"Pfad der Menschenrechte" - Amnesty-Einsatz für Menschenrechte ist Präventionsarbeit gegen Fluchtursachen

Ein ganz besonderer Spaziergang im Arkauwald

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Im Rahmen eines Heimattage-Spaziergangs auf dem Pfad der Menschenrechte weihte die Bad Mergentheimer Amnesty-International-Gruppe gemeinsam mit Gästen die neue Hinweistafel am Arkauwald-Parkplatz ein.

© Inge Braune

Bad Mergentheim. Im Rahmen der Heimattage und anlässlich der Publikation über den "Pfad der Menschenrechte" im Buch "Bad Mergentheim - Porträt einer Stadt" rief die Mergentheimer Amnesty-International-Gruppe zum Spaziergang im Arkauwald auf.

Vor acht Jahren hatte die Gruppe hier den Menschenrechtspfad eingeweiht. Kurz und knapp fassen 15 Tafeln jeweils paarweise die 30 Artikel der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" zusammen, auf die sich 1948 alle in der Uno versammelten Staaten verständigten. Diese vor 68 Jahren beschlossene Charta beschreibt, was weltweit jedem Menschen zusteht: Das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit etwa, das auf Gleichheit vor dem Gesetz, das auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; das Recht auf Asyl, das auf freie Wahl des Wohnsitzes.

Schon dieser kleine Auszug lässt erahnen, dass noch längst nicht alle Rechte allgemein und weltweit gelten - obwohl sich die Uno-Mitgliedsstaaten mit der am 10. Dezember 1948 erfolgten Verabschiedung der UN-Menschenrechtscharta verpflichtet haben, ihre Verwirklichung durchzusetzen.

Es bleibt ein langer Weg, um dem Verbot von Sklaverei, Sklavenhandels oder Folter weltweit Geltung zu verschaffen. Noch immer ist die Menschenrechtscharta kein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag - und wie leicht auch aus diesem Grund Staaten etwa mit Notstandsgesetzen den Schutz vor willkürlicher Verhaftung, das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren oder das Recht auf Meinungs- und Informationsfreiheit aushebeln, wird der Welt in mehreren Ländern vorgeführt.

Artikel 12 etwa schützt die Freiheitssphäre des Individuums und formuliert unter anderem den Anspruch jedes Einzelnen auf rechtlichen Schutz gegen Angriffe auf seine oder ihre Ehre und seinen oder ihren Ruf. Es reicht ein kurzer Blick ins Internet, um festzustellen, dass man sich hierzulande schwertut, diesem Anspruch zu genügen. Wie sieht es aus mit Artikel 23, der das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit festschreibt? Es macht in Deutschland einen finanziell deutlichen Unterschied, ob ein Mensch die Arbeit als fest Beschäftigter oder als Leiharbeiter ausführt. Wie halten es die Deutschen mit den Menschenrechten? Genügt es, sich "überfordert" zu fühlen, um angesichts von hie Flüchtlingszuwanderung und da Menschenrechtserklärung nicht unbedingt in feinstem Ton über "Obergrenzen" und Residenzpflicht zu streiten?

Und andererseits: Wie geht man hierzulande um mit Zwangsheiraten und Kinderehen, die zwar den Gepflogenheiten anderer Kulturkreise entsprechen, keineswegs aber Artikel 16 der Menschenrechtserklärung, der vorschreibt, dass Ehen "nur auf Grund der freien und vollen Willenseinigung der künftigen Ehegatten" geschlossen werden dürfen?

Gar nicht so einfach, die Sache mit den Menschenrechten, auf der die weltweite Arbeit Amnesty International basiert, so Christa Zechlin, langjährige Sprecherin der 1977 gegründeten Bad Mergentheimer Gruppe 1626. Auch in der Kurstadt seien die Folgen von Konflikten, die durch die Nichteinhaltung und Unterdrückung der Menschenrechte entstehen, zu spüren, so Gruppensprecher Stefan Kneifl. "Viele Geflüchtete würden gern wieder in ihre Heimat zurückgehen, wenn sie dort Sicherheit und Menschenrechte vorfinden würden." "Unseren Einsatz für die universellen Menschenrechte sehen wir als Präventionsarbeit", erläuterte der Gruppensprecher, der beim Spaziergang auf dem Pfad der Menschenrechte und zur Einweihung der neuen Hinweistafel am Arkauwald-Parkplatz zu gern auch OB Glatthaar und Dekan Skobowsky begrüßt hätte.

Es wurde viel diskutiert während der Wanderung mit 20 Teilnehmern, am Parkplatz und auf dem Sonnenuhrenplatz, wo die Gruppe viel Infomaterial und Petitionslisten bereithielt. Freuen würde sich die Gruppe über mehr Anfragen von Schulklassen und Vereinen, denn "die Thematik ist hoch aktuell - und viel zu wenige Menschen kennen die 30 Artikel wirklich." Dabei ist es ganz einfach: Als PDF ist die Menschenrechtscharta (www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf) im Internet abrufbar - die AI-Gruppe hat immer einen Vorrat des vor zwei Jahren erschienenen Heftchens mit den 30 Artikeln parat.

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