„Heimat vor Ort“ bei Festwochenende mit Rückblick, Rundgang und Spende

Heimat und Fußball: 50 Jahre Spvgg Apfelbach/Herrenzimmern

Vereinsjubiläum mit buntem Programm. Höhepunkte waren ein Fußballturnier, eine historische Ortsführung und eine Spendenübergabe zugunsten des Kinderhospizdienstes.

Von 
Thomas Weller
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Ein Teil der teilnehmenden Teams beim Aktiventurnier mit Pokalstifter Deniz Uluer und dem Vorsitzenden Eberhard Wendt. © Thomas Weller

Apfelbach. Dreimal gefeiert hat die Spielvereinigung Apfelbach/Herrenzimmern ihr 50-jähriges Bestehen. Nach dem offiziellen Festakt im April und dem Jubiläumslauf im Juni kam am Wochenende mit einem Fest am Sportgelände die dritte Veranstaltung hinzu. Diese war verbunden mit der „Heimat vor Ort“-Reihe zum Jubiläum „50 Jahre Große Kreisstadt Bad Mergentheim“.

Fünf Mannschaften nahmen am Aktiven-Fußballturnier um den ersten von Deniz Uluer gestifteten Tuwa-Cup am Samstag teil. Unglücklicherweise blieb der sportliche Part der Festivität nicht vom Regen verschont. Gleichwohl wurde fair gekämpft und am Ende hatte der SV Wachbach die Nase vorn. Nach der Siegerehrung durch den Spvgg-Vorsitzenden Eberhard Wendt empfing Ortsvorsteher Hubert Scheidel die Gäste. Er erinnerte daran, dass nach der Vereinsgründung 1975 drei Tage vor Beginn der Runde gerade noch rechtzeitig die Zusage vom WFV zur Teilnahme am Spielbetrieb kam. Von der Stadt Bad Mergentheim habe die Spvgg immer volle Unterstützung erhalten. Bis 1980 wurde Sportplatzbau betrieben, parallel dazu wurden Umkleidekabinen geschaffen – alles in eigener Regie. Das notwendige Material war von der Stadt gestellt worden.

Der Stadtteil verdanke der Großen Kreisstadt so einiges: neben dem Sportgelände erwähnte Scheidel unter anderem die Aussegnungshalle, die Instandsetzung von Rathaus und Kirche, neue Abwasserkanäle, den Umbau der Schule zum Dorfgemeinschaftshaus, die Dorfentwicklung und das neue Baugebiet, dessen Plätze bereits alle vergeben seien.

Name nicht vom Baum abgeleitet, sondern vom Gewässer

Apfelbach wurde erstmals 1096 urkundlich erwähnt, blickte der Ortsvorsteher in die Historie zurück. Wobei sich der Name Apfelbach nicht vom Apfelbaum ableite, sondern vom gleichnamigen Gewässer. Apfelbach war damals in drei Orte aufgeteilt: Es gab zum einen Oberapfelbach – der heutige Apfelhof –, Mittelapfelbach am Hollerbrunnen kurz vor dem Abzweig nach Schönbühl sowie den heutigen Hauptort. Es habe neun laufende Brunnen sowie 18 Pump- oder Ziehbrunnen im Ort gegeben. Bis 2015 kam das Trinkwasser noch vom Hollerbrunnen, dann wurde Apfelbach ans Bodenseewasser angeschlossen. Der Hollerbrunnen und der Kaspersbrunnen speisen heute noch den Lochbach. „Früher“, so Scheidel, „hieß es einmal, der Apfelbach fließt durch Apfelbach. Zu meiner Schulzeit sprach man dann vom Lochbach“.

Ortsvorsteher-Kollege und Stadtrat Andreas Lehr richtete Grüße im Namen der Großen Kreisstadt Bad Mergentheim, des Oberbürgermeisters und des Gemeinderats an die Festbesucher. Er dankte für das gute Miteinander der Stadtteile und der Kernstadt und beglückwünschte Apfelbach zur guten Entwicklung in den letzten fünf Jahrzehnten. Die Spielvereinigung könne stolz auf ihr Jubiläum sein, das bereits gebührend gefeiert wurde. Für die nächsten 50 Jahre wünschte er dem Verein alles Gute sowie sportliche Erfolge.

Kleine Ortsführung mit interessanten Erkenntnissen

Bei einer kleinen Ortsführung mit Ortsarchivar Bernhard Ettwein und Ortsvorsteher Hubert Scheidel galt der St. Gumbert-Kirche und der nur wenigen bekannten Maria Lourdes-Kapelle im südlichen Ortsbereich. Ettwein, damals Grundschullehrer, war 2007 gebeten worden, einen Zeitungsartikel zum 250-Jahr-Jubiläum der Gumbertuskirche zu schreiben. Im Rottenburger Archiv habe er dafür einen Tag lang recherchiert. In den alten Büchern sei er allerdings nur auf eine St. Martinskirche gestoßen, den Namen des ursprünglichen Sakralgebäudes. Wie kam es dann zum Gumbert? In einem Brief des Markelsheimer Pfarrers Johann Adam Schreiber an den Würzburger Fürstbischof Graf von Seinsheim im Jahr 1756 berichtet der Geistliche, dass die Apfelbacher Kirche laufend überschwemmt sei. Er bat darum, die Martinskirche anheben und erweitern zu dürfen. Von Seinsheim gab seine Erlaubnis – unter einer Bedingung. Es gebe noch keine dem Heiligen Gumbert geweihte Kirche. Deshalb solle das Apfelbacher Gotteshaus umbenannt werden. Und so, betonte Ettwein, sei die Apfelbacher die einzige katholische Kirche auf der Welt, die den Namen St. Gumbert trägt.

Nach der Besichtigung des wertvoll ausgestatteten Kircheninneren ging es zunächst weiter zum schön gestalteten Dorfplatz. Hier hatte Ettwein eine weitere Überraschung parat: Der vermeintliche Apfel im Dorfwappen sei in Wirklichkeit wohl eine Hagebutte. Bis zum 20. Jahrhundert habe es im Dorf auch keine Apfelbäume gegeben, dafür aber Weinberge bis hinauf nach Herbsthausen.

Lourdes-Kapelle aus wertvollem Muschelkalk

Beim weiteren Rundgang ging es eine schmale Treppe hoch zur kleinen Maria Lourdes-Kapelle. Seit 1892 gab es hier eine Grotte mit Figuren aus wertvollem französischem Muschelkalk. 1904 wurde vor die Grotte die Kapelle gebaut. Im Inneren machte Ettwein auf die Marienstatue aufmerksam, die vom Südtiroler Holzschnitzer und Bildhauer Josef Rifesser geschaffen wurde. Von diesem stammen beispielsweise der Hochaltar der Kirche St. Jakob in Freising und der Marienaltar in der Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“ in Wien-Ottakring. 1905 kam das von Pfarrer Harsch bestellte Kunstwerk am Markelsheimer Bahnhof an und wurde mit einer Prozession nach Apfelbach transportiert. Er selbst, so Ettwein, habe vor dessen Tod noch schriftlichen Kontakt zum Sohn Rifessers gehabt. Dieser – selbst ein berühmter Bildhauer – habe ihm bestätigt, welche Bedeutung das Apfelbacher Käppele durch das Werk seines Vaters hat.

Wieder am Sportplatz, erfolgte die Übergabe einer Spende an den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Main-Tauber-Kreis. Diese Einrichtung für schwerkranke Kinder, Jugendliche und ihre Familien wird von Elsbeth Kiesel geleitet. Ihr Vater war es, der vor 50 Jahren die Gründung der Spielvereinigung initiierte. Nun konnte sie vom Vorsitzenden Eberhard Wendt einen Scheck über 700 Euro entgegennehmen. Das Geld kam beim Jubiläumslauf im Juni zusammen. Junge und alte Teilnehmer spielten dabei einen großen Ball von Herrenzimmern nach Apfelbach. Währenddessen wurde die Geldsumme gesammelt.

Seinen Abschluss fand das Samstagsprogramm bei einer Plattenparty mit Barbetrieb. Am Sonntag kickten die F- und E-Jugendlichen. Außerdem boten Kinder für Kinder gebrauchte Spielsachen und anderes auf einem Flohmarkt an.

Bernhard Ettwein gab historische Erläuterungen beim kleinen Ortsrundgang anlässlich der Reihe „Heimat vor Ort“. © Thomas Weller

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