energie und Umwelt“ der Naturschutzgruppe Taubertal sowie der „Grüne Gockel“ der evangelischen Kirchengemeinde Bad Mergentheim veranstalteten deshalb am Montagabend mit Vertretern aller im Gemeinderat vertretenen Parteien sowie den neu antretenden Listen „Pro Bad Mergentheim“ und „Liste Kreis“ eine Podiumsdiskussion im evangelische Gemeindehaus.
Übergeordnetes Thema des Abends war „Kommunaler Klimaschutz und Biodiversität in Bad Mergentheim“. Nach der Begrüßung durch Ulrich Horst-Enzian als Vertreter der Kirchengemeinde und Manfred Gaupp vom Arbeitskreis „Energie und Umwelt“ wurde auf die vier großen Themenkreise des Abends hingewiesen: erstens geplantes Kommunales Klimaschutzkonzept von Bad Mergentheim, zweitens Förderung der erneuerbaren Energien in Bad Mergentheim sowie der biologischen Vielfalt im Stadtgebiet, dritten kommunale Wärmeplanung sowie viertens Quartierlösungen in der Kernstadt, auch in den Teilorten?
Viele Übereinstimmungen
Diese vier Themen wurden jeweils von Vertretern des Arbeitskreises „Energie und Umwelt“ vorgestellt, anschließend kamen die maximal zwei Minuten langen Stellungnahmen der Diskutanten – Thomas Tuschhoff (Grüne), Gerome Friedrich (Pro Bad Mergentheim), Franz Imhof (Freie Wähler), Alexander Kreis (Liste Kreis), Jan Westermann (FDP-Gemeinderatskandidat), Andreas Lehr (CDU) sowie Klaus Dieter Brunotte (SPD). Moderator war Michael Schmitt von den Weingärtnern Markelsheim. Welche Maßnahmen sie für den kommunalen Klimaschutz und eine zügige Reduktion der Co2-Emissionen für besonders wichtig halten, brachte viele Übereinstimmungen mit sich. „Gebäudesanierung- und dämmung“ nannte Klaus Dieter Brunotte, der gleichzeitig herausstellte, dass es „nicht nur eine Maßnahme gibt, wo wir handeln können, sondern viele“. Andreas Lehr forderte den Blick auf die „Effektivität“, verwies aber auch auf den begonnenen Waldumbau, eine „konsequente Sanierung“, entsprechende Vorschriften bei Neubaugebieten. Jan Westermann nannte ebenfalls Gebäudesanierungen, will aber auch „alle privaten Bauherren mit ins Boot nehmen“, um bei Neubauten und im Bestand Verbesserungen zu erwirken. Zudem gebe es eine „Fülle von Programmen, die beispielsweise einen Beitrag der Landwirtschaft unterstützen.“
„Viel Luft nach oben“
Alexander Kreis forderte „PV-Anlagen auf allen städtischen Gebäuden. Da ist leider viel versäumt worden in den vergangenen Jahren.“ Auch die Umstellung auf E-Fahrzeuge im städtischen Fuhrpark sowie beim Stadtbus regte Kreis an, der zudem „günstigere Preise bei den Ladesäulen für E-Fahrzeuge“ einforderte. Franz Imhof stimmte den Vorrednern zu und nannte den Verkehrsbereich „ein Handlungsfeld mit viel Luft nach oben“. Stadtverwaltung und Gemeinderat hätten schon vieles in die Wege geleitet. Gerome Friedrich sah die Bürgerbeteiligung als wichtig an, um möglichst viele Gebäude „auf Stand“ zu bringen, und sagte zu, Maßnahmen im Verkehrsbereich und bei der Energiewende „offen zu prüfen“.
Thomas Tuschhoff machte deutlich, „dass man wissen muss, wo es am meisten bringt und das dann abarbeitet“. Als Handlungsfelder benannte er „Wald, Verkehr, Heizung und Stadtbegrünung“. Alle Redner wiesen darauf hin, dass nicht nur in der Kernstadt, sondern auch in den Stadtteilen alle Möglichkeiten genutzt werden müssten.
Die erneuerbaren Energien standen danach im Fokus. Gefragt nach den Möglichkeiten, die Bürger noch stärker von Windkraft und Freiflächenphotovoltaik profitieren zu lassen, meinte Alexander Kreis, dass man die Bürger „mitnehmen muss“, etwa mit genossenschaftlichen Betreibermodellen, die „vor Ort Einkommen generieren“. Das städtische Förderprogramm für so genannte Balkonkraftwerke sei „leider ausgelaufen“ und sollte wieder aufgelegt werden. Die Stadt müsse da „mehr Überzeugungsarbeit leisten“, sagte Franz Imhof. Zudem gelte es, das „gesamte Stadtgebiet“ im Blick zu behalten. Gerome Friedrich forderte, solche Projekte „nicht von oben, sondern von unten anzugehen. Wenn die Bürger nicht mitmachen, scheitert es.“ Man müsse die „Menschen gewinnen“ forderte Thomas Tuschhoff. Es gebe viele „erfolgreiche Konstruktionen“ der Bürgerbeteiligung an solchen Anlagen, und nicht nur das Stadtwerk, sondern auch „private Investorengruppen wie etwa Genossenschaften“ seien gefordert.
„Bürger mitnehmen“
„Wir müssen die Bürger mitnehmen, auch und besonders in den Stadtteilen“, forderte Klaus Dieter Brunotte. Das sei „in der Vergangenheit nicht immer ideal gelaufen“. Dass diese Investitionen „Einkommen vor Ort“ schaffen, erleichtere die Akzeptanz. Andreas Lehr sah die Landwirte als wichtige Ansprechpartner bei der Bürgerbeteiligung. Es gelte, „Interessen abzuwägen“, denn „ohne die Bürger geht es nicht“. Jan Westermann will „die Zustimmung fördern und besonders die Landwirte gewinnen, um Stromerzeugung vor Ort „für alle attraktiv“ zu machen. Um die Biodiversität vor Ort zu fördern, gebe es viele Möglichkeiten, machten die Diskutanten deutlich. „Wenn die Flächen entsprechend bewirtschaftet werden, profitiert das Insektenleben“, erklärte Jan Westermann. Er nannte dabei den Wald, städtische Grünanlagen sowie die Landwirtschaft. „Förderprogramme nutzen und die Flächeneigentümer für die Umsetzung gewinnen“ könne der Natur helfen.
„An einem Strang ziehen“
Andreas Lehr nannte beispielgebend den Waldumbau, sah aber in den Landwirten „wichtige Partner“. Und nicht zuletzt seien auch die Bürger mit am Zug. Von „gemeinsamen Aufgaben der Stadt und der Bürger“ sprach Klaus Dieter Brunotte. Städtische Grünflächen und Trockenhänge, aber auch Hausgärten könnten zu wahren „Schatzkammern“ werden, wenn „alle an einem Strang ziehen“. Es gelte, alle Seiten anzusprechen und „Überzeugungsarbeit zu leisten“. Thomas Tuschhoff sah „nicht nur die Stadt in der Pflicht“, sondern „alle Bürger.“ Gerome Friedrich sagte zu, „Ideen aufzunehmen und zu nutzen“. Alle Grundstückseigentümer seien gefordert. Und Alexander Kreis merkte an, dass jeder Gartenbesitzer der Natur helfen könne. Wenn städtische Grünflächen weniger oft gemäht würden, hätten auch dort Insekten bessere Chancen.
Letzter Punkt war die „Wärmewende“ – eine große Herausforderung angesichts der Tatsache, dass aktuell 67 Prozent der städtischen Gebäude noch mit fossilen Brennstoffen beheizt werden. Wie man bis 2040 klimaneutral werden könne, wollte Schmitt dann von den Diskutanten wissen. „Da gibt es viele Möglichkeiten, man muss sie nur nutzen“, sagte Thomas Tuschhoff und nannte beispielgebend den weiteren Ausbau der Fernwärmeversorgung sowie die Wärme-Rückgewinnung aus dem Abwasser. Ganz wichtig sei dabei, „die Alternativen aufzuzeigen“. Auch Gerome Friedrich betonte, dass „vieles machbar ist, wenn man die Menschen überzeugen kann“.
Vieles gehe, sagte Franz Imhof. „Es gibt eine große Bandbreite des Handelns“, wenn man Zustimmung hat. Die Leute müssen sehen, dass sie profitieren, wenn sie mitmachen.“ In die Wege geleitet sei bereits vieles, betonte Imhof. „Das sei wichtig und richtig“, meinte auch Alexander Kreis. Jan Westermann sah es als Grundlage, „die Bürger mitzunehmen und zu überzeugen. Dann läuft auch der Prozess rund.“ Von einer „Fülle von Maßnahmen und Programmen, die man nutzen muss“ sprach Andreas Lehr. Auch er sah es als unabdingbar, „die Leute mit ins Boot zu nehmen“. Die Kommunale Wärmeplanung „ist nur ein Feld, die Stadt muss hierbei tun, was sie kann“, sagte Klaus Dieter Brunotte. Aber auch private Maßnahmen gelte es zu fördern.
In seinem Schlusswort meinte Brunotte, dass die Stadtverwaltung mitunter Anträge verzögere. Da müsse der Gemeinderat „Druck machen“, was auch Thomas Tuschhoff so sah. Andreas Lehr und Franz Imhof verwiesen darauf, „Bürgeranfragen aufzunehmen, auch wenn die Umsetzung nicht immer sofort machbar sei. Einig waren sich alle Diskutanten darin, dass entschlossenes Handeln „nicht nur nötig, sondern dringend ist“. Auch die Bürgerbeteiligung sahen die Männer auf dem Podium – tatsächlich war keine Frau dabei – als „immer wünschenswert“, allerdings sei die Beteiligung „verbesserungswürdig“.
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