Abschied

Einfühlsame Seelsorgerin mit geistlicher Stärke

Krankenhauspfarrerin Susanna Herr aus Bad Mergentheim wechselt in die Altenheimseelsorge nach Leonberg

Von 
Peter Keßler
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Zahlreiche Redner würdigten Offenheit und Kompetenz von Krankenhauspfarrerin Susanna Herr. (Von links) Pflegedienstleiter Klaus Rotter, Diakon Wolfgang Bork, Pfarrerin Susanna Herr, Dekanin Renate Meixner, Kirchengemeinderatsvorsitzender Ulrich Horch-Enzian, Pfarrerin Angelika Segl-Johannsen, Vorsitzender Dr. Carsten Köber, Direktor Michael Raditsch und Bürgermeisterstellvertreterin Manuela Zahn. © Peter Keßler

Bad Mergentheim. Caritas-Krankenhaus und Diabetes-Klinik verlieren eine außergewöhnliche Seelsorgerin. Bei der Verabschiedung von Pfarrerin Susanna Herr fand ihr kompetenter Einsatz uneingeschränkte Anerkennung. Dekanin Renate Meixner betonte beim Gottesdienst in der Caritas-Kirche, bei Susanna Herr hätten „Menschen in schweren Zeiten und in Grenzsituationen Zuwendung und Trost erfahren“. Auch für Mitarbeitende sei sie eine wichtige Ansprechperson gewesen. Dem Pfarrerkollegium habe sie ihre Sicht auf Seelsorge und Kirche vermittelt. Für ihren großen Einsatz und die gute Arbeit gebühre ihr herzlicher Dank. Danken wolle sie, so die Dekanin, aber auch dem Caritas-Krankenhaus für die „hohe Bewertung der Seelsorge“.

Für Direktorium und Mitarbeiter des Caritas-Krankenhauses dankte der Direktor Unternehmenskultur Michael Raditsch. Authentisch sei sie gewesen in ihren Begegnungen mit Patienten und Mitarbeitern. Vielerlei Sorgen habe sie mitgetragen und große Spuren hinterlassen. Zudem habe sie durch ihre Ausbildungskurse „Menschen auf den Weg gebracht, ihre Begabungen zu entdecken und einzusetzen“. Ihr Einsatz für den Kinderhospizverein zusammen mit dessen Koordinatorin Elsbeth Kiesel sei für Betroffene von hoher Bedeutung gewesen. Für die Diabetes-Klinik würdigte Pflegedienstleiter Klaus Rotter Susanna Herrs „Engagement, Offenheit und ihr großes Talent, freundlich auf Menschen zuzugehen“.

Die Menschen in ihrer Not ernst nehmen

Was Seelsorge kennzeichnet, skizzierte die scheidende Krankenhauspfarrerin in eindrücklichen „Schlaglichtern“ aus ihrer Arbeit. Da reichten, betonte sie, nicht „ein paar Weisheiten oder Bibelverse“, denn „Menschen spüren sehr genau, ob sie vertröstet werden sollen oder ob man sie in ihrer Not ernst nimmt“. Es gehe darum, „dass jemand da ist, der aktiv zuhört, das Leid ernst nimmt, es würdigt und nicht kleinredet – und aushält, dass es auf Vieles keine Antwort gibt“. So könne man „einen Raum eröffnen, in der der Untröstliche sein Tröstliches entdecken kann“. Dabei könne es auch unglaublich wichtig sein, „den Segen des Gekreuzigten und Auferstandenen zu empfangen“. Für die Seelsorgenden sei solche Arbeit oft belastend und „ich kann das alles nur, weil ich mich selber getragen fühle – die Kraft dafür kommt vom Gott alles Trostes“.

Der Gottesdienst wurde mitgestaltet vom Seelsorgeteam aus Pfarrer Hubert Klimek, Sr. Bincy und Ulrike Weiß. Die Orgel spielte Matthias Widmayer, der auch mit Ute Widmayer-Lange, Ulrike und Wolfgang Weiß als Vokalquartett zu hören war. Susanna Herrs Arbeit sei geprägt gewesen „von tiefem Einfühlungsvermögen, menschlicher Nähe und geistlicher Stärke“. Das betonte Bürgermeisterstellvertreterin Manuela Zahn. Eine verlässliche Begleiterin sei sie für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter gewesen – mit „offenen Ohren, tröstenden Worten und stillem Beistand“.

Die evangelische Krankenhauspfarrstelle ist eingebunden in die Kirchengemeinde der Kurstadt. So hob Kirchengemeinderatsvorsitzender Ulrich Horch-Enzian neben ihrer hohen Kompetenz in der Seelsorge an Kranken und Angehörigen auch ihre Verdienste für die Gemeinde hervor. „Sie war zur Verfügung, wenn Not am Mann – oder an der Frau – war“. Stets habe er sie als offen und zugewandt erlebt. Sie habe „zugehört und Menschen mit Herzenswärme begleitet“. In der gemeinsamen Seelsorgearbeit in der Diabetes-Klinik, so Diakon Wolfgang Bork, habe Susanna Herr wichtige Impulse gegeben. Viele Gottesdienste habe man miteinander gefeiert und „schon die Vorbereitungen waren eine wunderbare geisterfüllte Tätigkeit“. Gemeinsam habe man auch „ein gutes Standing der Seelsorge in der Klinik“ aufgebaut. Für die Kollegen sprach Pfarrerin Angelika Segl-Johannsen. Sie charakterisierte Susanna Herr als „einfühlsame, emotionale Seelsorgerin, die dem Caritas bitter fehlen wird“. Durch die von ihr geleiteten Seelsorgekurse sei es ihr gelungen, eine kleine Schar engagierter ehrenamtlicher Seelsorgerinnen und Seelsorger zu hinterlassen.

Die Aussendungsgottesdienste für neue Hospizmitarbeiter habe Susanna Herr „würdevoll und festlich gestaltet“, betonte Dr. Carsten Köber, zweiter Vorsitzender des Ökumenischen Hospizvereins. Mit ihrer ruhigen und besonnenen Art habe sie die Vorstandssitzungen bereichert. Mit Dankesworten und einem gemeinsam gesungenen Segenslied verabschiedete sich Angelina Borth im Namen des Gottesdienstbegleitteams.

Susanna Herr übernimmt eine Profilstelle der Landeskirche für Alten- und Pflegeheimseelsorge und ist zuständig für konzeptionelle Arbeit und Weiterbildung in diesem Bereich. Außerdem übernimmt sie Gottesdienste und Seelsorge an der Samariterstiftung in Leonberg. Ihre bisherige Stelle in Bad Mergentheim ist bereits ausgeschrieben, es gibt aber noch keine Bewerbungen.

Umfangreiches Aufgabengebiet



Eine Vielzahl von Aufgaben hat Pfarrerin Susanna Herr bewältigt. Zu ihren Schwerpunkten gehörten neben Besuchen auf allen Stationen:

- Onkologie und Palliativstation.

- Aufbau von Betreuungsstrukturen bei frühen Verlusten (Fehl- und Totgeburten) zusammen mit Elsbeth Kiesel vom Kinderhospizdienst Sonnenschein mit Informationsmappe für die Eltern.

- halbjährliche Sternenkinderbestattung.

- Palliativgedenkfeiern zweimal jährlich.

- Mitwirkung an den Kursen des Caritas-Bildungszentrums.

- Seelsorgekurse am Seelsorgeseminar der Landeskirche für haupt- und ehrenamtliche Seelsorger.

- Übernahme von Gottesdiensten auch in der Schlosskirche.

- Übernahme von Beerdigungen.

- Mitarbeit in der 24-Stunden-Rufbereitschaft.

- Ökumenische Zusammenarbeit im Seelsorgeteam und der Diabetesklinik.

Freier Autor

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