Tierheim Bad Mergentheim

Große Team- und Tierverantwortung in Bad Mergentheim

Von 
Lilly Jost
Lesedauer: 
Katrin Rohrbach, Melanie Matzker, Jennifer Nagels und Julia Spyth-Kalicka (von links) kümmern sich liebevoll um Vierbeiner wie Kater Lux und Katze Bine. Die beiden Freigänger sind gerade in ihr neues Zuhause gezogen. © Lilly Jost

Bad Mergentheim. „Das ist kein Beruf, sondern eine Berufung“, beschreibt Katrin Rohrbach, die neue Leiterin des Tierheims Bad Mergentheim, ihre Arbeit. Ihr Engagement im Tierheim begann vor vielen Jahren zunächst ehrenamtlich mit Abenddiensten und Gassigehen. Um sich hauptberuflich um die Fellnasen kümmern zu dürfen, besuchte Rohrbach verschiedene Schulungen.

Seit 2010 ist sie als Tierpflegerin fester Bestandteil des Teams, das sich liebevoll um bedürftige Vierbeiner kümmert. Zu Beginn dieses Monats übernahm Katrin Rohrbach nun offiziell die Leitung des Tierheims von den beiden ehrenamtlichen Vorsitzenden des Tierschutzvereins, Heidrun Leiss-Schott und Jasmin Paul. Die Anforderungen, Aufgaben und die Anzahl der kranken wie auch schwierigen Tiere nimmt von Jahr zu Jahr stetig zu und macht das Vorhandensein einer sachkundigen Tierheimleitung, die in Vollzeit vor Ort sein kann, notwendig.

Morgens um 7.30 Uhr beginnt für Rohrbach und ihr Team die Arbeit. Im Regelfall sind immer zwei der vier Tierpflegerinnen vor Ort. Der Tag startet mit der Versorgung der Freigänger-Katzen, die auf dem Tierheim-Gelände leben. Haben alle ihr Futter und gegebenenfalls ihre Medikamente bekommen, geht es für die Tierpflegerinnen weiter zu den Hunden. Aktuell sind die Zwinger mit neun Hunden nahezu ausgelastet. Die Hunde müssen in den Auslauf, das Futter und Wasser aufgefüllt, das Bett neu gemacht und der Zwinger geputzt werden. In dieser Zeit kümmert sich die zweite Person um die Katzen und die Kaninchen.

Momentan sei es mit 13 Katzen ruhiger im Tierheim, berichtet Rohrbach. Ist das Tierheim voll, finden dort zehn Hunde, etwa 50 Katzen und sieben bis acht Kaninchen ein temporäres Zuhause. „Früher waren wir als Tierpflegerinnen oft allein im Einsatz“, berichtet Rohrbach. Doch inzwischen sei das hohe Arbeitspensum allein nicht mehr zu schaffen. Vor allem, wenn zusätzlich auch noch Notfälle hinzukommen.

Als Tierheimleitung fungiert Rohrbach als Bindungsglied zwischen Vorstand und Mitarbeiterinnen. Mit den Tierpflegerinnen Julia Spyth-Kalicka, Melanie Matzker und Tierpflege-Helferin Jennifer Nagels hat Rohrbach seit einiger Zeit ein beständiges Team.

Absprachen sind wichtig

Um als Team zu funktionieren, ist es wichtig sich abzusprechen. Bei einer gemeinsamen Kaffeepause am Vormittag kann das weitere Vorgehen geklärt werden. Die Katzenzwinger müssen gesäubert und die Tierheimbewohner beschäftigt werden. Dabei kennen die Tierpflegerinnen die Vorlieben ihre Schützlinge genau.

„Der eine spielt gerne mit dem Ball, der andere sucht gerne Leckerlis“, erzählt Rohrbach. Viel Zuwendung und Training brauchen die Vierbeiner. Schließlich erhöht eine gute Erziehung die Chancen, ein liebevolles Zuhause zu finden. Doch das braucht Zeit!

Für die Sorgen und Fragen der Zweibeiner ist im Tierheim grundsätzlich ein Anrufbeantworter geschaltet. „Wir rufen dann auch so schnell es geht zurück“, versichert Rohrbach und betont die Wichtigkeit, dass Anrufer eine Nachricht hinterlassen. „Wir können das Training oder die Versorgung der Tiere nicht ständig unterbrechen“, ergänzt Matzker.

Die Arbeit mit den Tieren ist nur ein Teil der vielen Aufgaben, die sich über den Tag anhäufen. „Wir sind Hausmeister, Gärtner. Wir sind Hygienefachkraft. Wir sind alles“, erzählt Matzke. Hackschnitzel im Auslauf auffüllen, Regenrinne putzen, eine gesprungene Fliese ersetzen – eine kleine Auswahl der Aufgaben rund um das Tierheim, die den vier Tierpflegerinnen spontan einfallen. Da die Instandhaltungskosten hoch sind und das Budget schmal ist, gilt es für das Team originelle Lösungen für die anfallenden Probleme zu finden. Der Tierheim-Neubau am Stadtrand von Bad Mergentheim ist das große Zukunftsziel, doch noch rollen die Bagger nicht.

Die Leitungsarbeit von Rohrbach beinhaltet auch, Anrufe von Interessenten oder Findern von Fundtieren anzunehmen, Kontakt mit dem Tierarzt und Pflegestellen aufzunehmen, Rechnungen zu bearbeiten, Statistiken zu erstellen, Material für Infostände vorzurichten und Bestellungen zu tätigen.

Neben dem Erstellen der Personalpläne müssen die ehrenamtlichen Gassigänger betreut und der Abenddienst koordiniert werden. Das Tierheim ist auf das große Engagement der Ehrenamtlichen angewiesen. Täglich um 18 Uhr beginnt der Abenddienst, bei dem sich ehrenamtliche Helfer in der Regel zwei Stunden Zeit nehmen, sich um die Tiere zu kümmern.

Verlässlichkeit gefragt

Bedauerlicherweise herrsche bei den Ehrenamtlichen „ein Kommen und ein Gehen“, so Rohrbach. „Wir brauchen engagierte Leute, die sich die Zeit nehmen, sich einlernen zu lassen und dann konsequent dabeibleiben“, betont Matzker. Auch beim Gassigehen mit den Hunden zählt das Tierheim auf zuverlässige Ehrenamtliche. Mit den Hunden spazieren zu gehen bedeutet Verantwortung. Die Vierbeiner im Tierheim haben alle ihre eigene Vorgeschichte. Daher ist es von großem Vorteil, wenn interessierte Gassigänger bereits Erfahrung mit Hunden mitbringen. Auch sind Rohrbach und ihr Team immer wieder darauf angewiesen, dass Privatpersonen Fundtiere zum Tierarzt zu fahren.

„Rundum ein Vollzeitjob“, so beschreibt Rohrbach ihre Arbeit im Tierheim. Dass sie mit ganzem Herzen und großer Leidenschaft dabei ist, lässt sich auf den ersten Blick erkennen. Rohrbach blickt gespannt auf die Veränderungen, die der geplante Tierheimneubau mit sich bringt: Mehr Tiere, mehr Abteilungen, neue Strukturen – ein Start von Null für das ganze Team. Aber bis es so weit ist, genießt Rohrbach die familiäre Atmosphäre in dem kleinen Tierheim.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten